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Umweltverschmutzung
EU-Umweltkommissar: "Wir haben einen Müllkontinent"

Acht Milliarden Plastiktüten werden in Europa jedes Jahr weggeworfen - und schaden so der Umwelt. Bisher konnten die Regierungen der EU-Länder kaum etwas dagegen unternehmen. Die Kommission in Brüssel will das nicht länger hinnehmen und schlägt eine Änderung des EU-Rechts vor.

    Der Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, dass die Regierungen der Mitgliedstaaten zum Beispiel Abgaben auf Plastiktüten erheben oder sie gleich ganz verbieten können. Umweltkommissar Janez Potocnik will das geltende EU-Recht so ändern, dass das möglich wird. "Wir haben schon jetzt einen neuen Kontinent, einen Müllkontinent", stellte Potocnik in Brüssel fest und fügte hinzu: "Wir könnten den derzeitigen Verbrauch insgesamt um bis zu 80 Prozent verringern." Dazu müssen das Europaparlament und die 28 EU-Regierungen den Plänen noch zustimmen. Ein Vorbild ist dabei Irland: Nachdem dort eine Abgabe von 22 Cent je Tüte eingeführt wurde, sank der Verbrauch pro Kopf und Jahr von 328 auf 21.
    Jeder Deutsche verbraucht durchschnittlich 71 Plastiktüten im Jahr
    Das Umweltbundesamt (UBA) begrüßt die Vorschläge. "Für Küstenländer, etwa im Mittelmeerraum, können Verbote sinnvoll sein, in anderen die Einführung von Gebühren oder Abgaben", sagte UBA-Präsident Jochen Flasbarth. Deutschland habe zwar schon viel erreicht, etwa durch ein gut ausgebautes Recyclingsystem. "Eine Bezahlpflicht für alle Plastiktüten im Einzelhandel kann gleichwohl zur weiteren Reduktion des Plastikmülls beitragen." Dazu müsste die schon bestehende Bezahlpflicht für größere Plastiktüten im Lebensmitteleinzelhandel ausgeweitet werden - auf Elektro- oder Bekleidungsgeschäfte.

    Jeder Deutsche verbraucht im Schnitt 71 Plastiktüten im Jahr - das liegt weit unter den Spitzenwerten von über 500, die die EU-Kommission für Portugal, Polen, Litauen und Ungarn schätzt. Im Schnitt sollen es in der Europäischen Union 198 Tüten pro Einwohner und Jahr sein.
    Riesige Plastikteppiche im Meer
    Und das führt zu gewaltigen Problemen: Gerade in Ländern ohne vernünftige Abfallwirtschaft landen viele Tüten in der Natur, gelangen über Flüsse ins Meer und bilden dort mit anderem Müll riesige Plastikteppiche. "Plastik hat eine sehr lange Abbauzeit und zersetzt sich zum Teil in immer kleinere Teile, wobei Weichmacher oder Flammschutzmittel freigesetzt werden", schreibt das Umweltbundesamt. Über Fische können diese in die menschliche Nahrungskette gelangen, außerdem verenden immer wieder Vögel und andere Meeresbewohner an verschluckten Plastikfetzen.