"41 Prozent der Deutschen wollen Neubau von Atomkraftwerken" titelte das Magazin "Der Spiegel", und die "Bild" berichtete, dass 84 Prozent der Deutschen die Abschaffung der Rundfunkgebühren fordern würden. Nur zwei Umfragen aus den vergangenen Tagen, die Schlagzeilen gemacht haben - und beide wurden durch Umfrage-Institute wie Civey und Insa erstellt, die ihre Befragungen online durchführen.
Zweifelhafte Methodik von Online-Umfragen
Der wissenschaftliche Leiter des Institus für Umfragen, Analysen und DataScience in Duisburg, Frank Faulbaum, sieht darin aber zum einen keine grundlegende Haltung der Bevölkerung: "Sehr oft und auch in diesem Fall sind das wahrscheinlich Meinungen, die sich jederzeit wieder ändern können."
Zum anderen zweifelt er die Methodik solcher Online-Umfragen an. Denn diese Institute gehen bei ihren Befragungen oft selbstselektiv vor, also nicht nach dem Zufallsprinzip. Zum Beispiel heißt es in diesen Umfragen oft: "Hier klicken, um an unserer Befragung zum Thema XY teilzunehmen" - die Befragten sind also besonders am Gegenstand der Umfrage interessiert und deshalb wenig repräsentativ.
"Keine Schlussfolgerung auf Gesamtbevölkerung" möglich
Dies führe laut Faulbaum dazu, "dass man mit den statistischen Ergebnissen keine Analyseverfahren anstellen kann. Das liegt einfach daran, dass alle statistischen Analyseverfahren auf der Annahme einer Zufallsstichprobe beruhen. Wenn das nicht der Fall ist, dann dürfen im Grunde genommen gar keine Schlussfolgerung auf die Gesamtheit oder die Gesamtbevölkerung gemacht werden."
Medien sollten bei Umfragen deswegen auf Transparenz pochen und auf Qualitätsgesichtspunkte, auf die sich der Rat der deutschen Markt- und Sozialforschung geeinigt hat, so Faulbaum. Und sich "auf jeden Fall genau angucken: Wie sieht die Umfrage im einzelnen aus? Und welche Ziehungsverfahren wurden verwendet?"