"Es war so, dass verschiedene sogenannte Campustage hier stattgefunden haben, wo unterschiedliche studentische Arbeitsgruppen ihre Ideen präsentiert haben, wie denn so ein Finanzierungsbeitragsmodell aussehen könnte. Und das Modell, das sich dann durchgesetzt hat, ist das des umgekehrten Generationenvertrages, der tatsächlich in der immer wieder zitierten WG-Küche erstmalig diskutiert wurde und dann möglicherweise auf einer Serviette aufgeschrieben wurde, an die ich persönlich jetzt keine Erinnerung mehr habe."
Daniel Berger war damals Gründungsvorstand der Studierendengesellschaft und ist heute Finanzvorstand eines Biotechunternehmens. Auch wenn er sich nicht erinnert: Die Serviette gibt es noch. Sie steckt in einer Klarsichthülle in einem Ordner und wird vom heutigen Vorstand der Studierendengesellschaft gehütet, wie ein Schatz. Daniel Berger erinnert sich allerdings sehr wohl, dass das Land Nordrhein-Westfalen eine Förderung Privatuniversität an die Bedingung knüpfte, dass auch die Studierenden einen Beitrag leisten.
"Ich denke, dass am Ende des Tages die Entscheidung der Studierenden die war, sich dieser Notwendigkeit eben zu stellen. Nur wollten wir das eben nicht bedingungslos tun. Und eine ganz große, maßgebliche Forderung war eben die, dass eine Elternunabhängigkeit gegeben sein muss."
Genauer gesagt: eine Unabhängigkeit vom Einkommen der Eltern. Die Idee der Studierenden damals: der umgekehrte Generationenvertrag. Während des Studiums braucht nichts bezahlt zu werden und danach zahlt der Absolvent acht Jahre lang acht Prozent seines Gehalts. Wer kein Einkommen hat, zahlt auch nichts, was allerdings nur selten vorgekommen ist. Bezahlt wird für das Studium, nicht für die Anzahl der Semester. Bei wem es wegen Auslandssemester oder sozialen Engagements länger dauert, der soll nicht bestraft werden. Der Solidaritätsgedanke, dass die Vielverdiener die Wenigverdiener mitfinanzieren, ging auf. Für viele Studierende war die Möglichkeit dieser nachgelagerten Beitragszahlung ein klares Argument für Witten-Herdecke. So auch für Gero Niggemeier, Wirtschaftsstudent im vierten Semester und Teil des heutigen Vorstands der Studierendengesellschaft:
"Ich hatte mich bei anderen Universitäten informiert. Da hätte ich mit einem großen Finanzierungsvolumen, was ich mir bei der Bank hätte beschaffen müssen, am Ende meines Studiums gestanden und das hätte dann mit dem Berufsleben abgearbeitet werden müssen, wo es keine Flexibilität gegeben hätte für die Rückzahlungsmodalitäten."
Trotzdem gilt die Formel acht Jahre acht Prozent schon lange nicht mehr. Der Anteil der Studierendenbeiträge am Gesamthaushalt ist kontinuierlich gestiegen:
"Heutzutage gilt zehn Jahre zwölf Prozent als maßgeblich für alle Studierenden. Dazwischen hatten wir den Schritt zehn Jahre zehn Prozent und in der Finanzkrise haben natürlich auch die Studenten ihren Beitrag dazu geleistet, dass der Fortbestand der Universität gesichert ist und freiwillig ihre Beiträge erhöht auf bis zu zehn Jahre 16 Prozent."
Dass die Studierenden über die Höhe ihrer Beiträge mitbestimmen und sie auch selbst verwalten, ist eine Sache, die so manchen Investor schon abgeschreckt hat. Die Uni Witten-Herdecke selbst hat in ihren wirtschaftlich dunkelsten Zeiten zwar auch darüber nachgedacht, es anders zu machen, sich zum Schluss aber dagegen entschieden.
Seit auch staatliche Universitäten Studiengebühren erheben, ist das System der nachgelagerten Studienfinanzierung etabliert. Auch das Soli-Prinzip - Gutverdiener zahlen mehr als Schlechtverdiener - haben andere private Hochschulen übernommen. Das besondere an Witten-Herdecke ist: Die Studierendengesellschaft arbeitet ehrenamtlich:
"Wir möchten kein Geld verdienen an den Studenten, die dieses Modell in Anspruch nehmen. Und das ist unseres Wissens in Deutschland einzigartig. Andere Modelle, die auch ein ähnliches Prinzip des umgekehrten Generationenvertrages anbieten, das sind dann GmbHs. Da sehen sie schon an der Rechtsform: die möchten, dass das Gewinne abwirft."
Am Abend soll in Witten eine Jubiläumsparty steigen. Sie wird natürlich nicht mit Studienbeiträgen finanziert. Wer kommt, zahlt seine Getränke selbst. Einziges Zugeständnis der fünf Vorstandsmitglieder: Sie kellnern für ihre Kunden.
Daniel Berger war damals Gründungsvorstand der Studierendengesellschaft und ist heute Finanzvorstand eines Biotechunternehmens. Auch wenn er sich nicht erinnert: Die Serviette gibt es noch. Sie steckt in einer Klarsichthülle in einem Ordner und wird vom heutigen Vorstand der Studierendengesellschaft gehütet, wie ein Schatz. Daniel Berger erinnert sich allerdings sehr wohl, dass das Land Nordrhein-Westfalen eine Förderung Privatuniversität an die Bedingung knüpfte, dass auch die Studierenden einen Beitrag leisten.
"Ich denke, dass am Ende des Tages die Entscheidung der Studierenden die war, sich dieser Notwendigkeit eben zu stellen. Nur wollten wir das eben nicht bedingungslos tun. Und eine ganz große, maßgebliche Forderung war eben die, dass eine Elternunabhängigkeit gegeben sein muss."
Genauer gesagt: eine Unabhängigkeit vom Einkommen der Eltern. Die Idee der Studierenden damals: der umgekehrte Generationenvertrag. Während des Studiums braucht nichts bezahlt zu werden und danach zahlt der Absolvent acht Jahre lang acht Prozent seines Gehalts. Wer kein Einkommen hat, zahlt auch nichts, was allerdings nur selten vorgekommen ist. Bezahlt wird für das Studium, nicht für die Anzahl der Semester. Bei wem es wegen Auslandssemester oder sozialen Engagements länger dauert, der soll nicht bestraft werden. Der Solidaritätsgedanke, dass die Vielverdiener die Wenigverdiener mitfinanzieren, ging auf. Für viele Studierende war die Möglichkeit dieser nachgelagerten Beitragszahlung ein klares Argument für Witten-Herdecke. So auch für Gero Niggemeier, Wirtschaftsstudent im vierten Semester und Teil des heutigen Vorstands der Studierendengesellschaft:
"Ich hatte mich bei anderen Universitäten informiert. Da hätte ich mit einem großen Finanzierungsvolumen, was ich mir bei der Bank hätte beschaffen müssen, am Ende meines Studiums gestanden und das hätte dann mit dem Berufsleben abgearbeitet werden müssen, wo es keine Flexibilität gegeben hätte für die Rückzahlungsmodalitäten."
Trotzdem gilt die Formel acht Jahre acht Prozent schon lange nicht mehr. Der Anteil der Studierendenbeiträge am Gesamthaushalt ist kontinuierlich gestiegen:
"Heutzutage gilt zehn Jahre zwölf Prozent als maßgeblich für alle Studierenden. Dazwischen hatten wir den Schritt zehn Jahre zehn Prozent und in der Finanzkrise haben natürlich auch die Studenten ihren Beitrag dazu geleistet, dass der Fortbestand der Universität gesichert ist und freiwillig ihre Beiträge erhöht auf bis zu zehn Jahre 16 Prozent."
Dass die Studierenden über die Höhe ihrer Beiträge mitbestimmen und sie auch selbst verwalten, ist eine Sache, die so manchen Investor schon abgeschreckt hat. Die Uni Witten-Herdecke selbst hat in ihren wirtschaftlich dunkelsten Zeiten zwar auch darüber nachgedacht, es anders zu machen, sich zum Schluss aber dagegen entschieden.
Seit auch staatliche Universitäten Studiengebühren erheben, ist das System der nachgelagerten Studienfinanzierung etabliert. Auch das Soli-Prinzip - Gutverdiener zahlen mehr als Schlechtverdiener - haben andere private Hochschulen übernommen. Das besondere an Witten-Herdecke ist: Die Studierendengesellschaft arbeitet ehrenamtlich:
"Wir möchten kein Geld verdienen an den Studenten, die dieses Modell in Anspruch nehmen. Und das ist unseres Wissens in Deutschland einzigartig. Andere Modelle, die auch ein ähnliches Prinzip des umgekehrten Generationenvertrages anbieten, das sind dann GmbHs. Da sehen sie schon an der Rechtsform: die möchten, dass das Gewinne abwirft."
Am Abend soll in Witten eine Jubiläumsparty steigen. Sie wird natürlich nicht mit Studienbeiträgen finanziert. Wer kommt, zahlt seine Getränke selbst. Einziges Zugeständnis der fünf Vorstandsmitglieder: Sie kellnern für ihre Kunden.