Eine Studie der Europäischen Umweltagentur zeigt, dass der Verkehr in den Innenstädten nach wie vor ein Hauptverursacher von Treibhausgasen, Luftverschmutzung und Lärm ist. So müssen über ein Viertel der Bewohner von Sofia, Luxemburg, Paris und Tallin nachts einen Lärmpegel ertragen, der deutlich über den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation liegt.
In vielen osteuropäischen Städten, aber auch in Athen, geben die Bewohner selbst an, dass sie unter der hohen Verkehrsbelastung leiden. Weniger Autos, mehr Fahrräder und öffentliche Verkehrsmittel erhöhen die Lebensqualität in Städten. Der sogenannte Kopenhagen Index berechnet autofreie Zonen sowie die Infrastruktur für Fußgänger und Fahrräder. Im spanischen Sevilla wurden im vergangenen Jahr achtzig Prozent der Fahrradwege neu gebaut. Somit hat es die Stadt auf den Kopenhagen-Index geschafft, erklärt Katja Rosenbohm von der Europäischen Umweltagentur.
"Und das bedeutet, dass Städte natürlich auch investieren müssen, und zwar nicht nur in einzelne Wege, sondern sie müssen es schaffen, dass die gesamten Netze so sind, dass Bürger sicher durch die gesamte Stadt mit dem Fahrrad oder zu Fuß kommen können."
Sevilla, Berlin, Kopenhagen und Stockholm führen das Ranking an. Wobei Stockholm sich nicht nur mit einer Umweltzone, sondern auch mit der City Maut, einer Gebühr für das Fahren in der Innenstadt, durchgesetzt hat. Anderswo werden kreative Konzepte für mehr Elektromobilität gesucht, wie etwa in Oslo und Rotterdam. Katja Rosenbohm:
"Jeder Bürger, der ein Elektrofahrzeug kauft, bekommt eine kostenlose Steckdose an seinem Haus außen angebaut. Oder in Oslo kann man kostenlos parken, kostenlos tanken oder auch die Busspur benutzen."
Kreative Konzepte für grünere Städte
Auch der Verkehrsclub Deutschland hat kreative Konzepte für mehr Lebensqualität in den Innenstädten untersucht. So hat Bremen als erste deutsche Kommune schon vor zehn Jahren Parkplätze für Carsharing-Stationen ausgewiesen. Mit einem Aktionsplan hat sich das Konzept des Bremer Senats gegen anfängliche Skepsis durchgesetzt. Jedes Carsharing Auto ersetzt etwa elf Privatautos. Bis 2020 soll sich die Zahl der fast 9.000 Carsharing Nutzer in Bremen verdoppeln. Ein Konzept, mit dem die Hansestadt Geld spart, meint Anja Hähnel vom Verkehrsclub Deutschland.
"Wir haben gerade im Berufsverkehr, häufig nur einen Besetzungsgrad von einer Person pro Auto. Das heißt, alle Wege, die mit dem Auto abgewickelt werden, haben sehr hohe Kosten für Parkplätze. Dann haben wir in den Innenstädten das Problem, dass wir die nicht mehr auf der Straße unterkriegen, dass wir Hoch- oder Tiefgaragen bauen müssen und da sind wir dann schnell mal bei 60 Millionen Euro für eine mittlere Tief- oder Hochgarage."
Auch andere Städte zeigen, dass sich mit umweltgerechten Verkehrssystemen, Geld sparen lässt. So investiert Amsterdam bis 2016 fast sechzig Millionen Euro in das Radwegenetz, außerdem entstehen 38.000 neue Abstellplätze für Fahrräder. Andererseits spart die Stadt Investitionen für Straßen und öffentlichen Nahverkehr in Höhe von etwa 40 Millionen Euro. Für dringend ausbaufähig in deutschen Städten hält der Verkehrsclub Deutschland sogenannte Park and Ride Parkplätze.
"Was ja sehr gut angenommen wird, wenn die Leute erst mal ein Stück zur Stadt mit dem Auto fahren, dass man dann wirklich Parkplätze hat an den Nahverkehrsknotenpunkten. Davon haben wir häufig zu wenig. Da sieht man, dass das gut angenommen wird, weil die immer überfüllt sind."
Insgesamt sei noch viel zu tun, meint Anja Hähnel. Allzu oft behindern bürokratische Strukturen kreative Konzepte.
"Es ist auch so, dass in Deutschland die Bürgerbeteiligung an Verkehrsprojekten immer noch rudimentär ist und für neue Projekte, auch, wenn man Tempo 30 flächendeckend einführen will, dann ist es sehr wichtig, dass man sich Zeit für die Planung nimmt."
So wie es in Österreich und der Schweiz üblich ist. Bei allen kreativen Konzepten, insgesamt leiden europäische Stadtbewohner unter der steigenden Lärm- und Umweltverschmutzung durch den Luftverkehr. Vom eigentlichen Ziel, die Emissionen bis 2050 um über die Hälfte gegenüber dem Niveau von 1990 zu senken, sind Städte in ganz Europa noch weit entfernt.