"Wir haben ein Herkules-Cargo wegen der Zuladung, weil wir 200 Kilo Zuladung haben. Wir benutzen das im Nahbereich. Da haben wir viele Großkunden. Und wegen der Verkehrssituation und der Parksituation sind wir um Welten schneller als mit dem Transporter."
Die Bio-Gastronomin auf dem Lastenrad: Martina Schmidt aus Stuttgart: "Ich habe ein Lastenrad mit einem 60 Zentimeter langen Aufbau vorne, ein zweirädriges Lastenrad. Und der Aufbau ist so: ich kann zwei bis drei Kisten übereinanderstapeln. In den Kisten sind heute ein paar Säcke Kartoffeln, Kürbisse, Salat, Fenchel und Paprika."
"Der Steinmetz, der auf dem Friedhof unterwegs ist oder die Akten, die vom Notariat oder vom Rechtsanwalt transportiert werden, und das zeigt einfach: Cargo-Bikes sind für vieles brauchbar."
Kaum Grenzen beim Warentransport
Ob Akten, Kürbis oder Werkzeugkiste: Es gibt, so Baden-Württembergs grüner Verkehrsminister Winfried Hermann auf dem Treffen in Stuttgart, so gut wie nichts, was sich in der Innenstadt nicht auf dem Lastenrad transportieren lässt: "Man kann natürlich auch Spülmaschine, Herde transportieren, also eigentlich ist nichts unmöglich. Man kann alles mögliche transportieren."
Nico Schultes vom Freiburger Unternehmen "Jobrad", das unter anderem Leasingverträge für Lastenräder anbietet, deutet auf einen ganzen Lastenrad-Lastzug: An einem Fahrrad mit großer Ladefläche vorne hängt ein schmaler, in die Länge gezogene Anhänger mit großer Ladefläche, auf der tatsächlich eine Waschmaschine Platz hätte. Die Nachfrage nach solchen Mini-Transportern, die mit Muskelraft und einem kleinen elektrischen Hilfsmotor fortbewegt werden, steige von Tag zu Tag:
"Wir merken vor allem in so Großstädten wie Stuttgart, Berlin, Hamburg, selbst in Freiburg, dass die Nachfrage sehr groß ist. An was das liegt? Wir haben in Großstädten immer mehr Staus. Dann, wie hier in Stuttgart, die Sache mit der Feinstaubbelastung. Das ist eben eine nachhaltige Mobilität, die sich früher oder später durchsetzen wird."
Lastenrad rechnet sich für Kleinunternehmer
Dies, so zeigt es das Stuttgarter Treffen, auch deshalb, weil sich gerade für kleine Mittelständler so ein Lastenrad im Vergleich zum Auto auch in Euro und Cent rechnet, und das nicht nur wegen des kostengünstigen Antriebs, so Schreiner Arndt Hudelmeier aus Neckasulm:
"Ein Kollege fährt immer mit dem Transporter innerorts. Und der schreibt immer die Zeiten auf von Betrieb bis Baustelle. Und ich schreib's mit dem Fahrrad auf. Und in einem halben Jahr habe ich schon fünf Stunden reine Arbeitszeit gewonnen nur durchs Lastenrad, umgerechnet auf die Kilometer."
Allerdings: All die vielen radelnden Schreiner, Bäcker, Buchhändler und Schornsteinfeger würden sich so mancherlei Verbesserungen in der Radweg-Infrastruktur wünschen. Da ist, meint Schreiner Arndt Hudelmeier, längst noch nicht alles perfekt:
"An den Radwegen, die Abstände der Poller sollten verbreitert werden auf einen Meter, dass wir mit den Lastenrädern gut durchkommen. Weil an manchen Stellen haben wir wirklich Probleme, durch diese Poller durchzukommen, weil die halt durch 70 Zentimeter Abstand stehen, und die Lastenräder genau 70 Zentimeter breit sind. Dann müssen wir meistens absteigen und rangieren."
Angebote lassen noch zu wünschen übrig
Zum zweiten gebe es noch relativ wenig Anbieter von Lastenrädern. Die Räder selbst bezeichneten die Teilnehmer am Stuttgarter Lastenrad-Treffen allerdings als sehr wartungsfreundlich. Muss das Cargo-Bike dann aber doch mal in den Service, kann das mühsam werden, so Arndt Hudelmeier:
"Also ich muss jetzt das Fahrrad immer 100 Kilometer zu dem Fahrradhändler bringen, der spezialisiert drauf ist. Das Netz ist nicht arg flächendeckend."
Hinzu kommt die Forderung: Mehr Platz für Lastenräder braucht das Land. Thomas Hillderding ist Mitglied der Initiative "Radentscheid Stuttgart", die per Bürgerentscheid mehr Fahrradwege durchsetzen will. Denn:
"Es gibt viele Straßen, die für Fahrräder verboten sind" ...und damit auch für Lastenräder.
"Andererseits kann man auch Radwege bauen am Rande von Bundesstraßen. Da gibt es ja manchmal bis zu sechs Spuren. Und wenn man jetzt eine Spur wegnehmen würde, um daraus einen Radweg zu machen, dann denke ich nicht, dass der Autoverkehr übermässig beeinträchtigt wäre, wenn eine Spur weniger da ist."
Lastenräder werden zunehmend gefördert
In Baden-Württemberg jedenfalls ist es erklärtes politisches Ziel des grünen Verkehrsminister Winfried Hermann, den Kauf von Lastenrädern bei Kleinunternehmen, Vereinen und sozialen Einrichtungen zu fördern.
"Wir zahlen etwa 3.000 Euro pro Cargo-Bike. Wenn man die Preise so anschaut, ist das eine Förderungsquote von 40 bis 50 Prozent."
1.000 Lastenräder seien, so Verkehrsminister Hermann, bereits gefördert worden - und das aus gutem Grund...
"...da wir damit eine neue Zeit des umweltfreundlichen Transports sehen: Das weiß man mittlerweile, dass bis zu 50 Prozent der kleineren Lasten mit solchen Lastenrädern verteilt werden können. Das wäre natürlich auch ein toller Beitrag für mehr Lebensqualität in den Städten."