Es war zwar nur eine kleine und thematisch begrenzte Umfrage des Münchner Ifo Instituts, aber dennoch eine, die aufhorchen lässt. Die Frage lautete schlicht: Wie lange rechnen Sie mit Einschränkungen des öffentlichen Lebens durch die Coronakrise? Der Durchschnitt aller befragten Unternehmen sieht Einschränkungen für weitere achteinhalb Monate.
Aber dieser Durchschnittswert verdeckt einmal mehr, dass die Erwartungen in den einzelnen Branchen recht unterschiedlich ausfallen. Vor allem in der Freizeitbranche befürchteten die befragten Unternehmen noch längere Einschränkungen von über einem Jahr. In der Gastronomie und der Unterhaltungsbranche zumindest ein knappes Jahr. Die Post- und Expressdienste, die in dieser Zeit stark gefragt sind, erwarteten mit durchschnittlich 6,6 Monaten die kürzeste Einschränkung des öffentlichen Lebens.
Wirtschaftsverband fordert flexible Arbeitszeiten
"Die Umfragewerte deuten auf eine hohe Verunsicherung in den Betrieben hin. Diese erleben wir tagtäglich in unserer Beratungspraxis. Wir müssen jetzt die Unsicherheit verringern. Wir brauchen ein klares Signal der Politik, dass die kreativen Spielräume, die sie für die Krise vorgesehen haben, weitergeführt werden. Wir brauchen flexible Arbeitsregelungen. Wir brauchen eine Flexibilität auch bei den Planungs- und Genehmigungsverfahren. Nur so wird es uns gelingen, dass wir die spürbaren Wachstumseinbußen durch Corona nicht noch verschlimmern." So interpretiert der Hauptgeschäftsführer der deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, die Umfragewerte gegenüber dem Deutschlandfunk.
In einer weiteren Umfrage der Universität Mannheim und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wurde auch deutlich, dass 44 Prozent der Unternehmen Hilfen von Staat beantragt haben und die Krise nach eigenen Angaben ohne diese Hilfe nicht überleben würden. Die drei meistgenutzten Maßnahmen sind der Reihenfolge nach das Kurzarbeitergeld, die Corona-Soforthilfen und die Stundung von Steuerzahlungen.
Gewerkschaft fordert staatliches Handeln
"Und das heißt natürlich, wenn die Unternehmen heute prognostizieren, dass es noch achteinhalb Monate dauert, bis man Tritt gefasst hat, dann ist es wichtig, dass die Kurzarbeit entsprechend verlängert wird. Und wir brauchen mutige Schritte auch in Zukunft und von daher ist staatliches Handeln auch in Zukunft wichtig", lautet die Schlussfolgerung, die DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell daraus zieht. Zumal 40 Prozent der befragten Betriebe angeben, dass sie durch die Pandemie mindestens 30 Prozent Umsatz verloren zu haben.
Und derzeit rechnen auch 80 Prozent der befragten Unternehmen damit, dass es im Winterhalbjahr zu einer weiteren Infektionswelle kommen könnte.