Eigentlich war es ein Zufallsfund, der den Anlass dazu gab, mit dem Vatikan über die Umbettung von Josef Beran zu verhandeln. Der Kardinal soll selig gesprochen werden. Zur Vorbereitung wurde sein Nachlass aus Rom nach Prag gebracht.
"Bei dieser Gelegenheit wurde dieses Material sorgfältig inventarisiert, und dabei fand man dieses Testament", erzählt der Historiker Peter Sebek. In diesem Testament, seinem bislang unbekannten letzten Willen, formulierte der Kardinal den Wunsch, in der tschechischen Heimat beigesetzt zu werden. Denn Josef Beran hatte die letzten Lebensjahre im Exil im Vatikan verbracht. Und weil die Kommunisten seinen Leichnam nicht in die ČSSR überführen ließen, wurde er als einziger Tscheche dort beigesetzt, wo sonst nur Päpste die letzte Ruhe finden, im Petersdom.
"Der Papst interessiert sich sehr für unseren Kardinal"
Ein Jahr lang hat Pavel Vošalík, der tschechische Botschafter beim Vatikan, mit den zuständigen Stellen dort über eine Umbettung der Gebeine des toten Kardinals verhandelt. Nun hat Papst Franziskus zugestimmt. Peter Sebek sagt:
"Ich denke, der Papst interessiert sich sehr für unseren Kardinal. Vielleicht ist er ihm sympathisch, weil auch er den Druck diktatorischer Regime aushalten musste, so wie Franziskus während der Militär-Herrschaft in Argentinien."
Während der NS-Herrschaft im sogenannten "Protektorat Böhmen und Mähren" war Josef Beran ins KZ Dachau verschleppt worden. In der kommunistischen ČSSR wurde er 1949 wegen eines regimekritischen Hirtenbriefs 14 Jahre unter Hausarrest gestellt und nach einem Hochverratsprozess seines Amtes als Bischof von Prag enthoben. Erst 1965 konnte er dank der Bemühungen von Papst Paul VI. nach Rom ausreisen. Josef Beran selbst hat später von den Umständen seiner Abreise erzählt:
"Wir fuhren zum Flughafen, das heißt, sie brachten mich dorthin. Ich habe gefragt, ob es möglich wäre, in die St. Veit-Kathedrale zu gehen, wir fuhren ja durch Hradčany. Doch es war nicht möglich."
Ein unbequemer Mahner kehrt zurück
Eine Rückkehr nach Prag war ihm danach verwehrt, denn das kommunistische Regime hatte ihn offiziell ausgewiesen. Daran änderte auch der Prager Frühling nichts. Aber Josef Beran, inzwischen zum Kardinal aufgestiegen, konnte niemand zum Schweigen bringen. Über Radio Vatikan kommentierte er immer wieder die Vorgänge in seiner Heimat. Seine letzte Rundfunkrede stammt vom Januar 1969, nach der Selbstverbrennung des Studenten Jan Palach und vier weiterer junger Tschechen.
"Ich verbeuge mich vor ihrem Heldenmut, auch wenn ich ihre verzweifelte Tat nicht gutheißen kann."
Wenige Monate später, am 17. Mai 1969, starb Kardinal Josef Beran. Mit der Beisetzung im Petersdom erwies der Papst dem widerständigen Geistlichen aus Prag eine besondere Ehre. Fast 50 Jahre danach sollen die sterblichen Überreste Berans in seine Heimat zurückkehren. Das könnte im April sein, sofern bis dahin alle Einzelheiten der Umbettung geklärt sind. Dann kehrt ein unbequemer Mahner zurück, der auch den Tschechen heute sicher etwas zu sagen hätte:
"Seien wir eine gute und mutige Nation. Eröffnen wir den Jungen eine Reise zur Hoffnung. Wenn ich vielleicht einmal nicht mehr sprechen kann, so betrachten Sie meine Worte als mein Vermächtnis."