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Umgang der Sportverbände mit Saudi-Arabien
"Events nutzen, um ein politisches Signal zu setzen"

Die Ermordung des Journalisten Khashoggi wird auch im Sport diskutiert. Sie erwarte eigentlich Absagen von großen Sportverbänden zu Events oder zumindest das Setzen eines politischen Signals, sage die Islamwissenschaftlerin Miriam Seyffarth im Dlf. Das ist bisher nicht geschehen.

Miriam Seyffarth im Gespräch mit Klaas Reese |
    Eine saudi-arabische Fahne weht auf dem Berg Hira. Dahinter sind Häuser zu sehen.
    Eine saudi-arabische Fahne weht auf dem Berg Hira in der Nähe von Mekka. (picture alliance / dpa / EPA / Fazry Ismail)
    Die Verbände und Sportler folgten dem Geld, sagt Miriam Seyffarth im Dlf. Bisher sei wegen des Falls Khashoggi keine Sportveranstaltung abgesagt worden. Große Wrestling-Shows bleiben, die Verantwortlichen wollen die Entwicklungen lediglich beobachten.
    Schade, findet Miriam Seiffarth, denn der Sport habe große Möglichkeiten:
    "Dass 2012 bei den Olympische Sommerspielen in London zum ersten mal saudische Frauen teilgenommen haben. Das ist überhaupt nur deswegen passiert, weil das Internationale Olympische Komitee starken Druck auf Saudi-Arabien ausgeübt hat und gesagt hat: Saudi Arabien wird von den Olympischen Spielen ausgeschlossen, wen sie jetzt keine Frauen antreten lassen."
    "Politisches Zeichen setzen"
    Auch eine Annäherung zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Israel auf Druck des Judoverbandes nennt Seyffarth und leitet daraus eine Verantwortung her:
    "Eigentlich würde ich das auch erwarten von den großen Verbänden, dass sie entweder ihre Teilnahme an den anstehenden Ereignissen absagen, als Konsequenz der Ermordung des Journalisten Khashoggi, oder zumindest die Events benutzen, um irgendein politisches Zeichen zu setzen."
    In Saudi-Arabien bekomme der Sport eine größere Bedeutung, erklärt Seyffarth. Einerseits als Gesundheitsfaktor im Breitensport, andererseits als eine der wenigen Unterhaltungsmöglichkeiten. Der Sport komme auch in politischen Plänen vor:
    "Da geht es darum, Saudi-Arabien immer mehr unabhängig zu machen, von den Öl-Einnahmen und auch andere volkswirtschaftliche Faktoren zu stärken. Und dazu gehört zum einen Entertainment, aber eben auch Sport und Tourismus."
    Saudische Frauen auf der Tribüne.
    Erstmals wurden Frauen in Saudi-Arabien in ein Sportstadion gelassen - aus Anlass des Nationalfeiertags. (AFP / Fayez Nureldine)
    Daher versuche das Land verstärkt, Sport-Großveranstaltungen anzulocken. Außerdem gebe es eine diplomatische Komponente:
    "Saudi-Arabien versucht sich in dem Rahmen, bei den Sportgroßveranstaltungen, als modernes Land zu präsentieren. Seit kurzer Zeit können ja auch Frauen als Zuschauerinnen an öffentlichen Sportereignissen teilnehmen. Und Saudi-Arabien versucht sich dadurch ein etwas moderneres, progressiveres Image zu geben."
    Das gesamte Gespräch können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören. Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.