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UKW-Frequenzen
Kampf um die Plätze im Äther

UKW-Frequenzen sind immer noch der wichtigste Verbreitungsweg für Radiosender. Um sie gibt es weiter Verteilungskämpfe. Trotzdem oder gerade deshalb müssen sich Verantwortliche Gedanken über die Zukunft ihrer Sender machen - im Moment besonders in München und Leipzig.

Von Carina Fron |
    DAB+-Radio
    UKW-Frequenzen sind weiter begehrt - auch wenn viele Sender mittlerweile auch über DAB+ zu empfangen sind. Allerdings haben die wenigsten Hörer im Moment eines. (dpa / Sebastian Gollnow)
    Der Münchener Ausbildungssenders "Afk M94.5" sendet seit dem 1. September über DAB+ und nicht mehr per UKW. Ein Schritt in die digitale Zukunft, würden Befürworter sagen. Johannes Vogl hat hingegen gemischte Gefühle:
    "Ich glaub, es ist jetzt noch etwas zu früh, um zu sagen, ob das jetzt schade ist oder nicht. Wenn wir uns in einem Jahr noch einmal unterhalten und ich sehe, was haben wir im letzten Jahr auf die Beine gestellt, dann kann ich das beurteilen."
    Der ehemalige Volontär bei "Afk M94.5" und dem Fernsehpendant "Afk tv" kümmert sich um die Umstellung des Ausbildungssenders: Weg von UKW - hin zu DAB+. Eine Veränderung, für die sich die angehenden Journalisten nicht ganz freiwillig entschieden haben. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien hat ihre namensgebende UKW-Frequenz Anfang des Jahres neu verteilt. Die kommt jetzt dem privaten Sender "Rock Antenne" zu Gute, der seine Reichweite damit steigern kann. Ehemalige und aktuelle Mitarbeiter, aber auch Zuhörer und Studiogäste des Ausbildungsradios konnten diesen Schritt nicht verstehen.
    "Wir haben ganz viele Videos von wirklich prominenten Menschen aus der Münchner und aus der bayrischen Szene, die gesagt haben: Hey, uns ist es wichtig, dass die Medienausbildung in Bayern oder München weiterhin so geschätzt wird, und dass es eben eine UKW-Frequenz gibt. Man darf sich nichts vormachen: So ´ne Relevanz von einem Radiosender ist immer noch abhängig von der UKW-Frequenz."
    DAB+-Vorreiter Bayern
    Doch in Bayern gibt es bereits in jedem fünften Haushalt DAB+. Damit führt das Bundesland die Tabelle momentan an, gefolgt von Sachsen und Baden-Württemberg. Das geht aus dem Digitalisierungsbericht 2017 der Medienanstalten hervor. Sven Knobloch glaubt dennoch an die Bedeutung von UKW. Der Medienwissenschaftler arbeitet an der Universität Leipzig und ist gleichzeitig in der Programmdirektion des ansässigen Ausbildungssenders "Mephisto 97.6".
    "Gregor Gysi hat uns letztens mal ein Stundeninterview für eine Sendung gegeben. Das hätte er glaub ich nicht gemacht, wenn er nicht wüsste, dass wir auch auf UKW verbreiten. Das hat einfach einen anderen Stellenwert. Deswegen glaub ich, dass es für die Ausbildung und für uns als Ausbildungssender immer noch sehr wichtig ist."
    "Mephisto 97.6" war 1995 das erste Hochschulradio in Deutschland, dem eine UKW-Lizenz erteilt wurde. Deshalb verstehen sich die Macher schon immer als Lokalsender, nicht als Studentenradio. Auch wenn sie montags bis freitags nur vier Stunden am Tag senden. Dennoch hat sich "Mephisto" dazu entschieden, ebenfalls den Pfad Richtung DAB+ zu gehen. Auch sie haben den Fall von "Afk m94.5" in München verfolgt. Für eine mögliche Umwidmung oder die Abschaltung der UKW-Frequenz wollen sie nicht nur auf den Livestream setzten, meint Sven Knobloch.
    "Wir werden momentan noch nicht als der Internet-Sender wahrgenommen. Logischerweise, weil wir UKW-Frequenz haben. Das heißt unsere Abrufzahlen beim Internet-Livestream sind verschwindend gering. Da würdest du niemanden mit erreichen."
    "Die Zukunft ist digital"
    Sendeinhalte erweitern und auch am Wochenende berichten, das ist der Plan in Leipzig. Zudem wird es ein Rotationssystem geben, das zukünftig die Musik aussucht und alte Beiträge in den Live-Pausen abspielt, erklärt Chefredakteur Nico van Capelle:
    "Wir werden erst mal eine Ausbildung hinkriegen, die sich immer näher am tatsächlichen Arbeitsalltag orientiert durch einen 24-Stunden-Betrieb."
    Dann nur eben über DAB+. Ermöglicht wird ihnen das von der sächsischen Landesmedienanstalt. Sie stellt für ein Jahr die DAB+-Frequenz. Nicht verwunderlich, sind es doch gerade die Landesmedienanstalten, die DAB+ mit vorantreiben. Und das nicht ohne Grund, weiß auch Johannes Vogl von "Afk M94.5":
    "Man muss sich nichts vormachen: Die Zukunft ist digital. Trotzdem ist der Nutzer, bzw. die Verbreitungsart noch nicht soweit. Wenn immer noch UKW-Frequenzen vergeben werden, dann möchte man an diesem Ort dabei sein und klassisches Radio machen."
    Das unfreiwillige UKW-Ende versucht "Afk M94.5" als Chance zu sehen – um zum Beispiel das Thema Podcast voran zu treiben, stärker auf Social Media zu setzen und auch eine eigne Streaming-App zu entwickeln. Schritte, die auch "Mephisto 97.6" langfristig anstrebt. Nur, dass sie sich dabei sehr viel mehr Zeit lassen können. Denn noch haben sie ihre UKW-Frequenz.