Im Oktober hatte die Shoppinglust etwas nachgelassen, im November aber gaben die Verbraucher wieder 2,1 Prozent mehr Geld im Einzelhandel aus - sowohl in den Läden und Supermärkten als auch in den Online-Shops. Insgesamt, so schätzt das Statistische Bundesamt, setzte der Einzelhandel im vergangenen Jahr real und preisbereinigt 2,9 Prozent mehr um als 2018, das wäre das zehnte Wachstumsjahr in Folge. Die Ausgabenfreude der Konsumenten erklärt Stefan Mütze, Volkswirt der Helaba, so:
"Wir haben natürlich letztes Jahr - das ist wohl der wichtigste Faktor - stark steigende Tariflöhne gehabt, die sind in der Gesamtwirtschaft um rund drei Prozent gestiegen. Sehr erfreulich war auch die Entwicklung der Inflation, nur 1,4 Prozent. Das ist zwar der EZB zu wenig, für den Konsumenten ist es aber sehr positiv. Denn es bleibt ihm ja real mehr in der Tasche hängen. Und wir dürfen nicht vergessen, dass auch die Beschäftigung weiter gestiegen ist. Zwar nicht mehr so dynamisch wie in den Jahren zuvor, aber immerhin."
Online wächst auf Kosten des stationären Handels
Der Dezember, für den Einzelhandel ein sehr wichtiger Monat, dürfte an der positiven Grundtendenz kaum noch etwas ändern. Mit 7,4 Prozent legte das Einkaufen im Internet von Januar bis November überdurchschnittlich zu - zulasten des stationären Handels. Ein Drittel des Umsatzes wird mit Lebensmitteln erwirtschaftet.
Für das neue Jahr sind die Vorzeichen nicht mehr so optimistisch. Doch auch für 2020 gelte, dass der Konsum das Wachstum weiter stimulieren werde, meint Mütze:
"Wir haben ein Bruttoinlandsprodukt, dass im vergangenen Jahr etwa um 0,5, vielleicht 0,6 Prozent gewachsen ist. Und wir haben einen Konsum, der knapp um drei Prozent gewachsen ist. Wir sehen also hier, dass nicht nur der Einzelhandel, sondern der Konsum insgesamt eine tragende Säule der deutschen Konjunktur war und auch immer noch ist."
Allerdings hofft der Helaba-Volkswirt auch, dass die Industrie nach dem Einbruch 2019 im laufenden Jahr wieder wächst.
Hält der Trend an?
Doch zu Beginn des Jahres lässt die Verbraucherstimmung nach, das zeigt das aktuelle Konsumbarometer des HDE, des Hauptverbands des deutschen Einzelhandels. Eine gedämpfte Stimmung ist zwar normal nach dem Weihnachtsgeschäft, doch im Januar hat das Konsumbarometer einen Tiefststand erreicht. Als allzu bedrohlich wertet HDE-Geschäftsführer Kai Falk das jedoch nicht:
"Das ist noch kein Alarmzeichen, denn insgesamt ist ja die Konsumsituation doch nach wie vor auf sehr hohem Niveau - hängt natürlich damit zusammen, dass nach wie vor die Beschäftigung sehr gut läuft und insgesamt auch das Konjunkturumfeld positiv ist. Allerdings merken wir natürlich auch gerade am Anfang des Jahres, dass die Negativnachrichten von der weiteren Konjunkturentwicklung auch beim Verbraucher ankommen. Insofern beobachten wir hier eher gedämpfte Stimmung."
Denn auch die Einkommenserwartungen sind nicht mehr so optimistisch. Das hatte sich auch im Konsumklimaindex der GfK, der Gesellschaft für Konsumforschung, gezeigt. Es könnte also schwieriger werden, die Zuwachsraten der vergangenen Jahre zu erreichen.