"Gut dann kommen sie einmal bitte durch. Dann schauen wir erstmal ihre Brust an wegen äußerlichen Veränderungen. Wenn sie bitte einmal ihre Arme hochnehmen."
Screening-Zentrum Leverkusen. Im 15-Minutentakt ruft die Arzthelferin Frauen aus dem Wartezimmer in den Untersuchungsraum.
"Links eine Narbe seitlich, die müssen wir notieren – das hab’ ich vergessen, haben Sie das vorne auch nicht eingetragen, wir schreiben es auch nur auf, weil die Narbe auf den Aufnahmen erkennbar ist. Gut dann nehmen sie die Arme runter und kommen jetzt gerade unters Gerät, wir werden jetzt vier Aufnahmen machen, von jeder Brust zwei verschiedene."
Sichtbefund, Röntgenaufnahmen, dann ist die Patientin fertig – ganz so wie bislang bei den bisherigen Mammographie-Untersuchungen. Und doch ist es nicht das Gleiche:
"Die häufigste Frage ist, warum hier kein Arzt ist. Die fragen oft nach dem Arzt."
Die Antwort ist einfach: Weil das Screening-Programm eben nur für gesunde Frauen zwischen 50 und 69 Jahren gedacht ist. Dr. Juliane Terpe, die das Screening-Zentrum in Leverkusen aufgebaut hat:
"Das Mammographie-Screening ist eine Ergänzung zu den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt. Die Frauen sollen regelmäßig die Abtastuntersuchungen und die anderen Untersuchungen beim Frauenarzt wahrnehmen und das Screening soll ja nur die Tumoren rausfischen, die man beim Frauenarzt auch nicht tasten kann."
Was in anderen europäischen Ländern, in Skandinavien, England, Holland und auch den USA seit Jahren Gang und Gäbe ist, hat mit Verzögerung auch Deutschland erreicht: Die Röntgenreihenuntersuchung. Flächendeckend und streng qualitätsgesichert soll sich damit die Brustkrebssterblichkeit bei Frauen nach der Menopause um 20 bis 30 Prozent senken lassen.
"So, Sie können gehen, Sie sind fertig. Ja Sie bekommen dann in sieben Werktagen den Befund zugeschickt!"
"Ohhh hoffentlich… Halten sie mir die Däumchen!"
"Mache ich. Tschöö."
Das Einwohnermeldeamt stellt der Kassenärztlichen Vereinigung die Daten aller Frauen zwischen 50 und 69 Jahren bereit. Sie werden in zweijährigem Rhythmus eingeladen - Wer will, kann das Screening nutzen, wer nicht will, wirft den Brief in den Papierkorb. Im Schnitt kommt jede zweite Frau zum Röntgen. Die Aufnahmen bespricht dann ein hoch spezialisiertes Ärzteteam.
"Zum Beispiel diese Mammographie hier, dieser Fleck, dieser große hier, das ist eine ganz normale Verkalkung, aber zum Beispiel an dieser Stelle, könnte das auch eine gutartige Zyste sein, oder ein Fibroadenom, das die Frau schon seit zehn Jahren hat, das kann ich ohne Voraufnahme nicht wissen, und ohne diese Frau angeschaut zu haben, kann ich das nicht durchgehen lassen."
Sieben Prozent aller untersuchten Frauen haben Auffälligkeiten und werden zu einer Abklärungsuntersuchung eingeladen. Bei jeder zehnten wird dann tatsächlich ein bösartiger Brustkrebs gefunden. Für die Radiologin Juliane Terpe ist das Mammographie-Screening mit seinen technisch hochmodernen Geräten ein Erfolg.
"Eines muss ich Ihnen sagen, wir haben jetzt bei unserer ersten Runde des Screenings schon so große Tumoren gefunden. Unsere Tumorgröße reicht von vier Millimeter bis zehn Zentimeter."
Je früher der Tumor entdeckt wird, desto schonender kann operiert werden. Die Gesundheitswissenschaftlerin Professor Ingrid Mühlhauser von der Universität Hamburg ist nicht so euphorisch:
"Also der mögliche Nutzen durch das Mammographie-Screening wird sicherlich massiv überschätzt, sowohl von Frauen als auch von Ärzten, als auch von Politikern. Es heißt ja immer wieder das man Brustkrebs-Sterblichkeit um 30 Prozent reduzieren kann, was aber tatsächlich hinter den Zahlen steht, auch nach neuesten Auswertungen, ist: Eine von 2000 Frauen, die über zehn Jahre zum Screening geht, hat einen Nutzen, weil sie in dieser Zeit dann nicht an Brustkrebs stirbt. Allerdings muss man den möglichen Schaden mit berücksichtigen: Es sind zehn von 2000 Frauen, die in der Zeit durch das Screening eine Brustkrebs-Diagnose bekommen, die sie ohne Teilnahme am SC niemals bekommen hätten und diese Frauen werden selbstverständlich auch behandelt."
Dabei handelt es sich zum Bespiel um Vorstufen von Krebs, von denen nicht klar ist, ob sie jemals bösartig entarten, die aber vorsorglich entfernt werden – eventuell auch durch Amputation der Brust. Man weiß ja nie. Mühlhauser:
"Aus meiner Sicht ist das Mammografie-Screening ein Ritual, um mit der Angst umzugehen die viele Menschen haben vor dieser Krebserkrankung."
Professor Ingrid Mühlhauser glaubt, dass die meisten Frauen nicht genügend informiert seien, um wirklich frei entscheiden zu können. Über die Schattenseite erführen sie zu wenig und dazu gehört auch, dass eine Frau, die beim Screening war, nicht sicher sein kann, keinen Brustkrebs zu haben. Denn : manche Tumoren wachsen sehr schnell. In einem jedoch sind sich fast alle Befürworter wie Kritiker einig: Die Entscheidung zum Mammographie-Screening zu gehen, muss freiwillig sein.
Screening-Zentrum Leverkusen. Im 15-Minutentakt ruft die Arzthelferin Frauen aus dem Wartezimmer in den Untersuchungsraum.
"Links eine Narbe seitlich, die müssen wir notieren – das hab’ ich vergessen, haben Sie das vorne auch nicht eingetragen, wir schreiben es auch nur auf, weil die Narbe auf den Aufnahmen erkennbar ist. Gut dann nehmen sie die Arme runter und kommen jetzt gerade unters Gerät, wir werden jetzt vier Aufnahmen machen, von jeder Brust zwei verschiedene."
Sichtbefund, Röntgenaufnahmen, dann ist die Patientin fertig – ganz so wie bislang bei den bisherigen Mammographie-Untersuchungen. Und doch ist es nicht das Gleiche:
"Die häufigste Frage ist, warum hier kein Arzt ist. Die fragen oft nach dem Arzt."
Die Antwort ist einfach: Weil das Screening-Programm eben nur für gesunde Frauen zwischen 50 und 69 Jahren gedacht ist. Dr. Juliane Terpe, die das Screening-Zentrum in Leverkusen aufgebaut hat:
"Das Mammographie-Screening ist eine Ergänzung zu den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Frauenarzt. Die Frauen sollen regelmäßig die Abtastuntersuchungen und die anderen Untersuchungen beim Frauenarzt wahrnehmen und das Screening soll ja nur die Tumoren rausfischen, die man beim Frauenarzt auch nicht tasten kann."
Was in anderen europäischen Ländern, in Skandinavien, England, Holland und auch den USA seit Jahren Gang und Gäbe ist, hat mit Verzögerung auch Deutschland erreicht: Die Röntgenreihenuntersuchung. Flächendeckend und streng qualitätsgesichert soll sich damit die Brustkrebssterblichkeit bei Frauen nach der Menopause um 20 bis 30 Prozent senken lassen.
"So, Sie können gehen, Sie sind fertig. Ja Sie bekommen dann in sieben Werktagen den Befund zugeschickt!"
"Ohhh hoffentlich… Halten sie mir die Däumchen!"
"Mache ich. Tschöö."
Das Einwohnermeldeamt stellt der Kassenärztlichen Vereinigung die Daten aller Frauen zwischen 50 und 69 Jahren bereit. Sie werden in zweijährigem Rhythmus eingeladen - Wer will, kann das Screening nutzen, wer nicht will, wirft den Brief in den Papierkorb. Im Schnitt kommt jede zweite Frau zum Röntgen. Die Aufnahmen bespricht dann ein hoch spezialisiertes Ärzteteam.
"Zum Beispiel diese Mammographie hier, dieser Fleck, dieser große hier, das ist eine ganz normale Verkalkung, aber zum Beispiel an dieser Stelle, könnte das auch eine gutartige Zyste sein, oder ein Fibroadenom, das die Frau schon seit zehn Jahren hat, das kann ich ohne Voraufnahme nicht wissen, und ohne diese Frau angeschaut zu haben, kann ich das nicht durchgehen lassen."
Sieben Prozent aller untersuchten Frauen haben Auffälligkeiten und werden zu einer Abklärungsuntersuchung eingeladen. Bei jeder zehnten wird dann tatsächlich ein bösartiger Brustkrebs gefunden. Für die Radiologin Juliane Terpe ist das Mammographie-Screening mit seinen technisch hochmodernen Geräten ein Erfolg.
"Eines muss ich Ihnen sagen, wir haben jetzt bei unserer ersten Runde des Screenings schon so große Tumoren gefunden. Unsere Tumorgröße reicht von vier Millimeter bis zehn Zentimeter."
Je früher der Tumor entdeckt wird, desto schonender kann operiert werden. Die Gesundheitswissenschaftlerin Professor Ingrid Mühlhauser von der Universität Hamburg ist nicht so euphorisch:
"Also der mögliche Nutzen durch das Mammographie-Screening wird sicherlich massiv überschätzt, sowohl von Frauen als auch von Ärzten, als auch von Politikern. Es heißt ja immer wieder das man Brustkrebs-Sterblichkeit um 30 Prozent reduzieren kann, was aber tatsächlich hinter den Zahlen steht, auch nach neuesten Auswertungen, ist: Eine von 2000 Frauen, die über zehn Jahre zum Screening geht, hat einen Nutzen, weil sie in dieser Zeit dann nicht an Brustkrebs stirbt. Allerdings muss man den möglichen Schaden mit berücksichtigen: Es sind zehn von 2000 Frauen, die in der Zeit durch das Screening eine Brustkrebs-Diagnose bekommen, die sie ohne Teilnahme am SC niemals bekommen hätten und diese Frauen werden selbstverständlich auch behandelt."
Dabei handelt es sich zum Bespiel um Vorstufen von Krebs, von denen nicht klar ist, ob sie jemals bösartig entarten, die aber vorsorglich entfernt werden – eventuell auch durch Amputation der Brust. Man weiß ja nie. Mühlhauser:
"Aus meiner Sicht ist das Mammografie-Screening ein Ritual, um mit der Angst umzugehen die viele Menschen haben vor dieser Krebserkrankung."
Professor Ingrid Mühlhauser glaubt, dass die meisten Frauen nicht genügend informiert seien, um wirklich frei entscheiden zu können. Über die Schattenseite erführen sie zu wenig und dazu gehört auch, dass eine Frau, die beim Screening war, nicht sicher sein kann, keinen Brustkrebs zu haben. Denn : manche Tumoren wachsen sehr schnell. In einem jedoch sind sich fast alle Befürworter wie Kritiker einig: Die Entscheidung zum Mammographie-Screening zu gehen, muss freiwillig sein.