Otto Muellers Bild "Zwei Zigeunerinnen mit Katze" von 1926/27 gehört zu den bekanntesten Gemälden in der Sammlung des Museum Ludwig in Köln. Vier Jahre ist es nicht ausgestellt worden, wie die Kuratorin Julia Friedrich erklärt. Denn die Museumsleute empfanden es als problematisch, das Bild zu zeigen, ohne den Kontext zu erläutern.
Zwei Romnja sind auf dem Bild um einen Tisch gruppiert. Die eine steht da - mit weit geöffneter Bluse, die andere sitzt am Tisch mit nacktem Oberkörper. Die Frauen würden durch den Titel des Gemäldes als Romnja identifiziert, so Friedrich, und mit all den Klischees in Verbindung gebracht, die über diese Personen seit Jahrhunderten in Umlauf seien: Romnja wären verführerisch, erotisch, gefährlich schön und wild, und sie würden sich den Männern andienen.
Sexistische und rassistische Elemente
Für die Kuratorin enthält die Darstellung auf dem Gemälde von Otto Mueller sexistische und rassistische Elemente. Wegen des lange verdrängten deutschen Völkermords an den Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus hält Julia Friedrich das rassistische Element allerdings für noch problematischer. Die Vorurteile gegenüber Sinti und Roma seien in der deutschen Gesellschaft weiterhin vorhanden - umso wichtiger, dem Klischee entgegenzuwirken.
Im Museum Ludwig in Köln wird das Bild jetzt einem Film von Peter und Zsóka Nestler gegenübergestellt. Der Film "Zigeuner sein" von 1970 dokumentiert die damalige Situation der Sinti und Roma in Deutschland.
Nicht nur Romnja, die das Museum besuchten, könnten sich bereits durch den Titel des Bildes "Zwei Zigeunerinnen mit Katze" angegriffen fühlen. Vor diesem Hintergrund betonte die Kuratorin die Notwendigkeit, die Werke einer Sammlung immer wieder neu anzuschauen und auf aktuelle Bezüge zu überprüfen.
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