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Umbau des italienischen Senders RAI
Bitte recht regierungsfreundlich!

Unter Italiens rechtspopulistischer Regierung soll das öffentlich-rechtliche Fernsehen RAI mit seinen drei Kanälen unpolitischer werden. RAI2 wurde unter dem neuen Chef beispielsweise eine Reform verordnet: mehr Unterhaltung - und weniger Regierungskritik.

Von Thomas Migge |
    Milano 10/12/2018 - photocall trasmissione Tv Guarda..Stupisci / foto Daniele Buffa/Image nella foto: Carlo Freccero
    Carlo Freccero ist der neue Chef des öffentlich-rechtlichen Senders RAI2. (imago stock&people / Daniele Buffa)
    "Mich interessiert nur das Fernsehen, an politischen Implikationen bin ich nicht interessiert. Doch muss klar gesagt werden: diese Regierung bekämpft erfolgreich das Einheitsdenken, das hier unter den vorherigen Regierungen gefördert wurde. Hier in Italien herrschte ein entsetzlicher Konformismus des Einheitsdenkens."
    Ein Denken, das von den "Gutmenschen" der heute oppositionellen Sozialdemokraten repräsentiert werde, schimpft Carlo Freccero, 71. Der prominente Fernsehautor, Schriftsteller, Journalist, Hochschulprofessor und Kommunikationsexperte ist neuer Direktor von RAI2, des zweiten Kanals des öffentlichen-rechtlichen Fernsehens RAI. Mit Freccero ist eine der sicherlich brillantesten, aber auch politisch umstrittensten Figuren des italienischen Fernsehens in eine Machtposition innerhalb der RAI gerückt. Ein Mann, dessen erklärtes Ziel es ist, den Einfluss der sozialdemokratischen Opposition in den TV-Medien zu brechen und nach eigenen Worten, zu "vernichten":
    Unterhaltung statt "Gutenmenschentum zu jeder Uhrzeit"
    "Da muss man immer in die gleiche Kerbe hauen, um endlich wieder ein echt überraschendes Programm zu bieten, kein Gutenmenschentum zu jeder Uhrzeit! In den nächsten elf Monaten, die mir zur Verfügung stehen, muss hier alles umgebaut werden."
    Freccero wurde vom neuen RAI-Präsident Marcello Foa zum mächtigen Mann bei RAI2 gemacht. Foa ist ein ausgewiesen ultrarechter Journalist, ein Mann des rechtsradikalen und ausländerfeindlichen Innenministers Matteo Salvini. Foa ist auch erklärter Freund von Donald Trump, Wladimir Putin und Steve Bannon.
    Freccero will RAI2 nach eigenen Worten "revolutionieren". Eine seiner ersten seiner Amtshandlungen war die sofortige Entlassung der beiden prominenten Komiker Luca e Paolo. Dass sie Infrastrukturminister Danilo Toninelli von der 5-Sterne-Bewegung als ausgemachten Hohlkopf karikierten, gefiel weder RAI-Präsident Foa noch Carlo Freccero.
    Entlassen wurde auch Fernsehmoderator Costantino della Gheradesca, der mit seiner eigenwilligen Art vielen homophoben RAI-Mächtigen gar nicht gefällt, aber beim jungen Publikum sehr gut ankommt. Auch die in die Jahre gekommenen, aber immer noch sehr beliebten Vormittagssendungen "Detto Fatto" und "i fatti vostri" will Freccero durch neue Programminhalte ersetzen. Frech und knackig sollen diese neuen Programme werden. Tiefgang, so seicht er auch daherkommt, interessiert ihn weniger.
    Fernsehen soll vor allem Unterhaltung sein
    Der Journalist Andrea Scanzi von der Tageszeitung "Il Fatto Quotidiano" begrüßt diese Entwicklung:
    "Die jüngsten Personalentscheidungen in der RAI-Direktion, wie Fabrizio Salini als neuer Chef des Verwaltungsrats und Carlo Freccero als RAI2-Chef, bedeuten ein Ende der linken Unterwanderung eines RAI-Kanals. Eine positive Entwicklung."
    Doch Scanzi übersieht - oder will nicht sehen - dass Salini, ein Ex-Manager, der bei Fox-TV und Sky Karriere machte und nicht unbedingt viel weiß vom speziellen Programmauftrag eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders, ein Mann ist, der vor allem ans Kassemachen denkt. Sicherlich geht es ihm und auch Freccero nicht um gezielt parteipolitische Programminhalte. Beide teilen die Ansicht, dass Fernsehen vor allem unterhaltsam sein soll. Und genau das wollen auch der ultrarechte RAI-Präsident, Innenminister Salvini und andere Regierungsmitglieder.
    Folgen andere Sender bald dem neuen Kurs von RAI2?
    Die RAI soll politisch harmlos gemacht werden, kritisiert die liberale Tageszeitung "La Repubblica". "Il Manifesto" spricht von einer "RAI-Fatwa gegen kritischen TV-Journalismus". Doch es ist keine Fatwa, die Freccero & Co. realisieren wollen. Es handelt sich viel mehr um einen ganz neuen Kurs der RAI, in dessen Zentrum möglichst unpolitisches und vor unterhaltsames Fernsehen stehen soll. RAI2 nimmt bei diesem Umbau des öffentlich-rechtlichen Fernsehens die Vorreiterrolle ein.