Wenn Wissenschaftler sich zu Wort melden, dann sind sie oft nur für andere Wissenschaftler verständlich - vorsichtige Ausdrucksweise, umständliche Bandwurmsätze, und vielleicht sogar noch mathematische Formeln schrecken Menschen, die nicht vom Fach sind, leicht ab.
Doch beim Klimagipfel in Madrid verlegt sich die Wissenschaft auf Klartext. Zur Eröffnung sprach gestern Hoesung Lee, der Chef des IPCC, des Wissenschaftsrates der Vereinten Nationen zur Erforschung des Klimawandels.
"Unsere drei Sonderberichte über die Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad, Klimawandel an Land und über Ozeane und Eis-Regionen deuten darauf hin, dass die Folgen der Erwärmung sehr viel schlimmer sind wir das früher gedacht hatten", sagte Hoesung Lee.
"Vergangenen fünf Jahre waren die heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen"
Die Botschaft der Wissenschaft beim Klimawandel ist immer mehr ein allgemein verständlicher Alarmruf und UN-Generalsekretär Antonio Guterres ist alarmiert.
"Die vergangenen fünf Jahre waren die heißesten seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Konsequenzen sind bereits fühlbar - in Form häufiger Extremwetter-Ereignisse und damit zusammenhängender Naturkatastrophen, in Wirbelstürmen, in Fluten, Dürren und Waldbränden", sagte Guterres.
Das laufende Jahr ist bald zu Ende und heute legt die Meteorologische Weltorganisation WMO eine erste Einschätzung vor, wie es sich in diese Reihe einfügt. Der Bericht wird wohl ein weiterer Alarmruf. Das wird klar, wenn man sich Daten anschaut, auf die sich die WMO stützt. Zum Beispiel die US-Behörde für Ozean- und Atmosphärenwissenschaften.
Sie hat bereits die ersten zehn Monate des Jahres ausgewertet - sie landen auf Platz zwei in der Temperaturliste hinter dem Jahr 2016. Der Trend zur Erwärmung hat schließlich einen Grund: Der Ausstoß von klimaschädlichem CO2 steigt weiter, dementsprechend ist die CO2-Konzentration in der Atmosphäre weiter gestiegen. Sie liegt inzwischen so hoch wie seit rund 15 Millionen Jahren nicht mehr.
Weghören, wenn die Fakten nicht passen
Der Bericht der WMO wird also auch heute vermutlich wenig Grund zur Freude liefern. Hitzewellen in Europa, außergewöhnlich starke Waldbrände in Australien und Kalifornien und verheerende Wirbelstürme wie "Dorian" auf den Bahamas prägen das Jahr bisher.
Klimaschützer werden vermutlich neue Argumente für ehrgeizigeren Kampf gegen die Erwärmung aus dem Bericht herauslesen. Doch wer sich auch bisher auf dem Laufenden gehalten hat, wird nicht überrascht sein, so Christoph Bals von der umwelt- und entwicklungspolitischen Organisation "Germanwatch".
"Es ist schon so viel von den Klimawissenschaftlern und von den verschiedenen meteorologischen in den letzten 14 Tagen vorgelegt worden, dass das kaum noch möglich ist, diesen Druck noch zu steigern. Wissenschaftlich ist der Handlungsdruck so stark, dass man nur, indem man davon weghört, nicht zu einem entschiedenen Handeln kommen kann."
Weghören, wenn die Fakten nicht passen - wer sich darauf versteht, den wird auch der Bericht der WMO nicht erschüttern.