Keine hohen Schutzzäune, keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen: Von den Protesten der letzten Zeit lässt man sich im agrartechnischen Forschungsinstitut IRTA nicht beeindrucken. Die Einrichtung im katalanischen Cabrils ist federführend in Sachen grüner Gentechnik. 15 Prozent der Agrarfläche werden in Spanien mit der gentechnisch veränderten Maissorte Mon810 bepflanzt, Tendenz steigend. Agrarforscherin Joaquima Messeguer ist überzeugt, dass das auch in Zukunft so bleibt.
"Das ganze ist eine politische Debatte, keine wissenschaftliche. Für viele Landwirte hat der Mais unmittelbare wirtschaftliche Vorteile gebracht. Er ist resistent gegen den Maiszünsler, einen Schädling, der gerade die iberische Halbinsel immer wieder massiv attackiert, und bringt ein Plus an Sicherheit: Je größer die Plage ist, desto höher ist der Ertrag aus dem Genmais im Vergleich zu konventionellem."
Laut Studien ist der Ertrag bei starkem bis sehr starkem Maiszünslerbefall um 6,3 bis 11,8 Prozent höher als bei konventioneller Schädlingsbekämpfung Tonne pro Hektar . Ob der Trend zum Ausbau des Genmais in Spanien bestehen bleibt, kann derzeit keiner abschätzen: die Verunsicherung ist groß. Als im Sommer Vorbild der Mindestabstand zwischen Gen-, Öko- und konventionellem Maisfeldern geregelt werden sollte, gerieten sich Umwelt- und Industrieverbände so sehr in die Haare, dass das Ministerium das Dekret verschob - und es in Spanien nur gar keine Regelung gibt. Theoretisch können Gen- und Biomais direkt nebeneinander wachsen. Verbände und Politik schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Gentechnikgegnerin Rosa Binimelis verteidigt ihr Nein: Die geplante Vorschrift sei zu industriefreundlich gewesen:
"Eine unserer Hauptkritikpunkte war, dass im Fall einer Verschmutzung der betroffene Landwirt persönlich den Verursacher anklagen muss. Nachzuweisen, woher die Verschmutzung genau kommt, ist schwierig. In großindustriellen Agrargebieten werden Ökobauern ohnehin marginalisiert: Viele Bauern fürchten Ärger oder Drohungen, wenn sie vor Gericht ziehen. Die Lage ist verzwickt: Wir konnten nicht ja sagen, aber gar keine Regulierung ist auch eine schlechte Lösung."
Die "Koexistenz" ist nicht nur wegen der fehlenden Regulierung ein heißes Eisen. Die Agrarökonomin Binimelis hat in einer Studie festgestellt: Während auf den spanischen Feldern immer mehr Bio-Tomaten, Bio-Weizen oder Bio-Oliven angebaut werden, ist der Trend beim Mais gerade umgekehrt: In Aragonien haben sich die Flächen für Ökomais zwischen 2004 und 2007 um 75 Prozent reduziert, in Katalonien waren es fünf Prozent.
"Das ist die direkte oder indirekte Folge der Verschmutzung: Es gibt Landwirte, die ökologischen Mais anpflanzen wollten, es nicht geschafft haben, weil ihre Produkte wegen der Kontamination umdeklariert wurde. Andere haben aufgehört, weil sie wegen Problemen im Vorjahr auf konventionellen Mais umgestellt haben. Einige machen weiter, haben aber die Aussaat nach hinten verlegt, damit die Blüte nicht mit der ihrer Nachbarn zusammenfällt - was sich in einem geringeren Ertrag niederschlägt."
Unter dem Stichwort "Som lo que sembrem" "Wir sind, was wir säen" hat eine Bürgerinitiative in den letzten Wochen 110.000 Unterschriften für eine Bürgerbegehren gesammelt, um Katalonien zur gentechnikfreien Zone zu erklären. Da die europäische Union über Zulassung von Saatgut entscheidet, hätte das allerdings ohnehin nur symbolischen Wert. Dass die spanische Zentralregierung unter dem wiedergewählten Sozialisten Zapatero ihren Kurs ändert, glauben die wenigsten. Im zusammengelegten Ministerium für Landwirtschaft und Umweltschutz hat die industriefreundliche Agrarministerin Elena Espinosa das Sagen. Und auch die Wissenschaftsministerin Cristina Garmendia, selbst Gründerin eines Biotechnologie-Unternehmens, will "grüne Gentechnologie" weiter fördern: Derzeit erforscht eine Wissenschaftlergruppe das Genom der Melone.
"Das ganze ist eine politische Debatte, keine wissenschaftliche. Für viele Landwirte hat der Mais unmittelbare wirtschaftliche Vorteile gebracht. Er ist resistent gegen den Maiszünsler, einen Schädling, der gerade die iberische Halbinsel immer wieder massiv attackiert, und bringt ein Plus an Sicherheit: Je größer die Plage ist, desto höher ist der Ertrag aus dem Genmais im Vergleich zu konventionellem."
Laut Studien ist der Ertrag bei starkem bis sehr starkem Maiszünslerbefall um 6,3 bis 11,8 Prozent höher als bei konventioneller Schädlingsbekämpfung Tonne pro Hektar . Ob der Trend zum Ausbau des Genmais in Spanien bestehen bleibt, kann derzeit keiner abschätzen: die Verunsicherung ist groß. Als im Sommer Vorbild der Mindestabstand zwischen Gen-, Öko- und konventionellem Maisfeldern geregelt werden sollte, gerieten sich Umwelt- und Industrieverbände so sehr in die Haare, dass das Ministerium das Dekret verschob - und es in Spanien nur gar keine Regelung gibt. Theoretisch können Gen- und Biomais direkt nebeneinander wachsen. Verbände und Politik schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Gentechnikgegnerin Rosa Binimelis verteidigt ihr Nein: Die geplante Vorschrift sei zu industriefreundlich gewesen:
"Eine unserer Hauptkritikpunkte war, dass im Fall einer Verschmutzung der betroffene Landwirt persönlich den Verursacher anklagen muss. Nachzuweisen, woher die Verschmutzung genau kommt, ist schwierig. In großindustriellen Agrargebieten werden Ökobauern ohnehin marginalisiert: Viele Bauern fürchten Ärger oder Drohungen, wenn sie vor Gericht ziehen. Die Lage ist verzwickt: Wir konnten nicht ja sagen, aber gar keine Regulierung ist auch eine schlechte Lösung."
Die "Koexistenz" ist nicht nur wegen der fehlenden Regulierung ein heißes Eisen. Die Agrarökonomin Binimelis hat in einer Studie festgestellt: Während auf den spanischen Feldern immer mehr Bio-Tomaten, Bio-Weizen oder Bio-Oliven angebaut werden, ist der Trend beim Mais gerade umgekehrt: In Aragonien haben sich die Flächen für Ökomais zwischen 2004 und 2007 um 75 Prozent reduziert, in Katalonien waren es fünf Prozent.
"Das ist die direkte oder indirekte Folge der Verschmutzung: Es gibt Landwirte, die ökologischen Mais anpflanzen wollten, es nicht geschafft haben, weil ihre Produkte wegen der Kontamination umdeklariert wurde. Andere haben aufgehört, weil sie wegen Problemen im Vorjahr auf konventionellen Mais umgestellt haben. Einige machen weiter, haben aber die Aussaat nach hinten verlegt, damit die Blüte nicht mit der ihrer Nachbarn zusammenfällt - was sich in einem geringeren Ertrag niederschlägt."
Unter dem Stichwort "Som lo que sembrem" "Wir sind, was wir säen" hat eine Bürgerinitiative in den letzten Wochen 110.000 Unterschriften für eine Bürgerbegehren gesammelt, um Katalonien zur gentechnikfreien Zone zu erklären. Da die europäische Union über Zulassung von Saatgut entscheidet, hätte das allerdings ohnehin nur symbolischen Wert. Dass die spanische Zentralregierung unter dem wiedergewählten Sozialisten Zapatero ihren Kurs ändert, glauben die wenigsten. Im zusammengelegten Ministerium für Landwirtschaft und Umweltschutz hat die industriefreundliche Agrarministerin Elena Espinosa das Sagen. Und auch die Wissenschaftsministerin Cristina Garmendia, selbst Gründerin eines Biotechnologie-Unternehmens, will "grüne Gentechnologie" weiter fördern: Derzeit erforscht eine Wissenschaftlergruppe das Genom der Melone.