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Umstrittenes Bild von Otto Mueller
Kuratorin: Rassistische Elemente

Otto Mueller hat Sinti und Roma gemalt. Die Frauen erscheinen bei ihm als exotische Verführerinnen. Sie habe das Klischee der "Zigeunerin" nicht so stehen lassen wollen, sagte die Kuratorin Julia Friedrich im Dlf. Daher stellte sie einem Romnja-Bild des Künstlers einen Dokumentarfilm gegenüber.

Julia Friedrich im Gespräch mit Stefan Koldehoff |
Montage: Malerei von Otto Mueller, Zwei Zigeunerinnen mit Katze,1926/27 und Foto, Zigeuner sein, BRD 1970
Kunst und Wirklichkeit: Das Bild von Otto Mueller und der Film von Peter und Zsóka Nestler (Rheinisches Bildarchiv, Köln / Deutsche Kinemathek)
Otto Muellers Bild "Zwei Zigeunerinnen mit Katze" von 1926/27 gehört zu den bekanntesten Gemälden in der Sammlung des Museum Ludwig in Köln. Vier Jahre ist es nicht ausgestellt worden, wie die Kuratorin Julia Friedrich erklärt. Denn die Museumsleute empfanden es als problematisch, das Bild zu zeigen, ohne den Kontext zu erläutern.
Zwei Romnja sind auf dem Bild um einen Tisch gruppiert. Die eine steht da - mit weit geöffneter Bluse, die andere sitzt am Tisch mit nacktem Oberkörper. Die Frauen würden durch den Titel des Gemäldes als Romnja identifiziert, so Friedrich, und mit all den Klischees in Verbindung gebracht, die über diese Personen seit Jahrhunderten in Umlauf seien: Romnja wären verführerisch, erotisch, gefährlich schön und wild, und sie würden sich den Männern andienen.
Sexistische und rassistische Elemente
Für die Kuratorin enthält die Darstellung auf dem Gemälde von Otto Mueller sexistische und rassistische Elemente. Wegen des lange verdrängten deutschen Völkermords an den Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus hält Julia Friedrich das rassistische Element allerdings für noch problematischer. Die Vorurteile gegenüber Sinti und Roma seien in der deutschen Gesellschaft weiterhin vorhanden - umso wichtiger, dem Klischee entgegenzuwirken.
Sinti und Roma osteuropäischer Herkunft in Duisburg | imago stock&people
Sinti und Roma in Deutschland Roma und Sinti sind seit Jahrhunderten in Deutschland beheimatet, dennoch werden sie von vielen Mitbürgern abgelehnt. Verschärft wird ihre Situation durch die neue Zuwanderung und den Status ihrer Herkunftsstaaten als "sicher".
Im Museum Ludwig in Köln wird das Bild jetzt einem Film von Peter und Zsóka Nestler gegenübergestellt. Der Film "Zigeuner sein" von 1970 dokumentiert die damalige Situation der Sinti und Roma in Deutschland.
Nicht nur Romnja, die das Museum besuchten, könnten sich bereits durch den Titel des Bildes "Zwei Zigeunerinnen mit Katze" angegriffen fühlen. Vor diesem Hintergrund betonte die Kuratorin die Notwendigkeit, die Werke einer Sammlung immer wieder neu anzuschauen und auf aktuelle Bezüge zu überprüfen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.