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Umweltverschmutzung
Export von Plastikmüll soll erschwert werden

Jahr für Jahr exportieren europäische Länder Hundertausende Tonnen gemischten Plastikmüll, vor allem nach Asien. Dort verdrecken die Abfälle Landstriche und Gewässer. Auf einer internationalen Konferenz in Genf wollen viele Staaten, darunter Deutschland, nun eine stärkere Regulierung durchsetzen.

Von André Seifert |
Ein chinesischer Radfahrer fährt an einem Haufen Abfall vorbei, der am 20. November 2014 auf einer Straße in Shiyan-Stadt in der Südchinesische Guangdong-Provinz, liegt.
Müll aus westlichen Ländern wird für Asien zum Umweltproblem - etwa weil brennende Müllberge die Luft verpesten. (dpa / Imaginechina / Stringer)
Vom Joghurtbecher bis hin zum Spielzeugauto – Plastikmüll aus reichen Industrienationen ruiniert die Umwelt in ärmeren Ländern, erklärt Michael Jedelhauser vom Naturschutzbund Deutschland. Zwar haben einige Länder wie Malaysia oder China den Import inzwischen verboten, doch nun fließen die Müllströme verstärkt nach Indonesien oder in die Türkei, so der Umweltschutzexperte:

"Wir haben jährlich ein Plastikmüllaufkommen in Deutschland von sechs Millionen Tonnen und davon geht eine Million in den Export. Der größte Abnehmer 2018 war Malaysia und dann gibt es noch weitere südostasiatische Länder."
Bisher kaum gesetztliche Regeln
Möglich ist das, weil es vor allem für dreckigen und gemischten Plastikmüll kaum gesetzliche Einschränkungen gibt. Doch das soll sich nun ändern. Denn ab heute treffen sich in Genf die Vertreter des sogenannten "Basler Übereinkommens". Über 180 Staaten haben es unterzeichnet. Eine der wichtigsten Regeln des Übereinkommens besagt, dass beim Handel mit gefährlichen Abfällen weder Mensch noch Umwelt gefährdet werden dürfen.
Einfache Plastikabfälle gelten dabei bislang als ungefährlich. Und genau das ist nach Ansicht der norwegischen Regierung das Problem: Denn auch ein verdreckter Joghurtbecher beispielsweise kann Schaden anrichten, vor allem, wenn er zusammen mit tausenden anderen auf den Müllkippen der Dritten Welt unkontrolliert abgefackelt wird.
Auch gemischter Müll soll als gefährlich gelten
Norwegen will nun auf dem Treffen dafür sorgen, dass das Basler Übereinkommen geändert wird. In Zukunft soll demnach auch vermeintlich ungefährlicher, aber dreckiger und gemischter Müll als gefährlich eingestuft werden. Das würde den Export in aller Welt erschweren. Und den aus der EU sogar de facto verbieten, sagt Michael Jedelhauser vom NABU:

"Das Besondere aber ist, dass wir in der EU nochmal eine stärkere Gesetzgebung haben. Das bedeutet, das Basler Übereinkommen würde, wenn dieser Vorschlag Norwegens durchgeht, dazu führen, dass wir zukünftig keine Exporte von gemischten Plastikabfällen aus der EU in zum Beispiel die südostasiatischen Länder hätten."
Deutschland will Vorstoß unterstützen
Die deutsche Delegation wird in Genf den norwegischen Vorstoß unterstützen, ebenso die Europäische Union, sagte Stephan Haufe, Sprecher des Bundesumweltministeriums.
"Wir brauchen strengere Kontrollen und strengere Regeln auf internationaler Ebene. Verschmutzte, stark mit anderen Abfällen vermischte Plastikabfälle, die man letztlich nicht mehr richtig gut verwerten kann, die sollen nicht mehr exportiert werden dürfen."
Unklar bleibt, wie groß die Chance ist, dass der norwegische Vorschlag angenommen wird. Denn mindestens drei Viertel der Staaten müssten ihm zustimmen.