(Wiederholung des "Kalenderblatt" vom 11.1.11)
"Im Oktober 1910 sollte das 100-jährige Jubiläum der Universität Berlin stattfinden. Auf die Frage des Kaisers, was er wohl bei dieser Gelegenheit für die Wissenschaft tun könne, wurde ihm geraten: dem deutschen Volke große Forschungsinstitute zu schenken mit dem ausgesprochenen Zweck, Grundlagenforschung zu betreiben, deren Leiter frei von Lehr- und Prüfungsdienst sich allein diesem idealen Zweck widmen könnten."
So beschreibt der Chemienobelpreisträger Otto Hahn die Idee der "Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften", die am 11. Januar 1911 gegründet wird. Wilhelm II. hat eigens Grundstücke in Dahlem, südwestlich von Berlin, zur Verfügung gestellt, die Industrie spendet nun großzügig, und Wissenschaftler zahlen hohe Mitgliedsbeiträge. Schnell können die ersten beiden chemischen Institute eingerichtet werden, aber kein Naturwissenschaftler, sondern der Theologe Adolf von Harnack wird erster Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Weitere Institutsgründungen überall im Reich folgen, und berühmte Forscher wie Fritz Haber, Albert Einstein, Otto Hahn und Lise Meitner kommen in das "deutsche Oxford" nach Berlin.
"Die Gesellschaft hatte sich in wenigen Jahren ein hohes Ansehen im In- und Ausland erworben."
Aber schon im Ersten Weltkrieg ist es vorbei mit der "reinen" Wissenschaft. Am Institut von Fritz Haber zum Beispiel werden Chlorgaswaffen entwickelt. 1930 wird der Quantenphysiker Max Planck ihr zweiter Präsident. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 aber beginnt endgültig der wissenschaftliche und vor allem moralische Niedergang.
Reporter: "Ein wunderbares Bild, die gereckten Arme, das Heil-Rufen."
Durch den so genannten Arierparagrafen im Beamtengesetz verliert die Gesellschaft eine ganze Reihe ihrer großen Forscher, darunter Fritz Haber, Albert Einstein und Lise Meitner. Zwar versucht Max Planck den Spagat zwischen Loyalität zum Staat und persönlichem Einsatz für jüdische Kollegen, resigniert aber bald, wie Otto Hahn später anlässlich einer Gedenkveranstaltung berichtet:
"Bei einer Unterhaltung mit Geheimrat Planck fragte ich ihn, ob man nicht eine Anzahl anerkannter deutscher Professoren, etwa 30, für einen gemeinsamen Appell gegen die Behandlung jüdischer Professoren zusammenbringen könne. Planck antwortete mir: 'Wenn sie heute 30 solcher Herren zusammenbringen, dann kommen morgen 150, die dagegen sprechen, weil sie die Stellen der anderen haben wollen.'"
Einige Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft treiben die Rüstungsforschung voran. Die Entdeckung der Kernspaltung 1938 durch Otto Hahn und andere wissen die Nazis glücklicherweise nicht zu nutzen. Dafür tun sich andere Institute in der sogenannten Rassenforschung hervor und sind an Menschenversuchen zumindest indirekt beteiligt.1945 wollen die Alliierten die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft auflösen, was Max Planck verhindern kann, indem er in den Nachkriegswirren noch einmal die Leitung übernimmt.
Im Februar 1948 gelingt ein Neuanfang, unter neuem Namen - die NS-Verstrickung der Wissenschaft aber wird totgeschwiegen. Erst 1997 beginnt eine unabhängige Historikerkommission mit der Aufarbeitung der Vergangenheit. Heute verfügt die Max-Planck-Gesellschaft mit Sitz in Berlin und München über rund 80 Institute in ganz Deutschland.
"Im Oktober 1910 sollte das 100-jährige Jubiläum der Universität Berlin stattfinden. Auf die Frage des Kaisers, was er wohl bei dieser Gelegenheit für die Wissenschaft tun könne, wurde ihm geraten: dem deutschen Volke große Forschungsinstitute zu schenken mit dem ausgesprochenen Zweck, Grundlagenforschung zu betreiben, deren Leiter frei von Lehr- und Prüfungsdienst sich allein diesem idealen Zweck widmen könnten."
So beschreibt der Chemienobelpreisträger Otto Hahn die Idee der "Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften", die am 11. Januar 1911 gegründet wird. Wilhelm II. hat eigens Grundstücke in Dahlem, südwestlich von Berlin, zur Verfügung gestellt, die Industrie spendet nun großzügig, und Wissenschaftler zahlen hohe Mitgliedsbeiträge. Schnell können die ersten beiden chemischen Institute eingerichtet werden, aber kein Naturwissenschaftler, sondern der Theologe Adolf von Harnack wird erster Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Weitere Institutsgründungen überall im Reich folgen, und berühmte Forscher wie Fritz Haber, Albert Einstein, Otto Hahn und Lise Meitner kommen in das "deutsche Oxford" nach Berlin.
"Die Gesellschaft hatte sich in wenigen Jahren ein hohes Ansehen im In- und Ausland erworben."
Aber schon im Ersten Weltkrieg ist es vorbei mit der "reinen" Wissenschaft. Am Institut von Fritz Haber zum Beispiel werden Chlorgaswaffen entwickelt. 1930 wird der Quantenphysiker Max Planck ihr zweiter Präsident. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 aber beginnt endgültig der wissenschaftliche und vor allem moralische Niedergang.
Reporter: "Ein wunderbares Bild, die gereckten Arme, das Heil-Rufen."
Durch den so genannten Arierparagrafen im Beamtengesetz verliert die Gesellschaft eine ganze Reihe ihrer großen Forscher, darunter Fritz Haber, Albert Einstein und Lise Meitner. Zwar versucht Max Planck den Spagat zwischen Loyalität zum Staat und persönlichem Einsatz für jüdische Kollegen, resigniert aber bald, wie Otto Hahn später anlässlich einer Gedenkveranstaltung berichtet:
"Bei einer Unterhaltung mit Geheimrat Planck fragte ich ihn, ob man nicht eine Anzahl anerkannter deutscher Professoren, etwa 30, für einen gemeinsamen Appell gegen die Behandlung jüdischer Professoren zusammenbringen könne. Planck antwortete mir: 'Wenn sie heute 30 solcher Herren zusammenbringen, dann kommen morgen 150, die dagegen sprechen, weil sie die Stellen der anderen haben wollen.'"
Einige Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft treiben die Rüstungsforschung voran. Die Entdeckung der Kernspaltung 1938 durch Otto Hahn und andere wissen die Nazis glücklicherweise nicht zu nutzen. Dafür tun sich andere Institute in der sogenannten Rassenforschung hervor und sind an Menschenversuchen zumindest indirekt beteiligt.1945 wollen die Alliierten die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft auflösen, was Max Planck verhindern kann, indem er in den Nachkriegswirren noch einmal die Leitung übernimmt.
Im Februar 1948 gelingt ein Neuanfang, unter neuem Namen - die NS-Verstrickung der Wissenschaft aber wird totgeschwiegen. Erst 1997 beginnt eine unabhängige Historikerkommission mit der Aufarbeitung der Vergangenheit. Heute verfügt die Max-Planck-Gesellschaft mit Sitz in Berlin und München über rund 80 Institute in ganz Deutschland.