Klein und unspektakulär, so kommt sie daher, die Ausstellung des US-Amerikaners Scott Holmquist. In Aktenordnern und auf Pinnwänden Zeitungsartikel über Flüchtlinge aus Afrika, die in Deutschland zu Drogendealern wurden. Zwölf Papp- und eine Stahlsilhouette stehen symbolisch für 13 Männer. Sie kommen aus Gambia, Senegal und dem Kongo, leben in Berlin, verkaufen Drogen zum Beispiel im Görlitzer Park.
Fotos aus ihren Heimatstädten kleben auf den Papp-Silhouetten, dazu eine kurzer biographischer Text. An einem Computer können Interessierte - fiktive - Reisen an die Herkunftsorte der Drogendealer planen. Das ist künstlerisch wenig ambitioniert, aber politisch eine Provokation. Scott Holmquist: "Drogendealer verkörpern seit einem Jahrhundert etwas sehr Wichtiges in unserer Gesellschaft. Was wir akzeptieren, was wir nicht akzeptieren. Jeder kann einen solchen Drogendealer hassen, es ist erlaubt."
Denkmal für die Drogendealer
Scott Holmquist zeichnet ein - vorsichtig formuliert - ungewöhnliches Bild von Drogendealern. Im letzten Jahr wollte er ihnen ein Denkmal errichten - unter der Überschrift: Der letzte Held. Jetzt schreibt er in einem Begleittext zur Ausstellung: "Drogendealer arbeiten unerschrocken und tapfer im öffentlichen Raum." Die Besucher der Ausstellung erfahren nicht das Naheliegende - zum Beispiel: Unter welchen Umständen wurden diese Männer zu Drogendealern?
"Weil ich finde diese Frage eine Beleidigung. Fragen Sie Spülarbeiterinnen in einem Restaurant, warum sie eine so schlechte und schmutzige Arbeit machen?"
Friedrichshain-Kreuzberg - der richtige Ort?
Teller spülen und Drogen verkaufen, das scheinen für den Künstler Scott Holmquist vergleichbare Tätigkeiten zu sein. Er betont noch, dass das Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg genau der richtige Ort für diese Ausstellung sei - das Kottbusser Tor - ein Schwerpunkt für den Drogenhandel in Berlin - nur einen Steinwurf entfernt.
"Ich gehe oft, wenn ich am Kottbusser Tor bin, resigniert nach Hause und frage mich manchmal, wie können wir diesen Kindern dort helfen. Zu sehen, wie junge Menschen, deren Leben fast schon vorbei ist - das mitzuerleben, und auch noch über längere Zeit, das tut weh. Und deshalb ist solch eine Ausstellung für mich ein Schlag ins Gesicht", sagt der Kreuzberger Kurt Wansner. Er sitzt für die CDU im Abgeordnetenhaus.
Kein Verständnis für das, was da abläuft
Die Christdemokraten haben den grün regierten Bezirk aufgefordert, eine Ausstellung, die Drogenhändler zu Helden macht, nicht zu eröffnen. Die grüne Kulturstadträtin Clara Hermann widerspricht: "Die Kunst lebt von künstlerischer Freiheit. Und es ist mir als Kulturstadträtin ganz besonders wichtig und notwendig, die Freiheit der Kunst zu verteidigen. Und da gehört es dazu, dass aus meiner Sicht Kunst provozieren, irritieren soll, das muss sie vielleicht sogar, Debatten anstoßen."
"Wir haben nicht im Ansatz Verständnis für das, was da abläuft", sagt Kurt Wansner. Wer Drogen verkaufe, dazu noch an Kinder, der sei ein Schwerstkrimineller.
Holmquist bestätigt das Vorurteil
Die grüne Kulturstadträtin Clara Hermann beeilt sich zu versichern, im Bezirksmuseum würden Drogen mitnichten verherrlicht, in der Ausstellung ginge es um etwas ganz anderes. "Wie entstehen rassistische Zuschreibungen, und dass Menschen, People of Colour, die sich in unserem Bezirk bewegen, mittlerweile den Eindruck haben, dass sie als Drogendealer bezeichnet werden. Das ist beispielsweise ein Element - rassistische Zuschreibungen, die diese Ausstellung thematisiert."
Doch das ist genau das Problem der Ausstellung von Scott Holmquist - er stellt 13 Personen vor - alle sind Schwarze und alle sind Drogendealer. Damit entlarvt er nicht das Vorurteil, er bestätigt es.