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Umgang mit Hatespeech
"Für Normalos kann Hass sehr schnell bedrohlich werden"

Geschickt, originell, schlagfertig - so bejubeln viele Medien gerade einen Facebook-Post der TV-Moderatorin Dunja Hayali. Sie hatte öffentlich auf einen Hasskommentar geantwortet. Gerald Hensel vom Verein "Fearless Democracy" kritisiert im Dlf die Medienreaktionen. Er habe das Gefühl, dass die Presse darüber hinwegsehe, welche Auswirkungen Hasskommentare für Nicht-Prominente hätten.

Gerald Hensel im Gespräch mit Brigitte Baetz |
    Eine Frau sitzt vor einem Laptop und schlägt angesichts von Hassbotschaften per Facebook die Hände vors Gesicht.
    Für den richtigen Umgang mit Hasskommentaren gibt es laut Gerald Hensel "nicht die eine Antwort". (imago / Reporters)
    Die ZDF-Moderatorin Dunja Hayali hat für ihren selbstbewussten und offensiven Umgang mit Trollen und Lügenpresse-Rufern vor zwei Jahren die Goldene Kamera erhalten.
    Nun hat sie mal wieder verbal zurück geschlagen: Auf Facebook reagierte die Journalistin öffentlich auf einen Troll, wurde dafür zwischenzeitlich von Facebook gesperrt - und bekam am Ende gleich zwei Entschuldigungen: von Facebook und vom Verfasser des diffamierenden Kommentars.
    Andere Auswirkungen von Hasskommentaren für Nicht-Prominente
    Nicht Hayalis Reaktion sondern die vieler Medien darauf stört Gerald Hensel, Vorsitzender des Vereins "Fearless Democracy", der es sich nach eigenen Angaben zur Aufgabe gemacht hat, "toleranzfeindlichen Angriffen gegen die Zivilgesellschaft entgegenzutreten". Dass viele Medien Hayali für ihren offensiven Umgang mit dem Troll feierten, weckt bei Hensel das Gefühl, dass die Presse darüber hinwegsehe, welche Auswirkungen Hasskommentare für Nicht-Prominente hätten. Wenn man ein "Normalo" sei, könne Hass sehr schnell gefährlich werden.
    Hayali mache einen guten Job, doch es gebe viele Menschen, die sich "damit rumschlagen müssen" und keine Entschuldigungen bekämen. Das sei ein Luxus, den nur eine Prominente habe.
    Für den richtigen Umgang mit Hasskommentaren gibt es laut Hensel jedoch "nicht die eine Antwort". Man könne in Deckung gehen oder - ganz im Gegenteil - den Umgang mit dem Hass nach außen tragen; das müsse jeder für sich entscheiden. Denn "jeder Shitstorm ist maßgeschneidet" auf einen Menschen oder eine Aussage, die jemand gemacht habe, so Hensel.