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Umweltgifte in Textilien
Weniger Chemikalien in Kleidung von Handelsketten

Die großen Einzelhandelsketten in Deutschland verkaufen inzwischen weniger Kleidung, die mit Hilfe von umwelt- oder gesundheitsgefährdenden Chemikalien hergestellt wurde. Das hat eine Untersuchung der Umweltorganisation Greenpeace ergeben. Bei der letzten Analyse 2014 waren die Ergebnisse noch alarmierend gewesen.

Von Axel Schröder |
    Menschen bei Regenwetter, in Regenkleidung, mit Regenschirmen.
    Fünf Einzelhandelsketten haben eine Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Umweltgifte unterschrieben, die oft in wasser- und regenabweisender Kleidung enthalten ist. (imago/Jochen Tack)
    Alexandra Perschau von Greenpeace zieht eine positive Bilanz: Seit Jahren macht die Umweltschutzorganisation auf Giftstoffe in unserer Kleidung aufmerksam. Und die fünf Einzelhandelsketten, die vor zwei Jahren das sogenannte Detox-Commitment unterschrieben haben, also eine Selbstverpflichtung zum Verzicht auf Umweltgifte, diese Firmen machen tatsächlich gute Fortschritte. Alexandra Perschau erklärt, um welche Stoffe es Greenpeace geht: "Es sind elf Substanzgruppen insgesamt und dazu zählen die per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC). Die kennt man von der wasserabweisenden und regenabweisenden Kleidung. Und dann haben wir eben noch Azo-Farbstoffe, Schwermetalle. Elf sehr spezielle Gruppen."
    Besonders gut schneidet Tchibo ab
    Die Umweltschutzorganisation hat für die Überprüfung die Firmenberichte über die Entgiftungsstrategien ausgewertet und festgestellt: Aldi Nord und Aldi Süd, Lidl, Rewe, Penny, Kaufland und Tchibo sind dabei oder schon fertig damit, die gesamte Lieferkette zu untersuchen, nach Giftquellen zu fahnden und diese Stoffe dann durch weniger umweltschädliche zu ersetzen. "Sie machen diese Abwassertests, sind dahingehend transparent. Und über diese Testergebnisse können wir tatsächlich sehen, das tatsächlich die ersten Gruppen - gerade diese PFC tatsächlich deutlich weniger geworden sind."
    Besonders gut schneidet im Greenpeace-Ranking Tchibo ab. Vielleicht auch deshalb, weil das Unternehmen schon vor zehn Jahren angefangen hat, auf eine möglichst umweltfreundliche Produktion zu setzen. Stefan Dierks leitet die zuständige Abteilung bei Tchibo. Er erklärt, dass auf per- oder polyfluorierte Kohlenwasserstoffe mittlerweile verzichtet werden kann. "Diese werden zum Beispiel eingesetzt, um Textilien regenfest zu bekommen. Und wir hatten schon vor dem "Closed-Loop-Commitment" uns entschieden, diese sogenannten PFC zu eliminieren aus unseren Produkten. Und es gibt entsprechende strukturelle Imprägnierungen, die wir dann ganz gezielt auch für unsere Regenkleidung einsetzen."
    Manche Stoffe stellen die Hersteller vor großen Herausforderungen
    Andere Stoffe seien weniger einfach aus der Produktion zu verbannen, so Stefan Dierks. "Das sind zum Beispiel bestimmte Chlor-Paraffine oder auch polyzyklische Aromate - das sind häufig seht leicht flüchtige Stoffe wie Naphtalin und andere. Dort stellt es uns vor große Herausforderungen, sie komplett zu eliminieren, da sie einfach auch im Wasser, was in die Fabrik schon rein läuft, auch schon drin sind. Da geht es also darum, komplette Hintergrundkonzentrationen auch dauerhaft aus der Umwelt zu entfernen."
    Für die Umstellung seien zwar zunächst Investitionen nötig. Am Ende würden sich diese Investitionen aber lohnen, weil sie zu einem größeren Kundenvertrauen in die eigenen Produkte führten. Zu tun haben die Einzelhändler noch beim Thema Nachhaltigkeit der angebotenen Kleidung. Alexandra Perschau von Greenpeace wünscht sich überprüfbare Selbstverpflichtungen der Händler. "'Wie lange glaubt ihr, dass ein T-Shirt halten muss, wenn ihr das verkauft habt? Und könnt ihr dann auch eine Garantie darauf geben?' Oder auch: Wenn ein Reißverschluss kaputtgegangen ist: 'Bietet einen Reparaturservice dafür an!' Es muss eine Hose deswegen nicht weggeschmissen werden."
    Alte Stoffe werden zu Putzlappen recycelt
    Einen Reparaturservice für kaputte Reißverschlüsse oder abgefallene Knöpfe bietet bislang keiner der großen Einzelhändler. Immerhin gibt es aber seit einigen Monaten eine Zusammenarbeit zwischen Tchibo und der gemeinnützigen Organisation "FairVerwertung". Alte Stoffe werden dort zum Beispiel zu Putzlappen recycelt. Durchgefallen beim Greenpeace-Test sind unter anderem die Ketten Edeka und Norma und die zum Metro-Konzern gehörenden Real-Märkte. Alle drei haben das Detox-Commitment von Greenpeace nicht unterschrieben. Edeka ist aber Teil des sogenannten "Textilbündnisse". Bei dem würden aber, so Alexandra Perschau, weniger hohe Standards gelten als bei den Greenpeace-eigenen Bündnis.