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Umfrage
Ausländische Studierende klagen über Schwierigkeiten

Der Deutsche Akademische Austauschdienst hat 11.000 ausländische Studierende gefragt, wie es ihnen in Deutschland ergeht. Das Ergebnis ist ernüchternd: Viele haben Schwierigkeiten, eine Unterkunft oder ein Visum zu bekommen und erleben Alltagsrassismus. Mehr als jeder Dritte bricht das Bachelor-Studium ab.

Von Claudia van Laak |
    Studenten sitzen in einem Hörsaal bei der Erstsemesterbegrüßung der Universität Koblenz-Landau im April 2014 im Hörsaal.
    Ausländische Studierende fühlen sich oft alleingelassen. (dpa / picture-alliance / Thomas Frey)
    Niedrige Kosten verbunden mit einem guten Ruf des deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystems - das sind die Hauptgründe für Ausländer, in Deutschland zu studieren. Die Attraktivität steigt, Universitäten und Fachhochschulen werden zunehmend internationaler, 300.000 Studierende ohne deutschen Pass sind derzeit eingeschrieben. Margret Wintermantel, Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes DAAD stellt fest, "dass die Sicherheit in Deutschland und die Kostenfreiheit garantiert sind. Im Verhältnis eine hohe Qualität des Ausbildungsangebotes bei nicht vorhandenen Studienbeiträgen. Das spielt für unsere ausländischen Studierenden eine große Rolle."
    Die größten Probleme sind der angespannte Wohnungsmarkt und das benötigte Visum. Die Hälfte der Befragten berichtet von Schwierigkeiten bei der Suche nach einer Unterkunft, für mehr als ein Drittel war es kompliziert, ein Visum zu erhalten. Maria Böhmer, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, kritisiert erstaunlich deutlich die deutschen Botschaften und Konsulate.
    "Willkommenskultur, das ist unsere große Überzeugung, und ich sage das ganz deutlich als Vertreterin des Auswärtigen Amtes, muss schon im Ausland beginnen. Das muss verstärkt eine Aufgabe sein unserer Auslandsvertretungen. Da ist noch Luft nach oben, wir brauchen ein Umsteuern in den Köpfen."
    Mehr als jeder Dritte macht keinen Abschluss
    28 Prozent der deutschen Studierenden brechen ihr Bachelor-Studium ab, eine hohe Quote. Bei den Ausländern ist sie dramatisch höher: 40 Prozent beenden ihr Studium ohne Abschluss.
    "Wir haben die Zahlen, dass die Abbruchquote ausländischer Studierender leider noch zu hoch ist. 40 Prozent schließen beim Bachelor-Studium ihr Studium nicht ab. Das ist einfach zu viel."
    Verantwortlich sind das Gastland und seine Hochschulen, aber auch die Studierenden selber: Wer sich vorher zu wenig mit deutscher Sprache und Kultur beschäftigt hat, der droht zu scheitern. Das Auswärtige Amt fördert deshalb mit 7,5 Millionen Euro jährlich ein Stipendien- und Betreuungsprogramm. Länder, Kommunen und Hochschulen müssen sich bei der Integration ausländischer Studierender stärker engagieren, fordert DAAD-Präsidentin Wintermantel:
    "Wir haben ja bei den ausländischen Studierenden zum Teil sehr junge Leute. Und wenn man die alleine lässt - wenn man eine junge Inderin einfach nach Hamburg holt und am Dammtor steht sie ganz alleine, und niemand kümmert sich um sie, und das ist nicht so gut. Das heißt, es muss etwas geschehen, dass die ausländischen Studierenden aufgenommen werden, betreut werden."
    Bauchschmerzen vor dem Termin beim Amt
    Um genau diese Initiativen zu stärken, vergibt der DAAD jährlich einen Preis für exzellente Betreuung ausländischer Studierender in Deutschland. In diesem Jahr geht er an die Universität München und an den Dachverband der Internationalen Hochschulgruppen an der Universität Köln. Ysaline Mbassi Lele baut ehrenamtlich ein Mentorenprogramm auf, fördert den Austausch von deutschen und ausländischen Studierenden, koordiniert Kurse zum Erlernen von zum Beispiel Wirtschaftsdeutsch.
    "Am Anfang war es wirklich so, dass jede Kultur für sich geblieben ist. Aber es bringt uns nichts, nach Deutschland zu kommen und uns dann immer nur mit unserer eigenen Kultur zu beschäftigen. Dann können wir auch zuhause bleiben."
    Die Kölner Initiative unterstützt ausländische Studierende beim Gang zum Amt. Bauchschmerzen vor dem Termin bei der Ausländerbehörde - keine Seltenheit.
    "Die meisten haben Angst. Ich habe von ziemlich vielen Leuten von mir gehört: Wenn ich dahingehe, da gibt es diesen Mann oder die Frau, die reden mit mir, als wäre ich kein Mensch. Gemeinheiten. Dass die meisten wirklich tiefe Angstzustände haben, wenn sie zu diesen Ämtern gehen."
    Und damit kommen wir zu einem Punkt, den die offizielle Pressemitteilung des DAAD verschweigt - Ausländerfeindlichkeit und Alltagsrassismus in Deutschland. So berichten knapp 20 Prozent der schwarzafrikanischen Studenten von großen Schwierigkeiten bis hin zu verbalen Übergriffen. Und acht Prozent von ihnen sind bereits Opfer eines körperlichen Angriffs geworden.