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Umstrittener Astronom
Richard Schorr und die Verfolgung der Astrologen

Am Geesthang neben der Hamburger Sternwarte in Bergedorf verläuft ein Fußweg, der den Straßennamen Schorrhöhe trägt - nach Richard Schorr, dem langjährigen Direktor der Einrichtung.

Von Dirk Lorenzen |
    Die Hamburger Sternwarte in Bergedorf kurz nach der Eröffnung 1912
    Die Hamburger Sternwarte in Bergedorf kurz nach der Eröffnung 1912 (Uni Hamburg)
    Eine Experten-Kommission hat nun überprüft, wie sich die Namensgeber Bergedorfer Straßen während des Dritten Reichs verhalten haben. Bei Richard Schorr stießen die Historiker auf Details, die eine Umbenennung der Schorrhöhe "erforderlich" mache, wie es im Bericht heißt.
    Der Astronom, der fast ein halbes Jahrhundert lang die Hamburger Sternwarte geleitet hat, hat wiederholt Astrologen an die Gestapo verraten. Schon im August 1933 bat er im Namen der deutschen Astronomen das Reichsinnenministerium, "bei der Säuberung des öffentlichen Lebens auch dem überall eingerissenen astrologischen Unfug Einhalt zu gebieten".
    Zugleich versichert er, man sei gerne bereit, "diesen Kampf in jeder Weise zu unterstützen". Für Richard Schorr hieß dies, immer wieder Vorträge von Astrologen bespitzeln zu lassen und diese Berichte umgehend an die Gestapo weiterzuleiten.
    1936 formulierte er in einem Begleitschreiben, "dass man nicht scharf genug gegen diese Volksschädlinge vorgehen kann".
    Viele Astrologen wurden inhaftiert, kamen in den Gefängnissen und Lagern um oder nahmen sich aus Angst das Leben.
    Richard Schorr, der die Verfolgung der Astrologen in Hamburg aktiv unterstützt hat, ist 1951 im Alter von 84 Jahren gestorben.
    Was mit der nach ihm benannten Straße geschieht, muss nun der Bezirk Hamburg-Bergedorf entscheiden.