Aus Mitteleuropa sind allenfalls die nördlichsten Sterne dieser Figur zu sehen, die ursprünglich Teil des Südlichen Fisches gewesen ist. Dessen Hauptstern Fomalhaut zeigt sich in den beiden Stunden vor Mitternacht tief am südlichen Firmament. Die niederländischen Entdecker Pieter Dirkszoon Keyser und Frederick de Houtman hatten dieses Sternbild Ende des 16. Jahrhunderts nach einer Südostasien-Reise eingeführt.
Ein paar Jahre später tauchte das Sternbild als Flamingo in einigen Karten auf, doch der Kranich setzte sich schließlich durch – vermutlich, weil ihn der Augsburger Astronom Johann Bayer 1603 in seinen weit verbreiteten Atlas Uranometria eingezeichnet hatte.
Der Kranich hat grob die Form eines auf dem Kopf stehenden Ypsilons. Seine beiden Hauptsterne leuchten etwa so intensiv wie die hellsten Sterne des Großen Wagens. Sie sind also durchaus auffällig und zeigen einen schönen Farbkontrast: Der eine ist blau-weiß, der andere eher orange, was aber erst zu erkennen ist, wenn der Kranich hoch genug am Himmel steht – also etwa in Südspanien oder noch weiter südlich.
Für uns steht der mächtige Vogel jetzt abends ein gutes Stück unterhalb des Südhorizonts und bleibt unsichtbar. Der himmlische Kranich ist schon da, wo die gefiederten Kollegen gerade erst noch hinziehen.