Begeistert reißt Paul Riofksi die Arme in die Luft, um die etwa 30 Frauen und Männer in den Kirchenbänken zum Mitsingen zu animieren. Der schnauzbärtige Mann im türkisfarbenen Poloshirt singt mit einer solchen Inbrunst, dass er sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn tupfen muss.
Paul Riofski ist katholisch und homosexuell. So wie fast alle hier an diesem Nachmittag in der presbyterianischen Kirche in der Seventh Avenue in San Francisco. Hier feiern sie ihren Gottesdienst, weil sie in der katholischen Kirche nicht gern gesehen sind. Spätestens seit sie mit ihrer Gruppe Dignity in den 1980er-Jahren nicht bereit waren, ihre Homosexualität als "Störung" zu akzeptieren, erzählt Riofski, seit Kurzem Co-Vorsitzender.
"Wenn man die Evangelien wirklich liest, wenn man die Bibel studiert, dann steht da nichts Negatives darüber, schwul zu sein. Das ist die Lehre der Kirche, ihre Interpretation. Und wir haben damals relativ klar gemacht, dass wir glauben, dass unsere gleichgeschlechtlichen Beziehungen Gottes Segen haben."
Seitdem sind die schwulen und lesbischen Katholiken von Dignity offiziell nicht mehr Teil der Kirche - obgleich jeder, der kommen möchte, willkommen ist.
"Wir kommen hier zusammen, wie es Christen seit 2000 Jahren tun. Wir unterstützen einander dabei ein christliches Leben zu führen, so wie Jesus es gepredigt hat. Uns interessiert nicht so sehr die Institution Kirche - es sei denn, sie verletzt durch ihr Handeln Menschen. Dann müssen wir uns zu Wort melden und etwas unternehmen."
Zum Beispiel wenn es darum geht, die gleichgeschlechtliche Ehe zu verteidigen - jetzt, da das höchste amerikanische Gericht, der Supreme Court, nach vier Jahren eine Grundsatzentscheidung treffen könnte. Denn 2008 war die gleichgeschlechtliche Ehe in Kalifornien nach nur wenigen Monaten wieder verboten worden - per Referendum.
Für Ed Malcolm war das damals ein Schock. Der 63-Jährige hat nach dem Gottesdienst an einem der Tische im Nebenraum Platz genommen, wo die kleine Gemeinde noch gemeinsam essen möchte.
"Das Verbot war für uns Schwule eine der schmerzlichsten Erfahrungen überhaupt. Weil es zementiert hat, dass wir Menschen zweiter Klasse sind."
Dieses Gefühl, sagt Ed Malcolm und rückt seine Baseballkappe zurecht, kenne er aus der katholischen Kirche nur zu gut.
"Das erste, was ein katholisches Kind liest, ist der Katechismus. Und das erste, was da steht, ist: Wer hat dich erschaffen? Und die Antwort ist: Gott! Gott hat mich erschaffen. Und Gott macht keine Fehler. Gott behandelt mich nicht so, wie leider manche Bischöfe denken, dass ich behandelt werden sollte."
Zum Beispiel der neue Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone, einer der Verfechter des Verbots gleichgeschlechtlicher Ehen in Kalifornien.
"Die Ehe ist eine sexuelle Verbindung zwischen Mann und Frau. Und nichts anderes. Mit dem Zweck, Kinder zu bekommen und die nächste Generation."
Mit öffentlichen Äußerungen wie dieser hat sich Salvatore Cordileone seit seinem Amtsantritt Anfang Oktober zwar zurückgehalten. Doch der Vatikan habe ihn nicht umsonst nach San Francisco geschickt - mutmaßen nicht wenige hinter vorgehaltener Hand. In die Stadt, in der es - neben Gruppen wie Dignity - viele liberale Gemeinden gibt, in der sich auch katholische Geistliche für die Rechte von Homosexuellen starkmachen, wie der Jesuit Donal Godfrey.
"Ich finde, der Supreme Court sollte das Verbot kippen. Aber das ist meine Meinung, nicht das, was die Kirche lehrt. Aber ich kenne viele Katholiken, die finden, dass die Bischöfe da auf der falschen Seite der Geschichte stehen."
Doch Donal Godfrey, der Jesuit in Polohemd und Baseballjacke, weiß, dass sich in der katholischen Kirche erst einmal nicht viel ändern wird - selbst wenn der Oberste Gerichtshof die gleichgeschlechtliche Ehe in Kalifornien wieder legalisiert.
"Die Bischöfe werden eine Erklärung abgeben, in der sie bedauern, was passiert ist. Und dann wird das Leben in der Kirche weiter gehen. Wir sind schließlich eine Familie, eine dysfunktionale Familie in vielerlei Hinsicht, aber eine Familie. Und so verrückt, wie wir manchmal sind, ist es wichtig, immer daran zu denken."
Ed Malcolm von Dignity ist nicht mehr Mitglied dieser dysfunktionalen Familie. Er ist schon lange aus der katholischen Kirche ausgetreten, wütend und verletzt. So leicht will es Roberta McLaughlin, die Ed Malcolm gegenüber Platz genommen hat, der Kirche nicht machen. Die 72-Jährige ist seit 52 Jahren verheiratet, mit einem Mann. Und doch kommt sie regelmäßig zu Dignity, trägt Anstecker mit dem Regenbogen-Symbol der Schwulenbewegung.
"Wir nutzen jede Gelegenheit, um deutlich zu machen, dass wir die gleichgeschlechtliche Ehe nicht als Bedrohung empfinden. Ich stimme in sehr, sehr vielen Fragen nicht mit der katholischen Kirche überein - mit der Hierarchie der Kirche. Aber die ist nicht die Kirche. Wir sind die Kirche. Ich lasse mich deswegen doch nicht ausschließen."
Auch Paul Riofski weiß, dass es noch lange dauern kann, bis die katholische Kirche ihn so akzeptiert, wie er ist. Er nimmt es leidlich gelassen - und vertraut auf Gott.
"Wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Wie soll ich sagen: Gott allein wird das regeln müssen."
Paul Riofski ist katholisch und homosexuell. So wie fast alle hier an diesem Nachmittag in der presbyterianischen Kirche in der Seventh Avenue in San Francisco. Hier feiern sie ihren Gottesdienst, weil sie in der katholischen Kirche nicht gern gesehen sind. Spätestens seit sie mit ihrer Gruppe Dignity in den 1980er-Jahren nicht bereit waren, ihre Homosexualität als "Störung" zu akzeptieren, erzählt Riofski, seit Kurzem Co-Vorsitzender.
"Wenn man die Evangelien wirklich liest, wenn man die Bibel studiert, dann steht da nichts Negatives darüber, schwul zu sein. Das ist die Lehre der Kirche, ihre Interpretation. Und wir haben damals relativ klar gemacht, dass wir glauben, dass unsere gleichgeschlechtlichen Beziehungen Gottes Segen haben."
Seitdem sind die schwulen und lesbischen Katholiken von Dignity offiziell nicht mehr Teil der Kirche - obgleich jeder, der kommen möchte, willkommen ist.
"Wir kommen hier zusammen, wie es Christen seit 2000 Jahren tun. Wir unterstützen einander dabei ein christliches Leben zu führen, so wie Jesus es gepredigt hat. Uns interessiert nicht so sehr die Institution Kirche - es sei denn, sie verletzt durch ihr Handeln Menschen. Dann müssen wir uns zu Wort melden und etwas unternehmen."
Zum Beispiel wenn es darum geht, die gleichgeschlechtliche Ehe zu verteidigen - jetzt, da das höchste amerikanische Gericht, der Supreme Court, nach vier Jahren eine Grundsatzentscheidung treffen könnte. Denn 2008 war die gleichgeschlechtliche Ehe in Kalifornien nach nur wenigen Monaten wieder verboten worden - per Referendum.
Für Ed Malcolm war das damals ein Schock. Der 63-Jährige hat nach dem Gottesdienst an einem der Tische im Nebenraum Platz genommen, wo die kleine Gemeinde noch gemeinsam essen möchte.
"Das Verbot war für uns Schwule eine der schmerzlichsten Erfahrungen überhaupt. Weil es zementiert hat, dass wir Menschen zweiter Klasse sind."
Dieses Gefühl, sagt Ed Malcolm und rückt seine Baseballkappe zurecht, kenne er aus der katholischen Kirche nur zu gut.
"Das erste, was ein katholisches Kind liest, ist der Katechismus. Und das erste, was da steht, ist: Wer hat dich erschaffen? Und die Antwort ist: Gott! Gott hat mich erschaffen. Und Gott macht keine Fehler. Gott behandelt mich nicht so, wie leider manche Bischöfe denken, dass ich behandelt werden sollte."
Zum Beispiel der neue Erzbischof von San Francisco, Salvatore Cordileone, einer der Verfechter des Verbots gleichgeschlechtlicher Ehen in Kalifornien.
"Die Ehe ist eine sexuelle Verbindung zwischen Mann und Frau. Und nichts anderes. Mit dem Zweck, Kinder zu bekommen und die nächste Generation."
Mit öffentlichen Äußerungen wie dieser hat sich Salvatore Cordileone seit seinem Amtsantritt Anfang Oktober zwar zurückgehalten. Doch der Vatikan habe ihn nicht umsonst nach San Francisco geschickt - mutmaßen nicht wenige hinter vorgehaltener Hand. In die Stadt, in der es - neben Gruppen wie Dignity - viele liberale Gemeinden gibt, in der sich auch katholische Geistliche für die Rechte von Homosexuellen starkmachen, wie der Jesuit Donal Godfrey.
"Ich finde, der Supreme Court sollte das Verbot kippen. Aber das ist meine Meinung, nicht das, was die Kirche lehrt. Aber ich kenne viele Katholiken, die finden, dass die Bischöfe da auf der falschen Seite der Geschichte stehen."
Doch Donal Godfrey, der Jesuit in Polohemd und Baseballjacke, weiß, dass sich in der katholischen Kirche erst einmal nicht viel ändern wird - selbst wenn der Oberste Gerichtshof die gleichgeschlechtliche Ehe in Kalifornien wieder legalisiert.
"Die Bischöfe werden eine Erklärung abgeben, in der sie bedauern, was passiert ist. Und dann wird das Leben in der Kirche weiter gehen. Wir sind schließlich eine Familie, eine dysfunktionale Familie in vielerlei Hinsicht, aber eine Familie. Und so verrückt, wie wir manchmal sind, ist es wichtig, immer daran zu denken."
Ed Malcolm von Dignity ist nicht mehr Mitglied dieser dysfunktionalen Familie. Er ist schon lange aus der katholischen Kirche ausgetreten, wütend und verletzt. So leicht will es Roberta McLaughlin, die Ed Malcolm gegenüber Platz genommen hat, der Kirche nicht machen. Die 72-Jährige ist seit 52 Jahren verheiratet, mit einem Mann. Und doch kommt sie regelmäßig zu Dignity, trägt Anstecker mit dem Regenbogen-Symbol der Schwulenbewegung.
"Wir nutzen jede Gelegenheit, um deutlich zu machen, dass wir die gleichgeschlechtliche Ehe nicht als Bedrohung empfinden. Ich stimme in sehr, sehr vielen Fragen nicht mit der katholischen Kirche überein - mit der Hierarchie der Kirche. Aber die ist nicht die Kirche. Wir sind die Kirche. Ich lasse mich deswegen doch nicht ausschließen."
Auch Paul Riofski weiß, dass es noch lange dauern kann, bis die katholische Kirche ihn so akzeptiert, wie er ist. Er nimmt es leidlich gelassen - und vertraut auf Gott.
"Wir versuchen, das Beste daraus zu machen. Wie soll ich sagen: Gott allein wird das regeln müssen."