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Ultraschall in der Kritik

Es gibt kaum einen Arzt, der kein Ultraschall-Gerät in seiner Praxis hat. So etabliert die Technik auch ist, sie entwickelt sich immer weiter. Mittlerweile gibt es sogar Geräte, die dreidimensionale Bilder aus dem Körper liefern. Auf der anderen Seite - so beklagte es die "Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin" auf ihrer Jahrestagung am Wochenende in Hannover - gibt es immer noch viele Mediziner, die mit den Geräten nicht richtig umgehen. Oder - schlimmer noch: sie hantieren mit veralteten Geräten.

Von Michael Engel |
    Krebsgeschwülste in der Leber lassen sich mit neuartigen Ultraschallgeräten besser aufspüren als mit einem Computertomographen. Sogar Ablagerungen in der Halsschlagader, die früher oder später zum Schlaganfall führen können, lassen sich mit Ultraschall rechtzeitig erkennen, so der Neurologe Dr. Christian Arning vom Allgemeinen Krankenhaus Hamburg-Wandsbek.

    Patienten mit bekannten Gefäßrisikofaktoren, arterieller Hypertonie, Fettstoffwechselstörungen, insbesondere wenn auch periphere Durchblutungsstörungen der Beine oder an den Herzkranzgefäßen bekannt sind, dann ist es sicherlich sinnvoll, dass man auch regelmäßig – vielleicht jährlich – die Halsarterien untersucht.

    Vorausgesetzt allerdings, dass die Ultraschallgeräte technisch einwandfrei arbeiten und der untersuchende Arzt die Bilder richtig deuten kann. Beide Bedingungen sind aber in Deutschland leider nicht immer gegeben, kritisiert die "Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin" – kurz DEGUM. Viele der heute eingesetzten Apparate wurden irgendwann in den 80er Jahren angeschafft, beklagt Dr. Hans Worlicek – Gastroenterologe aus Regensburg.

    Also, es kommt natürlich darauf an, wie gut der Arzt ist, der damit arbeitet. Aber, wenn man es rein auf den Ultraschall bezieht, dann sind zehn Jahre sicher so eine Schwelle, wo man sagt, dann sind die Geräte schon ins Alter gekommen.

    Patienten sollten den behandelnden Arzt unbedingt fragen, wie alt sein Ultraschallgerät ist. Apparate, die vor mehr als zehn Jahre aufgestellt wurden, gehören nach Ansicht des Experten ins Museum und nicht in die Praxis. Der Arzt läuft nämlich Gefahr, bestehende Erkrankungen zu übersehen. Ratschlag der DEGUM: Solche Praxen bitte meiden. Hinzu kommt noch das Wartungsproblem. Nach Auskunft der Siemens AG werden 95 Prozent der Ultraschallgeräte nach der Anschaffung nie gewartet. Doch schon nach drei Jahren - so Bernd Schnakenberg von der Siemens-Abteilung "Ultraschalldiagnostik" – sind die Geräte eigentlich unbrauchbar:

    Die beim Ultraschallgerät vorliegenden Verschleißteile sind die Schallköpfe, dass heißt, dort, wo der Schall erzeugt und wieder aufgenommen wird. Das ist eine Kristallstruktur und die leidet mit der Zeit. Das ist ein schleichender Prozeß. Das heißt, wenn man einen Schallkopf über drei Jahre verwendet, und dann auf ein Meßgerät legt, dann sieht man sehr wohl, dass die Leistungsfähigkeit dieses Schallkopfes um bestimmt ein Drittel gefallen ist.

    Warnung des Experten: Ärzte, die ihre Geräte niemals überprüfen lassen, nehmen einen schleichenden Qualitätsverlust in Kauf und riskieren Pfusch: Denn eine sichere Diagnostik ist mit Geräten, bei denen der Schallkopf nie ausgewechselt wurde, nicht mehr möglich. Doch nicht nur die Geräte stehen in der Kritik. Noch einmal Dr. Christian Arning aus Hamburg.

    Also wichtig ist, dass der Arzt, der diese Untersuchung durchführt, nicht nur ein zweckmäßiges Gerät hat, die persönliche Expertise hat, dass er die persönliche Qualifikation hat, dass er die Untersuchung durchführen kann. Dazu werden Ärzte ausgebildet, in der Neurologie, in der inneren Medizin. In der Neurologie – kann man sagen – ist es weitgehend flächendeckend erfolgt. In der inneren Medizin wird es angestrebt.

    Das heißt: viele Ärzte, die ein Ultraschallgerät in ihrer Praxis einsetzen, können im Grunde nur unzureichend damit umgehen. Bleibt die Frage, wie die Patienten eigentlich erfahren können, wo die qualifizierten Ärzte sitzen? DEGUM-Präsident Prof. Michael Gebel von der Medizinischen Hochschule Hannover:

    Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin ist ja letztlich die Vereinigung derer, die an der Qualität des Ultraschalls in allen Fächern, die hier vertreten sind, das ist praktisch das gesamte Spektrum, das ist ja gerade unser Bemühen. Und deshalb haben wir ja auch im Internet eine Patientenseite, und auf dieser Seite werden auch die Adressen der Kollegen gestellt, die besonders qualifiziert sind.

    Ein Mausklick nur, dann erscheint auf dem Computerbildschirm eine Liste qualifizierter Ärztinnen und Ärzte, die nachweislich mit Ultraschallgeräten umgehen können und keine Museumsgeräte in ihrer Praxis stehen haben.

    Ein Hinweis:
    Die Internet-Adresse der "Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin": www.degum.de. Auf der Homepage geht es weiter zu dem Link "Seminarleiter/Ausbilder". Nach dem Mausklick öffnet sich eine Eingabemaske, die nach dem Ort und dem Fachgebiet des gesuchten Ultraschallexperten fragt. Ein paar Sekunden noch, und es erscheint eine Liste qualifizierter Ärztinnen und Ärzte.