Archiv

UN-Generalsekretär
Guterres hält Brandrede gegen Trump

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat bei einer Grundsatzrede zum Klimawandel indirekt US-Präsident Donald Trump angegriffen. Dessen Namen nannte er nicht explizit. Dennoch war das Ziel seiner Brandrede offensichtlich: Trumps Anti-Klimaschutz-Politik. Andere müssten nun die Lücken füllen, die der US-Präsident schaffe.

Von Georg Schwarte |
    UNO-Generalsekretär Antonio Guterres während der Eröffnung einer Sitzung des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen in Genf.
    UNO-Generalsekretär Antonio Guterres während der Eröffnung einer Sitzung des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen in Genf. (AFP / Fabrice COFFRINI)
    "Die Welt - ein Scherbenhaufen." Wenn der Chef der Vereinten Nationen seine Grundsatzrede zum Klimawandel so einleitet, sollte die Welt aufhorchen. Antonio Guterres, der UN-Generalsekretär, steht im Hörsaal der New York University. Er redet zu Studenten, meint aber vor allem einen, der nicht im Saal ist: den amerikanischen Präsidenten Donald Trump, der noch immer androht, das Pariser Klimaabkommen aufzukündigen.
    "Wenn eine Regierung den Sinn dieses Abkommens bezweifelt, dann müssen andere umso mehr Kurs halten."
    Nur Tage, nachdem Trump auf dem G7-Gipfel öffentlich erneut Zweifel an Klimawandel und dem Klimaabkommen äußerte, wird der UN-Generalsekretär ungewöhnlich deutlich. Den Namen Trump erwähnt er nicht einmal, aber alle im Saal verstehen den Adressaten der Brandrede von Guterres in Sachen Klimawandel.
    Klimawandel unleugbar, die Wissenschaft sei sich einig, die Wissenschaftler würden das seit Jahren predigen. Dass der US-Präsident anderer Meinung scheint, den Klimawandel und vor allem die Rolle der Menschheit dabei bezweifelt - Gueterres streckt die Hand aus:
    "Die Tür meines Büros steht immer offen - auch für jene, die anderer Meinung sind. Die Klimadebatte, sie sollte kein Schreiduell sein."
    Der "Nachhaltigkeitszug" - mitfahren oder zurückbleiben
    Guterres' Brandrede - gespickt mit Beispielen für den amerikanischen Präsidenten und Klimawandel-Zweifler: der "Glacier National Park", ein amerikanischer Nationalpark mit einst 150 Gletschern etwa. Heute, sagt Guterres, gebe es noch 26 Gletscher:
    "Ich hoffe, sie müssen den Park nicht irgendwann in 'No Glacier National Park' umbenennen."
    Die Studenten lachen, aber Guterres ist noch lange nicht fertig. Der "Nachhaltigkeitszug" habe den Bahnhof verlassen, "entweder ihr steigt ein oder ihr bleibt zurück", ruft er auch Richtung Washington.
    Aber was, fragt ein Student später, wenn Präsident Trump dennoch das Pariser Klimaabkommen aufkündigen sollte. Guterres holt tief Luft:
    "Ganz einfach. Wenn du mit einer Person nicht übereinstimmst, versuchst du sie zu überzeugen."
    Das gelte auch für Regierungen. Sollte Trump dennoch aussteigen aus dem "Nachhaltigkeitszug", dann, Gueterres, würden andere große Mächte die Führungsrolle übernehmen:
    "Das Vakuum wird gefüllt werden", sagt der UN-Generalsekretär und verweist auf die US-Industrie und die Bundesstaaten, die auf Klimaschutz setzen.
    Und der gelernte Politiker Guterres hat einen letzten Rat an den US-Präsidenten, ohne dessen Namen nur einmal zu nennen:
    "Politische Führer - wenn sie nur auf Umfragen schauen und die nächste Wahl und kurzfristig handeln, dann werden sie irgendwann eine Wahl verlieren. Und dann bleibt nichts von ihnen zurück."