
Welche Kritik gibt es am Rückzug?
Schleppende Verwaltungsabläufe und eine Politik, der es teilweise an Entscheidungsfreude und Handlungswillen fehlte, haben ein frühzeitiges effektives Handeln der Bundesregierung in den Wochen vor der Machtübernahme durch die islamistischen Taliban in Kabul verhindert. Sowohl FDP als auch AfD warfen der damaligen Bundesregierung vor, sie habe sich zu stark von Wunschdenken leiten lassen. Ein Beispiel für zu träges Handeln: Eine Depesche der damaligen Botschafterin in Washington wies darauf hin, dass die Amerikaner eine baldige Machtübernahme der Taliban für möglich hielten und sich bereits auf eine Krise vorbereiteten. In Berlin blieben diese Informationen tagelang liegen - weil ein Wochenende dazwischenlag.
Welche Konsequenzen werden empfohlen?
Die Afghanistan Enquete-Kommission hat ihren Abschlussbericht bereits Ende Januar verabschiedet. Sie benannte deutliche Mängel bei den Zielvorgaben und der Kommunikation während der Mission der Bundeswehr. "Zukünftige Engagements bedürfen einer ausformulierten Strategie, die klare, überprüfbare und realistische Ziele benennt und beabsichtigte Wirkungen definiert", hieß es. Je nach Lageentwicklung sei es zudem wichtig, bei Einsätzen "über eine mit den Verbündeten abgestimmte Exit-Strategie zu entscheiden."
Was ist in Bezug auf die Ortskräfte falsch gelaufen?
Viele Afghanen haben für die NATO beziehungsweise für die Bundeswehr gearbeitet, etwa als Übersetzer. Sie fürchteten Repression und Rache durch die Taliban und sollten deshalb nach Deutschland kommen können. Reibungslos verlief aber auch das nicht. Der Ausschussvorsitzende Ralf Stegner sagte nach der letzten Ausschusssitzung im Bundestag: "Humanität muss immer Vorrang vor Bürokratie haben." Während andere Länder bereits im Mai 2021 mit Blick auf den Truppenabzug im Sommer des Jahres afghanische Mitarbeiter hätten einreisen lassen, habe es in deutschen Ministerien Vorbehalte und bürokratische Hürden gegeben. Ein weiterer laut gewordener Vorwurf lautete: politische Unaufmerksamkeit.
Diese Nachricht wurde am 18.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.