Arbeiter schrauben Bildtafeln und provisorische Wände auseinander, verpacken Stühle und Tische - Österreichs Pavillon in Kattowitz wird schon abgebaut, die übrigen stehen weitgehend leer. Zwei Wochen lang gab es hier Veranstaltungen über saubere Energie und klimaverträgliche Entwicklung, bis Montagnachmittag müssen die Arbeiter die Aufbauten beseitigt haben.
"Wir haben ein großes Glück, dass das Zelt geheizt ist die ganze Zeit, sonst muss man unter der Kälte die ganze Zeit arbeiten."
Es wird leer in den großenteils provisorisch aufgebauten Hallen des Kongresszentrums, sie haben ihre Aufgabe fast erfüllt. Die Unterhändler noch nicht - es hakt noch an einigen Stellen. Besonders schwer zu überbrücken sind die Differenzen beim Handel zwischen den Staaten mit Rechten zum Ausstoß von CO2. Reiche Länder können sich von ihnen finanzierte Klimaschutz-Leistungen in Entwicklungsländern für die eigene Klimabilanz anrechnen lassen.
Für Karsten Sach, den Leiter der deutschen Delegation, geht es darum, dass "sichergestellt wird, dass keine Einheiten doppelt gezählt werden, dass wir die Umweltintegrität sicherstellen und da haben einige Staaten auch sehr spezifische Interessen und da war man bisher noch nicht zusammengekommen und jetzt werden wir mal sehen, ob wir zu diesem kleinen Teilbereich auch noch eine Einigung erzielen können."
Brasilien beharrt auf dem, was für andere unannehmbar ist
Sicher ist das also nicht. Brasilien beharrt hier bisher auf Formulierungen, die für andere Delegationen nicht annehmbar sind. Karsten Sach sieht auch die Möglichkeit, hierüber im nächsten Jahr weiter zu verhandeln.
"Im Fall des Falles könnte man sicherlich diesen Teilaspekt auch ausklammern, aber wie gesagt: Es werden alle Anstrengungen unternommen, wirklich auch 100 Prozent des ursprünglich angestrebten Paketes hier zu erzielen."
In vielen anderen Fragen haben sich die Delegierten dagegen geeinigt: Das Regelbuch für den Klimaschutz steht weitgehend. Es legt fest, wie CO2-Emissionen und Finanzflüsse in Industrie- und Entwicklungsländern dokumentiert werden. Anders als früher sollen auch Entwicklungs- und Schwellenländer genaue Angaben zu den Emissionen machen.
China will sich nicht mehr auf Entwicklungsstatus zurückziehen
Für die Industrieländer ist dies ein Durchbruch: Der aktuell größte Emittent China gilt bisher als Entwicklungsland. In Kattowitz hat sich jedoch gezeigt, dass die Chinesen selbst sich mittlerweile nicht mehr auf diesen Status zurückziehen wollen.
Eine politische Erklärung der Konferenz begrüßt den Bericht des wissenschaftlichen Weltklimarats IPCC zu den Möglichkeiten, die Erderwärmung in diesem Jahrhundert unter 1,5 Grad zu halten. Der Umstand, dass dafür eine drastische Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes auf etwa die Hälfte des derzeitigen Wertes schon bis 2030 erforderlich ist, wird in dem Entwurf allerdings lediglich zur Kenntnis genommen. Eine Reihe von Entwicklungsländern fordert hier deutlichere Formulierungen - auch dies könnte noch für Auseinandersetzungen sorgen.
Koalition drängt auf ehrgeizigere Klimaziele
Gestern Abend hatte die Koalition für hohe Ambitionen mit einem demonstrativen Auftritt für ehrgeizigere Klimaziele geworben - hierzu gehören die Europäische Union, eine Reihe besonders vom Klimawandel betroffener Entwicklungsländer sowie Mexiko, Kolumbien und andere Staaten. Mohamed Nasheed Ex-Präsident und Verhandlungsführer der Malediven in Kattowitz:
"Bitte verstehen Sie, dass Sie mit der Wissenschaft keine Abkommen schließen können. Man kann nicht mit den Gesetzen der Physik verhandeln. Das ist eben die Wissenschaft. Wir hoffen, dass die Länder dies verstehen und dass sie den Bericht des Weltklimarats klar unterstützen und dass wir gleichzeitig ein Regelbuch für das Pariser Abkommen finden."
Für zwölf Uhr hat die Sitzungsleitung ein Plenum einberufen, bisher ist es allerdings noch nicht eröffnet. Dann sollen Entwürfe für die Abschlusspapiere vorgestellt werden. Wenn alle Staaten damit einverstanden sind, dann kann die Konferenz am Nachmittag zum Abschluss kommen, wenn nicht - dann könnte es noch eine lange Nacht werden.