Der Schauspieler Olaf Højgaard wirkt zunächst nervös. Er weiß, nicht nur die Augen der rund 50 Zuschauer im Kellersaal des kleinen Theaters sind auf ihn gerichtet. Vor der Tür stehen Übertragungswagen zweier dänischer Fernsehsender. Im Saal selbst sind mehr als die Hälfte der Stühle reserviert mit Schildern wie Associated Press, Le Monde, die namhaften skandinavischen Medien sind sowieso da.
Højgaard erzählt auf der Bühne, wie es zu dem Stück gekommen ist, was er tat am Nachmittag des 22. Juli 2011, als die ersten Meldungen einer Bluttat in Norwegen über die Bildschirme flimmerten, wie er begann, sich für Breivik zu interessieren. Ein Prolog? Ein Plädoyer gar in eigener Sache? Nein, man ist bereits mitten im Stück. Das Hin und Her zwischen Højgaard als er selbst und Højgaard als Massenmörder Breivik wird zum Stilmittel. Regisseur Christian Lollike:
"Mein Stück ist eine Art Untersuchung – eine Untersuchung von Breivik, aber auch eine Konfrontation meiner selbst und der Gesellschaft, in der wir leben. Das Theater ist in gewisser Weise ein sehr grobes Medium, aber auch ein Medium, das Missstände sehr deutlich macht."
In dem 90 Minuten dauernden Stück spielen sich auf der Bühne 21 kleine Szenen ab. Man befindet sich auf dem Hof, auf dem Breivik die Bombe baut, die dann im Osloer Regierungsviertel zündet. Man sitzt mit Breivik beim Verhör und im Gerichtssaal. Man sieht ihn auch beim Spiel vor dem Computer, dessen animierte Kriegswelt der Natur von Utøya erschreckend gleicht. 21 Annäherungen an einen Mann, der in der Mitte der norwegischen Gesellschaft aufwuchs, und zum hasserfüllten Mörder wurde. Christian Lollike:
"Ich werde dafür kritisiert, dass ich Breivik fiktionalisiere, doch die Medien haben dies längst getan. Wir hören auf, Breiviks Namen zu nennen, wir sehen in ihm schlichtweg das Böse, wir setzen ihn gleich mit dem Teufel. Doch schon Hannah Arendt sprach von der Banalität des Bösen. Und wollen wir dieses Böse in Zukunft verhindern, dann müssen wir uns konkret mit ihm auseinandersetzen."
Natürlich ist auch dieses Theaterstück, sind diese 21 Szenen nicht mehr als Fragmente – das Bild von Anders Behring Breivik muss – falls möglich – im Kopf des Zuschauers entstehen. Viel interessanter aber als die Antworten sind die Fragen, die dieses Theaterstück stellt: Wie verbreitet ist das Gedankengut dieses Massenmörders? Wie weit reicht der Hass auf das Fremde in unsere Gesellschaften hinein? Und welche Rolle spielen die Medien, die einerseits jede Geste Breiviks im Gerichtssaal lustvoll übertragen, andererseits sorgenvoll die Stirn runzeln, mit dem Prozess biete man Breivik eine Bühne? Von einem kleinen Kopenhagener Theater ganz zu schweigen.
"Mit diesem Stück schaue ich vor allem nach vorn. Ich bin mir bewusst, dass wir mit dieser Inszenierung Interesse wecken für Breivik, doch ich selbst stehe in der Tradition der Aufklärung und glaube, so abgenutzt es klingen mag, an ihre Kraft."
Christian Lollike vereint als Regisseur zwei interessante Eigenschaften. Er schätzt die deutsche Theatertradition, weil sie oft gesellschaftliche Themen aufgreift. Und er erzählt, wie es die Skandinavier nun einmal können, leicht und mit Tiefe zugleich. Nein, dieser Theaterabend ist alles andere als ein Skandal. Es ist – man traut es sich in diesem Zusammenhang kaum zu sagen – richtig gutes, sogar unterhaltsames Theater, auch und nicht zuletzt aufgrund des schauspielerischen Kraftaktes des schon bald gar nicht mehr nervösen Olaf Højgaard. Eine deutsche Bühne möge sich die Aufführungsrechte dieses Stückes alsbald sichern.
Højgaard erzählt auf der Bühne, wie es zu dem Stück gekommen ist, was er tat am Nachmittag des 22. Juli 2011, als die ersten Meldungen einer Bluttat in Norwegen über die Bildschirme flimmerten, wie er begann, sich für Breivik zu interessieren. Ein Prolog? Ein Plädoyer gar in eigener Sache? Nein, man ist bereits mitten im Stück. Das Hin und Her zwischen Højgaard als er selbst und Højgaard als Massenmörder Breivik wird zum Stilmittel. Regisseur Christian Lollike:
"Mein Stück ist eine Art Untersuchung – eine Untersuchung von Breivik, aber auch eine Konfrontation meiner selbst und der Gesellschaft, in der wir leben. Das Theater ist in gewisser Weise ein sehr grobes Medium, aber auch ein Medium, das Missstände sehr deutlich macht."
In dem 90 Minuten dauernden Stück spielen sich auf der Bühne 21 kleine Szenen ab. Man befindet sich auf dem Hof, auf dem Breivik die Bombe baut, die dann im Osloer Regierungsviertel zündet. Man sitzt mit Breivik beim Verhör und im Gerichtssaal. Man sieht ihn auch beim Spiel vor dem Computer, dessen animierte Kriegswelt der Natur von Utøya erschreckend gleicht. 21 Annäherungen an einen Mann, der in der Mitte der norwegischen Gesellschaft aufwuchs, und zum hasserfüllten Mörder wurde. Christian Lollike:
"Ich werde dafür kritisiert, dass ich Breivik fiktionalisiere, doch die Medien haben dies längst getan. Wir hören auf, Breiviks Namen zu nennen, wir sehen in ihm schlichtweg das Böse, wir setzen ihn gleich mit dem Teufel. Doch schon Hannah Arendt sprach von der Banalität des Bösen. Und wollen wir dieses Böse in Zukunft verhindern, dann müssen wir uns konkret mit ihm auseinandersetzen."
Natürlich ist auch dieses Theaterstück, sind diese 21 Szenen nicht mehr als Fragmente – das Bild von Anders Behring Breivik muss – falls möglich – im Kopf des Zuschauers entstehen. Viel interessanter aber als die Antworten sind die Fragen, die dieses Theaterstück stellt: Wie verbreitet ist das Gedankengut dieses Massenmörders? Wie weit reicht der Hass auf das Fremde in unsere Gesellschaften hinein? Und welche Rolle spielen die Medien, die einerseits jede Geste Breiviks im Gerichtssaal lustvoll übertragen, andererseits sorgenvoll die Stirn runzeln, mit dem Prozess biete man Breivik eine Bühne? Von einem kleinen Kopenhagener Theater ganz zu schweigen.
"Mit diesem Stück schaue ich vor allem nach vorn. Ich bin mir bewusst, dass wir mit dieser Inszenierung Interesse wecken für Breivik, doch ich selbst stehe in der Tradition der Aufklärung und glaube, so abgenutzt es klingen mag, an ihre Kraft."
Christian Lollike vereint als Regisseur zwei interessante Eigenschaften. Er schätzt die deutsche Theatertradition, weil sie oft gesellschaftliche Themen aufgreift. Und er erzählt, wie es die Skandinavier nun einmal können, leicht und mit Tiefe zugleich. Nein, dieser Theaterabend ist alles andere als ein Skandal. Es ist – man traut es sich in diesem Zusammenhang kaum zu sagen – richtig gutes, sogar unterhaltsames Theater, auch und nicht zuletzt aufgrund des schauspielerischen Kraftaktes des schon bald gar nicht mehr nervösen Olaf Højgaard. Eine deutsche Bühne möge sich die Aufführungsrechte dieses Stückes alsbald sichern.