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Umfrage
Lehrer im Umgang mit Jugendmedienschutz überfordert

Lehrer wünschen sich mehr Fortbildungen zum Jugendmedienschutz - das geht aus einer nicht repräsentativen Umfrage im Auftrag der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia hervor. Jeder zweite befragte Pädagoge hält sich demnach nicht für kompetent genug, um Kinder und Jugendliche im Umgang mit Online-Medien zu schützen.

Von Claudia van Laak |
    Gruppe Schüler sitzt auf einer Treppe und kommuniziert mit Tablet-PCs und Smartphones | Verwendung weltweit, Keine Weitergabe an Wiederverkäufer. | dpa / picture alliance / imageBROKER
    Fast alle befragten 296 Lehrer und pädagogischen Fachkräfte sind der Ansicht, dass Kinder und Jugendliche im Netz zu viele persönliche Daten preisgeben. (imageBROKER)
    In der Pause geht das Smartphone rum. Nicht alle aus der 7b lachen, einige wenden sich angeekelt ab. Und Lehrerin Sabine Schmidt weiß wieder einmal nicht, was tun. Wie soll sie ihre Schüler vor Pornografie und Gewalt im Netz schützen?
    Die Sorgen der Pädagogen sind groß. Fast alle befragten 296 Lehrerinnen und Lehrer und pädagogischen Fachkräfte sind der Ansicht, dass Kinder und Jugendliche zu viel Zeit im Netz verbringen, dass sie dort zu viele persönliche Daten preisgeben und mit verstörenden oder verängstigenden Inhalten konfrontiert werden. Allerdings hält sich nur jeder zweite befragte Pädagoge selber für kompetent genug, um Kinder und Jugendliche im Umgang mit Online-Medien zu schützen. "Wir brauchen dringend mehr Fortbildung in diesem Bereich", sagt Niels Brüggen vom Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis:
    "Dann wird auch deutlich, dass entsprechende Fortbildungen zwar formal von den Einrichtungen unterstützt werden, jedoch selten verpflichtend sind und auch nur bei einem Fünftel der Stichprobe regelmäßig angeboten werden."
    Verantwortung der Eltern
    Dass Fortbildungen nötig sind, zeigt die Antwort auf die Frage nach Hilfsangeboten und Beschwerdestellen. Nur jeder dritte befragte Pädagoge kennt diese Stellen, nur jeder zehnte hat sie bereits genutzt.
    Wer ist eigentlich verantwortlich für den Jugendmedienschutz? Und werden diese Personen und Institutionen ihrer Verantwortung gerecht? Dies waren weitere Fragen der Wissenschaftler. Während nur drei von vier befragten Pädagogen die Schule in der Verantwortung sehen, sind alle der Ansicht, dass die Eltern verantwortlich sind. Uwe Hasebrink, Direktor des Hans-Bredow-Instituts für Medienforschung:
    "Ich hatte selber den Eindruck, dass die Lehrkräfte, dass die Befragten, ein richtig schlechtes Bild von den Eltern haben. Was zum Teil auch auf völlig unrealistischen Erwartungen besteht, was die denn gefälligst bitte jeden Tag mit ihren Kindern treiben sollen."
    Jede Schule, jedes Jugendzentrum brauche ein Medienschutzkonzept, sagt der Direktor des Hans-Bredow-Instituts. Dazu gehörten zum Beispiel kompetente Ansprechpartner, die auch im Konfliktfall Vermittler zwischen Eltern und Jugendlichen sein könnten.
    "Wer im Kollegium ist denn der- oder diejenige, die dafür zur Verfügung steht? Außerdem wichtig sind Zugangsregelungen zu Online-Angeboten, die das Spannungsfeld zwischen verbietendem, schützendem und ermöglichendem pädagogischen Handeln gut in Einklang bringen."
    Auch technische Fortbildungen nötig
    Die "Freiwillige Selbstkontrolle der Multimedia-Diensteanbieter" – hierzu gehören zum Beispiel die Telekom oder der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation – haben Wissenschaftler mit der Erstellung des Jugendmedienschutzindexes beauftragt. Das wirft die Frage auf: Welche Verantwortung in punkto Jugendmedienschutz haben eigentlich die Anbieter? Die befragten Pädagogen geben ihnen schlechte Noten. Einerseits. Andererseits wissen sie zu wenig über bereitgestellte Möglichkeiten wie zum Beispiel Jugendschutzprogramme. Also Hilfsmittel für PCs, mit denen Erwachsene steuern können, welche Internetinhalte Kinder und Jugendliche nutzen können. Martin Drechsler, Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle FSM:
    "Die Funktionsweisen dieser Tools haben sich deutlich verbessert. Und deshalb werben wir auch dafür, dass das Thema technischer Jugendschutz eine Rolle spielt. Eben nicht die alleinige, sondern, das muss in das Konzept der Jugendschutzmaßnahmen insgesamt reinpassen, aber das können Jugendschutzprogramme heute deutlich besser als noch vor wenigen Jahren."
    Der Bundesregierung reichen die Anstrengungen der Anbieter beim Jugendschutz allerdings nicht aus. SPD-Bundesfamilienministerin Franziska Giffey hat erst vor Kurzem eine härtere Gangart angekündigt und will das Jugendschutzgesetz entsprechend reformieren.