Das am Samstag um 10 Uhr mitteleuropäischer Zeit endende Ultimatum wurde dem südkoreanische Verteidigungsministerium per Brief übermittelt. Darin ist von einem "Quasi-Kriegszustand" die Rede, in dem sich beide Ländern nun befänden. Südkoreas Vize-Verteidigungsminister, Baek Seung Joo rechnet nach eigener Aussage tatsächlich mit Angriffen. Er erwarte Aktionen des Nordens gegen jene elf Stellen an der entmilitarisierten Zone, wo Propganda-Lautsprecher installiert sind.
Die Zone trennt beide Staaten seit dem Ende des Koreakrieges 1953. Die Lage an dem Grenzstreifen eskalierte am Donnerstag mit dem Beschuss eines Lautsprechers durch Nordkorea. Die südkoreanische Armee erwiderte das Feuer. Sie hatte die Propaganda-Aktionen am 10. August begonnen, nachdem bei der Explosion von Minen an der Grenze zwei südkoreanische Soldaten verletzt worden waren. Baek sagte im Parlament, die Propaganda-Beschallung werde fortgesetzt, bis Nordkorea sich für den Zwischenfall entschuldige. Die Führung des Nordens erklärte, sie sei dafür nicht verantwortlich.
Kalkuliertes Säbelrasseln?
Im seit Ende des Koreakrieges 1953 schwelenden Dauerkonflikt zwischen Nord- und Südkorea sind Drohungen nicht selten. 2010 hatte Nordkorea eine Insel im Süden beschossen. Damals benutzte das Land der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zufolge eine ähnliche Diktion. Unter Berufung auf südkoreanische Regierungskreise berichtet Yonhap außerdem, es gebe derzeit Anzeichen, dass Nordkorea den Einsatz von Kurzstreckenraketen vorbereite.
Die USA forderten Nordkorea zur Zurückhaltung auf. Sie haben neben den dauerhaft stationierten Truppen gegenwärtig zusätzliche Soldaten für ein Manöver mit Südkorea im Land. Daniel Pinkston, regionaler Analyst der Nicht-Regierungsorganisation International Crisis Group warnte über den Kurznachrichtendienst Twitter vor einer weiteren Eskalation. Sollte es tatsächlich zu schweren Artillerie-Gefechten kommen, könnten auch die in Südkorea stationierten US-Truppen bei Dongducheon involviert werden.
Nach Einschätzung des Direktors des Hamburger GIGA Instituts für Asien-Studien, Patrick Köllner, ist das nordkoreanische Ultimatum indes gerade als Reaktion auf das Manöver in Südkorea zu sehen. "Der Führung in Pjöngjang geht es darum, nach innen und nach außen Wehrhaftigkeit unter Beweis zu stellen", sagte Köllner deutschlandfunk.de. Damit werde jene "Belagerungsmentalität" befördert, derer sich das Regime zur Selbsterhaltung bediene. Auch variiere Nordkoreas Führung in ihren Reaktionen absichtlich, gerade um unberechenbar zu erscheinen, so Köllner weiter.
(tön/cc)