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UN-Bericht
Armut in Europa nimmt zu

Die Internationale Arbeitsorganisation ILO warnt vor zunehmender Armut in Europa. Als Ursache dafür nennt sie Arbeitslosigkeit und zu geringe Einkommen. Doch es gebe auch eine gute Nachricht.

Von Hans-Jürgen Maurus |
    Farbfoto, ein alter Mann sammelt Flaschen vor einem städtischen Müllbehälter
    Wenn das Geld nicht reicht: Flaschensammler in Leipzig. (imago/photo2000)
    Die gute Nachricht im neuesten Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation ILO lautet, dass extreme Armut in den beiden letzten zwei Jahrzehnten in den meisten Entwicklungs- und Schwellenländern reduziert wurde, doch die Zuwächse verliefen fragil und unterschiedlich.
    Immerhin hat sich die Zahl der Menschen, die weniger als 3 Dollar am Tag verdienen, in den letzten 20 Jahren halbiert. Die schlechte Nachricht lautet, dass die ILO gleichzeitig eine wachsende Armut in Industriestaaten und besonders in Europa verzeichnet. Die UN-Organisation schätzt, dass rund 300 Millionen Menschen in Industriestaaten in Armut leben - als Definition gilt ein Einkommen, das 60 Prozent unter dem Durchschnittsverdienst eines Landes liegt.
    Als Ursachen für Armut in Europa nennt die ILO Arbeitslosigkeit und zu geringe Einkommen. In vielen Staaten könnten die Sozialleistungen die Einkommenslücken vieler Geringverdiener nicht mehr kompensieren, betonte ILO-Generaldirektor Guy Ryder in Genf, seit der Finanzkrise 2008 gebe es in Europa zudem immer weniger Vollzeitjobs.
    Rund 17 Prozent der EU-Bevölkerung gilt als arm, in Deutschland sind es 16 Prozent. Es bestehe die Gefahr, dass sich Armut über Generationen hinweg fortpflanze, warnt die ILO, nur anständige Jobs könnten diesen Trend umkehren.
    Doch solche Arbeitsplätze seien eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung, um Armut auszumerzen. Die ILO-Experten sagen aber gleichzeitig, dass eine Einkommensumverteilung das Problem nicht lösen werde.