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Umstrittenes Netzwerk Parler
Hoffen auf den sicheren Hafen

Das Soziale Netzwerk Parler gilt als Heimat radikaler Trump-Fans und rechtsextremer Gruppen. Hassbotschaften sind keine Seltenheit. Nachdem mehrere Internet-Riesen auf Distanz gegangen sind und die Server abgeschaltet wurden will Parler bald wieder erreichbar sein - auch mit Hilfe aus Russland.

Von Katharina Wilhelm | 19.01.2021
Eine Hand hält ein Smartphone, hinter dem Umriss ist vor leuchtend weißem Hintergrund das Logo von "Parler" zu sehen.
Das Soziale Netzwerk Parler (imago/ Thiago Prudencio)
Ein "sicherer Hafen für extreme Rechte" - dies ist nur eine Zuschreibung der US-Medien für die Domain Registration und Webhosting Firma Epik. Die Firma mit Sitz in Washington State gehört zu den 20 größten Unternehmen in den USA, die unter anderem Domains, also Internetadressen, registrieren.
Der Geschäftsführer von Epik, der Amerikaner Rob Monster, gilt in den USA als durchaus schillernde Figur. Er selbst sagt, er sei 2007 von Gott berufen worden, diesen Job auszuüben: "Ich hatte den Maserati in der Garage und den Privatjet, der auf mich wartete, doch dann bekam ich einen Weckruf von Gott", erzählte Monster in einem Vortrag bei einer christlichen Konferenz 2019.
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Host für die Netzwerke Parler und Gab

Monster hatte zuvor unter anderem für den Konsumgüterkonzern Procter & Gamble in Deutschland als Produktentwicklungsmanager gearbeitet. 2009 gründete er Epik. Kritisiert wurde Epik unter anderem dafür, dass das Unternehmen das soziale Netzwerk Gab hostet, nachdem ihm der vorherige Online-Dienst GoDaddy gekündigt hatte.
"Hatewatch"-Eintrag zu Rob Monster (engl.)
Die Vorwürfe gegen Gab ähneln denen, die gegen das Netzwerk Parler vorgebracht werden: Ein digitaler Ort, an dem Rechte und Rassisten sagen dürfen, was sie wollen, bis hin zu Hass und Hetze. Gedeckt wird dies vom Netzwerk mit dem Verweis auf das Recht auf freie Meinungsäußerung.

Kritik an Epik-Chef Rob Monster

Monster sagte, er habe mit dem Geschäftsführer von Gab gesprochen, um zu schauen, wie es in dessen Herzen aussehe: "Ist das ein Typ, der Böses will? Oder steckt eine positive Agenda dahinter? Ich tat das - und sofort wurde ich als Bösewicht dargestellt."
Er verweist damit auf die Liste der Antirassismus-Organisation "Southern Poverty Law Center", die ihn unter anderem für seine Nähe zu Personen, die den weißen Nationalisten zugerechnet werden, kritisierte. Die Organisation setzte ihn auf die sogenannte "Hate Watch".
Monster kontert immer wieder Vorwürfe mit Verweisen auf die in den USA sehr breit ausgelegte Meinungsfreiheit. Auch andere umstrittene Webseiten und Netzwerke werden oder wurden von Epik gehostet oder registriert, darunter 8Chan, von der sich Epik aber mittlerweile getrennt hat.

Internet-Riesen auf Distanz zu Parler

Bei Epik hat Parler sich nun mit seiner Internetadresse registriert, wie sich online nachvollziehen lässt. In einem Blogeintrag des Unternehmens hieß es am 11. Januar, man führe keine Gespräche mit Parler, kritisierte aber das Vorgehen der großen Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley in Bezug auf Parler.
Google und Apple hatten Parler beispielsweise aus ihren App-Stores geworfen, weil ihnen die Moderation der Inhalte unzureichend erschien. Einen neuen Hosting-Service hat Parler offenbar auch gefunden. Wie die Nachrichtenagentur Reuters erfahren haben will, soll dafür die Firma DDos-Guard zuständig sein, die Verbindungen nach Russland hat.
Für Parler könnte dies die Rettung sein. Auf der Webseite parler.com können sich User zwar nicht wieder einloggen, Parler-Geschäftsführer John Matze schreibt dort aber, man wolle baldmöglichst wieder erreichbar sein.