"Leider steht es um die Wildtiere schlecht. Wir haben Wilderei, wir haben Landschaftsänderungen, wir haben Gegenden, wo die vergiftet werden - die Geier in Afrika zum Beispiel. Man kann so größenordnungsmäßig sagen: Ein Drittel der Tiere geht uns gerade verloren. Das ist natürlich unfassbar, was da gerade passiert."
Martin Wikelski, Direktor am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell, ist alarmiert. Und nicht zuletzt aufgrund seines eigenen Forschungsschwerpunktes kann er recht genau sagen, wo auf den tausenden von Kilometern langen Wanderstrecken besondere Gefahren auf Wildtiere lauern:
"Wir haben jetzt zum Beispiel bei den heimischen Weißstörchen junge Tiere besendert, und zwar relativ viele. Die kriegen so ein kleines Handy aufgeschnallt, und senden dann zum Teil jede Sekunde einen Punkt. Wir wissen also genau, was die machen. Und damit können wir sagen, zum Beispiel im Rhonetal: Wo dürfen keine Elektroleitungen sein? Wo würden die sonst 'elektrekutiert' werden an diesen Leitungen, also durch Stromschlag sterben?"
Bürgerkrieg auch für Tiere tödliche Gefahr
In anderen Gegenden sind es hingegen offenbar jagende Menschen, die die Störche vom Himmel holen - das gilt besonders für die Bürgerkriegsgebiete südlich des Mittelmeers: "Da haben die Leute natürlich Hunger, und wenn da ein großer Vogel kommt, dann wird er geschossen. Da kommt im Moment fast nichts mehr durch." In politischen Ausnahmesituationen wie in Teilen Afrikas hat Artenschutz natürlich einen schweren Stand. Aber grundsätzlich hält Wikelski die Internationalisierung der Schutzbemühungen für die wichtigste strategische Neuausrichtung.
Dabei sei es wichtig, Tiere nicht nur in irgendwann einmal festgelegten statischen Gebieten zu schützen, sondern auch außerhalb - im Zweifelsfall auch einmal für einen kurzen, aber wichtigen Zeitraum. Die Daten von besenderten Tieren könnten hier der Auslöser sein: "Wenn jetzt, da die Schildkröten kommen zur Eiablage oder wenn unsere Wasservögel aus Afrika zurückkommen und irgendwo gestoppt werden durch ein Schlechtwettergebiet - dann sitzen die irgendwo am Strand, wo vielleicht auch die Touristen sitzen. Und dann muss man einfach mal sagen: Okay, jetzt für zwei Tage muss man mal auf die Tiere aufpassen, weil sonst haben wir keine mehr."
Politischer Wille ist durchaus vorhanden
Für solche vernetzte, dynamische Schutzbemühungen sieht Wikelski durchaus Bereitschaft und guten Willen - in der Bevölkerung schon länger, aber zunehmend auch in der Politik. Internationale Vereinbarungen wie die Bonner Artenschutzkonvention und die Konvention zum Schutz der wandernden Tierarten hätten zahlreiche Spezies vor dem Aussterben gerettet. "Es tut sich sehr viel, und ich glaube, die meisten Länder sind da auch mit Herz dabei. Weil sie verstehen, dass wir nur so unsere Tiere schützen können."
Bedingt positive Bilanz von der UN-Konferenz
Christiane Paulus, Leiterin der Abteilung Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung im Bundesumweltministerium und Teil der deutschen Delegation, zog gestern Abend eine bedingt positive Bilanz: "Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es ist zügig vorangegangen mit den Beschlüssen, was am Anfang nicht unbedingt zu erwarten war. Es gab nämlich einige Arten, um die gestritten wurde, ob sie wirklich auf die Listen gesetzt werden." Die deutsche Delegation hatte sich insbesondere für den Schutz von Hundshaien und Hammerhaien eingesetzt und konnte sich damit auch durchsetzen. "Man mag das als Erfolg sehen, dass viele Tierarten gelistet werden und jetzt auch einen verstärkten Schutz bekommen. Aber natürlich ist es eigentlich ein Ausdruck des Niedergangs der biologischen Vielfalt, der Bedrohung."
Christiane Paulus, Leiterin der Abteilung Naturschutz und nachhaltige Naturnutzung im Bundesumweltministerium und Teil der deutschen Delegation, zog gestern Abend eine bedingt positive Bilanz: "Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Es ist zügig vorangegangen mit den Beschlüssen, was am Anfang nicht unbedingt zu erwarten war. Es gab nämlich einige Arten, um die gestritten wurde, ob sie wirklich auf die Listen gesetzt werden." Die deutsche Delegation hatte sich insbesondere für den Schutz von Hundshaien und Hammerhaien eingesetzt und konnte sich damit auch durchsetzen. "Man mag das als Erfolg sehen, dass viele Tierarten gelistet werden und jetzt auch einen verstärkten Schutz bekommen. Aber natürlich ist es eigentlich ein Ausdruck des Niedergangs der biologischen Vielfalt, der Bedrohung."