Wenn Unterhändler über mögliche Gipfelergebnisse in Warschau sprechen, dann erschließt sich oft nicht auf Anhieb, was sie hier erreichen wollen.
"Wir sind zum Gipfel nach Warschau gekommen, um Schwung aufzubauen auf dem Weg zu einem Abkommen im Jahr 2015 in Paris," beschreibt etwa Todd Stern, der Chefunterhändler der USA, die Aufgabe der Veranstaltung. Vielleicht muss Stern zu solchen Metaphern greifen. Denn: Falls es beim Klimagipfelüberhaupt ein Ergebnis gibt, dann wird es eher sperrig sein. Die Welt jedenfalls wird nicht gerettet – zumindest nicht durch den Gipfel von Warschau allein. Wenn es am Ende gut läuft, beschließen die Delegierten aus rund 190 Staaten Textbausteine für ein künftiges weltumspannendes Klimaabkommen. Doch die sind wichtig, es geht etwa darum festzulegen, wie die Tonne Treibhausgase künftig gemessen und gewertet wird.
Antworten auf die drei wichtigsten Fragen der Klima-Diplomatie soll es also erst in zwei Jahren in Paris geben: Wie stark reduziert jedes Land den eigenen Treibhausgas-Ausstoß? Wie unterstützt die internationale Gemeinschaft Entwicklungsländer beim Klimaschutz und bei der Anpassung an den Klimawandel? Und wie werden Länder für Schäden kompensiert, die sich allen Anpassungsmaßnahmen zum Trotz nicht vermeiden lassen?
Hoffen auf Klimaschutzzusagen
Von glaubwürdigen Hilfszusagen wird abhängen, ob die Entwicklungsländer einem Gipfelergebnis zustimmen. Für die Europäische Union und andere Industriestaaten kommt es dagegen eher auf die Verringerung des CO2-Ausstoßes an. EU-Unterhändler Jürgen Lefevere: "Wenn es Verluste und Schäden gibt, dann ist es zu spät. Deshalb ist die Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes das Wichtigste, um sowohl den Klimawandel zu begrenzen als auch die Schäden, die er verursacht."
Wenn die in Warschau verfassten Textbausteine, etwas taugen, dann haben es die Unterhändler im nächsten Jahr leichter. Dann reisen sie nach Lima, in die Hauptstadt Perus. Dort sollen die Textbausteine durch Zahlen ergänzt werden, also durch Zusagen zur Reduktion der Treibhausgase. Zuvor müssen Parlamente und Regierungen in aller Welt ihre Vorentscheidungen treffen und sie bekannt machen.
Viele werden dies im September nächsten Jahres tun, erwartet Christiana Figueres. Dann hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon die Staats- und Regierungschefs der Welt nach New York eingeladen, um im UN-Hauptquartier über die Dringlichkeit des Klimaschutzes zu reden. Christiana Figueres hofft, dass dann die Klimaschutz-Zusagen kommen, auf die der Gipfel in Warschau bisher vergeblich wartet. "Ich glaube, dass einige Länder die Einladung des UN-Generalsekretärs für den 23. September nutzen werden, um ihre Zusagen zu machen, allerdings glaube ich nicht, dass alle dann schon so weit sind."
Heute Nachmittag wird Ban Ki-Moon zu den Delegierten in Warschau sprechen - und er wird sie wohl zu mehr Ehrgeiz im Klimaschutz anspornen. Denn es ist zu vermuten, dass die freiwilligen Zusagen nicht ausreichen werden, um das Klima dauerhaft zu schützen. Doch der Versuch, die internationale Gemeinschaft quasi mit einem verbindlichen Abkommen zum Klimaschutz zu verpflichten, ist vor vier Jahren in Kopenhagen schon einmal gescheitert.