Im Klimaschutz besteht nach wie vor eine gewaltige Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Derzeit sei die Menschheit auf dem Weg in eine Erwärmung um 3,4 bis 3,9 Grad verglichen mit dem vorindustriellen Zeitalter, heißt es im Emissions Gap Report des UN-Umweltprogramms UNEP.
Ziele zu niedrig gesteckt
Die Klimaschutz-Ziele fast aller Staaten sind demnach völlig unzureichend. Selbst wenn sie eingehalten würden, wäre eine Erwärmung um etwa 3,2 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts die Folge. Im Pariser Klimaabkommen hat sich die Staatengemeinschaft dagegen dazu verpflichtet, die Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, wenn möglich sogar unter 1,5 Grad. Hierfür wäre nach Ansicht des UNEP eine drastische Verschärfung des Klimaschutzes erforderlich.
Die Wissenschaftler empfehlen, keine neuen Kohlekraftwerke mehr zu bauen und die alten möglichst schnell stillzulegen. Erneuerbare Energiequellen wie Sonne, Wind und Biomasse müssten an ihre Stelle treten. Die Industrie müsste ohne CO2-Emissionen auskommen, Häuser mit einer wirksamen Wärmedämmung versehen werden.
Sofortige Wende gefordert
Das 1,5 Grad-Ziel wäre nur zu erreichen, wenn bis zum Jahr 2030 die Emissionen weltweit jährlich um 7,6 Prozent sinken. Allerdings schafft bisher kein Land ein solches Tempo im Klimaschutz, weltweit werden im Gegenteil immer mehr Treibhausgase ausgestoßen. Auch 2018 seien die Emissionen weiter gewachsen, eine Wende sei nicht in Sicht.
Ab der kommenden Woche berät die Staatengemeinschaft beim Klimagipfel in Madrid über das weitere Vorgehen. Das UN-Umweltprogramm empfiehlt, eine Wende sofort einzuleiten und nicht bis zum nächsten Jahr zu warten. Ende 2020 soll bei einem weiteren Klimagipfel in Glasgow eine Erhöhung der weltweiten Klimaziele beschlossen werden.