"Oh – ich war total überrascht und ein bisschen besorgt ehrlich gesagt."
Jennifer Morgan vom World Resources Institute war mit ihrer Überraschung sicher nicht allein, als im vergangenen Jahr ausgerechnet das Öl-Emirat Katar am Persischen Golf den Zuschlag für den nächsten Klimagipfel erhielt. OPEC-Staaten wie Katar stehen traditionell beim Klimaschutz eher auf der Bremse – sie haben schließlich eine Menge Exporteinnahmen zu verlieren. Bei den CO2-Emissionen ist Katar außerdem Weltspitze – pro Kopf liegt der Ausstoß von Kohlendioxid etwa vier mal so hoch wie in Deutschland. Doch inzwischen sieht sich Katar auch bedroht durch den Klimawandel – Fahad bin Mohammad al Attiya vertritt sein Land beim Gipfel:
"Katar muss mehr als 90 Prozent seiner Lebensmittel einführen. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung des Landes lebt hier in der Hauptstadt. Sie haben bestimmt bemerkt, dass wir praktisch auf der Höhe des Meeresspiegels liegen und deshalb zu den Ländern gehören, die besonders durch den Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind."
Die Halbinsel am Persischen Golf beginnt also eine Energiewende eigener Art – zu bewundern bei einer Umwelt-Messe parallel zum Gipfel in Doha. Alex Amato steht am Stand der Katar Foundation und erläutert das Konzept für ein Passivhaus im Wüstensand.
"Anstatt die Hitze drinnen zu halten, halten wir sie draußen. Wir glauben, dass das Passivhaus-Konzept für beide Extreme geeignet ist: Wenn es in Nord-Skandinavien funktioniert, wird es unserer Meinung nach in einem extrem trockenen und heißen Klima auch funktionieren."
Ein erster Prototyp ist im Bau, im nächsten Jahr sollen die ersten Bewohner einziehen. Die Klimaanlage des Musterhauses soll nur ein Zehntel dessen verbrauchen, was neue Häuser normalerweise benötigen. Amato:
"Jetzt, im Herbst, dürfte man sogar die Fenster öffnen – aber: Während der Sommermonate ist die Antwort nein. Diesem Wunsch sollten Sie nicht nachgeben aber glauben Sie mir, Sie wollen das Fenster auch gar nicht öffnen."
Jetzt setzt Katar auch auf erneuerbare Energien – und auch hier wieder auf seine Kompetenz als Exporteur.
"Gerade jetzt, wo wir miteinander sprechen, ist Katar dabei, eines der größten Solarenergie-Projekte der Welt zu verwirklichen, vielleicht ist es sogar das größte weltweit. Wir hoffen, dass wir einmal den gesamten Strombedarf des Landes mit Solarenergie decken können und vielleicht können wir sogar Strom exportieren","
sagt Hassan Al Jaajaa, der Leiter von Doha Oasis, einer einheimischen Umweltorganisation. Zusammen mit Solarworld aus Deutschland baut die Firma Katar Solar Technologies derzeit ein Siliziumwerk für eine Milliarde US-Dollar – 8000 Tonnen Silizium für Solaranlagen sollen dort künftig hergestellt werden. Mit Solarstrom sollen Elektroautos fahren und Meerwasser entsalzt werden – das Land bezieht fast sein gesamtes Trinkwasser aus dem Meer und will die Energie hierfür von der Sonne beziehen. Auch in Windkraft will Katar investieren. Das Emirat sitzt auf den drittgrößten Gasreserven der Welt und ein ehrgeiziges Klimaschutz-Abkommen könnte hier sogar den Absatz fördern. Erdgas ist immerhin der am wenigsten klimaschädliche fossile Brennstoff. Von einem Ausstieg aus dem Geschäft mit fossilen Energien ist nirgends die Rede. Um weiter Öl und Gas exportieren zu können, setzt das Land auf Technologien wie die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid in geologischen Formationen forscht selbst daran, diese Speichertechnologien serienreif zu machen. Beim Klimagipfel wartet man jetzt darauf, dass Katar auch eigene Zusagen für den Abbau seiner gewaltigen Treibhausgas-Emissionen macht. Umweltschützer aus Deutschland beobachten den neuen Kurs auch vorerst mit Skepsis – Christoph Bals von Germanwatch.
""Ich rechne aber auch damit, dass ganz viel Greenwash gemacht wird dass heißt, dass es viele Ankündigungen sind, wo man erst mal im Detail prüfen muss, was tatsächlich davon in Realität übersetzt wird. Wenn man hier die Werbeplakate sieht, wenn man durch die Stadt fährt, und das mit der Realität vergleicht, dann sieht man schon, wie viel Greenwash hier geleistet wird. Also: Da werden wir ganz genau hinschauen, was von dem, was angekündigt wird, dann auch tatsächlich umgesetzt wird."
Für die meisten Katarer ist Umweltschutz nach wie vor ein Fremdwort – auch wenn das Land versucht, den Klimagipfel umweltverträglich zu gestalten. Die Busse fahren mit Erdgas – doch die Busfahrer lassen selbstverständlich den Motor eingeschaltet, wenn sie auf neue Fahrgäste warten.
Jennifer Morgan vom World Resources Institute war mit ihrer Überraschung sicher nicht allein, als im vergangenen Jahr ausgerechnet das Öl-Emirat Katar am Persischen Golf den Zuschlag für den nächsten Klimagipfel erhielt. OPEC-Staaten wie Katar stehen traditionell beim Klimaschutz eher auf der Bremse – sie haben schließlich eine Menge Exporteinnahmen zu verlieren. Bei den CO2-Emissionen ist Katar außerdem Weltspitze – pro Kopf liegt der Ausstoß von Kohlendioxid etwa vier mal so hoch wie in Deutschland. Doch inzwischen sieht sich Katar auch bedroht durch den Klimawandel – Fahad bin Mohammad al Attiya vertritt sein Land beim Gipfel:
"Katar muss mehr als 90 Prozent seiner Lebensmittel einführen. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung des Landes lebt hier in der Hauptstadt. Sie haben bestimmt bemerkt, dass wir praktisch auf der Höhe des Meeresspiegels liegen und deshalb zu den Ländern gehören, die besonders durch den Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind."
Die Halbinsel am Persischen Golf beginnt also eine Energiewende eigener Art – zu bewundern bei einer Umwelt-Messe parallel zum Gipfel in Doha. Alex Amato steht am Stand der Katar Foundation und erläutert das Konzept für ein Passivhaus im Wüstensand.
"Anstatt die Hitze drinnen zu halten, halten wir sie draußen. Wir glauben, dass das Passivhaus-Konzept für beide Extreme geeignet ist: Wenn es in Nord-Skandinavien funktioniert, wird es unserer Meinung nach in einem extrem trockenen und heißen Klima auch funktionieren."
Ein erster Prototyp ist im Bau, im nächsten Jahr sollen die ersten Bewohner einziehen. Die Klimaanlage des Musterhauses soll nur ein Zehntel dessen verbrauchen, was neue Häuser normalerweise benötigen. Amato:
"Jetzt, im Herbst, dürfte man sogar die Fenster öffnen – aber: Während der Sommermonate ist die Antwort nein. Diesem Wunsch sollten Sie nicht nachgeben aber glauben Sie mir, Sie wollen das Fenster auch gar nicht öffnen."
Jetzt setzt Katar auch auf erneuerbare Energien – und auch hier wieder auf seine Kompetenz als Exporteur.
"Gerade jetzt, wo wir miteinander sprechen, ist Katar dabei, eines der größten Solarenergie-Projekte der Welt zu verwirklichen, vielleicht ist es sogar das größte weltweit. Wir hoffen, dass wir einmal den gesamten Strombedarf des Landes mit Solarenergie decken können und vielleicht können wir sogar Strom exportieren","
sagt Hassan Al Jaajaa, der Leiter von Doha Oasis, einer einheimischen Umweltorganisation. Zusammen mit Solarworld aus Deutschland baut die Firma Katar Solar Technologies derzeit ein Siliziumwerk für eine Milliarde US-Dollar – 8000 Tonnen Silizium für Solaranlagen sollen dort künftig hergestellt werden. Mit Solarstrom sollen Elektroautos fahren und Meerwasser entsalzt werden – das Land bezieht fast sein gesamtes Trinkwasser aus dem Meer und will die Energie hierfür von der Sonne beziehen. Auch in Windkraft will Katar investieren. Das Emirat sitzt auf den drittgrößten Gasreserven der Welt und ein ehrgeiziges Klimaschutz-Abkommen könnte hier sogar den Absatz fördern. Erdgas ist immerhin der am wenigsten klimaschädliche fossile Brennstoff. Von einem Ausstieg aus dem Geschäft mit fossilen Energien ist nirgends die Rede. Um weiter Öl und Gas exportieren zu können, setzt das Land auf Technologien wie die Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxid in geologischen Formationen forscht selbst daran, diese Speichertechnologien serienreif zu machen. Beim Klimagipfel wartet man jetzt darauf, dass Katar auch eigene Zusagen für den Abbau seiner gewaltigen Treibhausgas-Emissionen macht. Umweltschützer aus Deutschland beobachten den neuen Kurs auch vorerst mit Skepsis – Christoph Bals von Germanwatch.
""Ich rechne aber auch damit, dass ganz viel Greenwash gemacht wird dass heißt, dass es viele Ankündigungen sind, wo man erst mal im Detail prüfen muss, was tatsächlich davon in Realität übersetzt wird. Wenn man hier die Werbeplakate sieht, wenn man durch die Stadt fährt, und das mit der Realität vergleicht, dann sieht man schon, wie viel Greenwash hier geleistet wird. Also: Da werden wir ganz genau hinschauen, was von dem, was angekündigt wird, dann auch tatsächlich umgesetzt wird."
Für die meisten Katarer ist Umweltschutz nach wie vor ein Fremdwort – auch wenn das Land versucht, den Klimagipfel umweltverträglich zu gestalten. Die Busse fahren mit Erdgas – doch die Busfahrer lassen selbstverständlich den Motor eingeschaltet, wenn sie auf neue Fahrgäste warten.