Heroin als Medikament - dass das in den Köpfen von Politikern und vielen Ärzten, schwere Bedenken hervorruft ist klar. Und genau deswegen musste die bundesdeutsche Studie zur heroingestützten Behandlung von Schwerstabhängigen den härtesten wissenschaftlichen Kriterien genügen. Als 2001 endlich alle Widerstände überwunden waren, zeigten sich Schwierigkeiten, mit denen auch Christoph Dilg von der Heroinambulanz in Bonn nicht gerechnet hatte.
"Wir haben uns am ersten Tag als wir aufmachten, ins Gesundheitsamt gesetzt, hatten das ausgeschrieben, dass sich Interessierte melden können und es kam natürlich kein Mensch. Das hatte zur Folge, dass wir etwas über ein Jahr regelmäßig in der Drogenszene präsent waren, Informationen verbreiteten. Informationsgespräche führten. Ängste nahmen, dass sich da keiner zum Versuchskaninchen machen muss. Auch informieren mussten gegen die Idee der Drogenabhängen, dass sie ja eigentlich kein Heroin wollen, was ja eigentlich ein sehr schöner Effekt war. Die meisten Drogenabhängigen in der Szene sagten. Ich will ja clean werden, warum brauche ich ein Heroinprogramm."
Dabei hatten eigentlich alle Drogenabhängigen, die für das Programm geeignet waren, bereits etliche Therapieversuche abgebrochen und ihr Ziel clean zu werden, nie erreicht. Das war eine wichtige Vorraussetzung, um überhaupt in das Programm aufgenommen zu werden. Dilg:
"”Die meisten kamen mit einem ganz schlechten Gesundheitszustand, was ja auch Aufnahmebedingung für das Programm war. Man musste, um in das Programm zu kommen, einen gewissen Schweregrad an körperlicher oder psychischer Erkrankung aufweisen, weil wir uns ja an die Schwerstabhängigen und von der Verelendung am meisten Betroffenen gewandt haben.""
Lungenentzündungen, Herzmuskelentzündungen, Lebererkrankungen und fast immer auch eine Gelbsucht kennzeichneten den körperlichen Zustand der Schwerstabhängigen. Ihr Leben auf der Straße drehte sich um die Beschaffung neuer Drogen und um die Flucht vor der Polizei.
Nachdem endlich genug Studienteilnehmer gefunden waren, entschied das Los, ob jemand Heroin oder Methadon bekam. Dieses Zufälligkeitsprinzip ist entscheidend für den wissenschaftlichen Wert der Studie. Methadon unterdrückt zwar die körperlichen Entzugserscheinungen, kann aber das Suchtgedächtnis im Gehirn nicht löschen. Das Verlangen nach dem Drogenkick bleibt also bestehen. Dadurch konsumierten viele in der Methadongruppe nebenbei noch andere Drogen. Das war bei den Versuchspersonen in der Heroingruppe nur am Anfang der Fall. Nach einiger Zeit reichte den meisten der ärztlich verordnete Schuss Heroin. Dilg:
"Patienten konnten sich mehr oder weniger Heroin wünschen. Verordnet und verantwortet werden musste die Dosis dann von ärztlicher Seite. Was sich herausgestellt hat, ist, dass nicht die Befürchtung eingetreten ist, dass die Patienten immer mehr nehmen. Ganz im Gegenteil gab es eine langsame Abwärtstendenz in der Durchschnittsdosis. Die Patienten dosieren sich tatsächlich mit der Zeit herunter, auch um Nebenwirkungen des Opiates zu entgehen."
Verstopfung, unkontrolliertes Schwitzen, Schlafstörungen - für 19 der 50 Bonner Studienteilnehmer gehören diese Nebenwirkungen des Heroins nun der Vergangenheit an. Sie haben ihr Heroin soweit herunterdosiert, dass sie inzwischen vollständig abstinent sind oder zumindest auf dem Weg dorthin. Mit diesem Ergebnis hatte niemand gerechnet. Es ist sicherlich auch auf die umfassende Betreuung zurückzuführen. Die Studienteilnehmer wurden nicht nur medizinisch versorgt, sondern erhielten auch Unterstützung bei der Job- und Wohnungssuche. Wichtig war auch die Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Psychosen, die möglicherweise die Sucht erst ausgelöst hatten. Dilg:
"”Herausgestellt hat sich, dass nach rund einem Jahr, die mit Heroin behandelten Patienten sich deutlich besser stabilisiert haben als die mit Methadon behandelten. Rund 60 Prozent der mit Heroin behandelten haben sich sowohl körperlich, psychisch als auch in Bezug auf ihren Drogenkonsum deutlich verbessert. Nur circa 40 Prozent der mit Methadon behandelten haben sich deutlich verbessert. Das ist ein Schritt von 20 Prozentpunkten, die das neue Behandlungsverfahren besser ist als das alte Verfahren. Das ist eigentlich aus wissenschaftlicher Sicht ein sensationelles Ergebnis.""
Bleibt nur noch die Frage, was die Politik mit so einem sensationellen Ergebnis anfängt. Denn damit Heroin auch außerhalb von wissenschaftlichen Studien zur Therapie von Schwerstabhängigen eingesetzt werden kann, muss erst noch das Betäubungsmittelgesetz geändert werden.
"Wir haben uns am ersten Tag als wir aufmachten, ins Gesundheitsamt gesetzt, hatten das ausgeschrieben, dass sich Interessierte melden können und es kam natürlich kein Mensch. Das hatte zur Folge, dass wir etwas über ein Jahr regelmäßig in der Drogenszene präsent waren, Informationen verbreiteten. Informationsgespräche führten. Ängste nahmen, dass sich da keiner zum Versuchskaninchen machen muss. Auch informieren mussten gegen die Idee der Drogenabhängen, dass sie ja eigentlich kein Heroin wollen, was ja eigentlich ein sehr schöner Effekt war. Die meisten Drogenabhängigen in der Szene sagten. Ich will ja clean werden, warum brauche ich ein Heroinprogramm."
Dabei hatten eigentlich alle Drogenabhängigen, die für das Programm geeignet waren, bereits etliche Therapieversuche abgebrochen und ihr Ziel clean zu werden, nie erreicht. Das war eine wichtige Vorraussetzung, um überhaupt in das Programm aufgenommen zu werden. Dilg:
"”Die meisten kamen mit einem ganz schlechten Gesundheitszustand, was ja auch Aufnahmebedingung für das Programm war. Man musste, um in das Programm zu kommen, einen gewissen Schweregrad an körperlicher oder psychischer Erkrankung aufweisen, weil wir uns ja an die Schwerstabhängigen und von der Verelendung am meisten Betroffenen gewandt haben.""
Lungenentzündungen, Herzmuskelentzündungen, Lebererkrankungen und fast immer auch eine Gelbsucht kennzeichneten den körperlichen Zustand der Schwerstabhängigen. Ihr Leben auf der Straße drehte sich um die Beschaffung neuer Drogen und um die Flucht vor der Polizei.
Nachdem endlich genug Studienteilnehmer gefunden waren, entschied das Los, ob jemand Heroin oder Methadon bekam. Dieses Zufälligkeitsprinzip ist entscheidend für den wissenschaftlichen Wert der Studie. Methadon unterdrückt zwar die körperlichen Entzugserscheinungen, kann aber das Suchtgedächtnis im Gehirn nicht löschen. Das Verlangen nach dem Drogenkick bleibt also bestehen. Dadurch konsumierten viele in der Methadongruppe nebenbei noch andere Drogen. Das war bei den Versuchspersonen in der Heroingruppe nur am Anfang der Fall. Nach einiger Zeit reichte den meisten der ärztlich verordnete Schuss Heroin. Dilg:
"Patienten konnten sich mehr oder weniger Heroin wünschen. Verordnet und verantwortet werden musste die Dosis dann von ärztlicher Seite. Was sich herausgestellt hat, ist, dass nicht die Befürchtung eingetreten ist, dass die Patienten immer mehr nehmen. Ganz im Gegenteil gab es eine langsame Abwärtstendenz in der Durchschnittsdosis. Die Patienten dosieren sich tatsächlich mit der Zeit herunter, auch um Nebenwirkungen des Opiates zu entgehen."
Verstopfung, unkontrolliertes Schwitzen, Schlafstörungen - für 19 der 50 Bonner Studienteilnehmer gehören diese Nebenwirkungen des Heroins nun der Vergangenheit an. Sie haben ihr Heroin soweit herunterdosiert, dass sie inzwischen vollständig abstinent sind oder zumindest auf dem Weg dorthin. Mit diesem Ergebnis hatte niemand gerechnet. Es ist sicherlich auch auf die umfassende Betreuung zurückzuführen. Die Studienteilnehmer wurden nicht nur medizinisch versorgt, sondern erhielten auch Unterstützung bei der Job- und Wohnungssuche. Wichtig war auch die Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Psychosen, die möglicherweise die Sucht erst ausgelöst hatten. Dilg:
"”Herausgestellt hat sich, dass nach rund einem Jahr, die mit Heroin behandelten Patienten sich deutlich besser stabilisiert haben als die mit Methadon behandelten. Rund 60 Prozent der mit Heroin behandelten haben sich sowohl körperlich, psychisch als auch in Bezug auf ihren Drogenkonsum deutlich verbessert. Nur circa 40 Prozent der mit Methadon behandelten haben sich deutlich verbessert. Das ist ein Schritt von 20 Prozentpunkten, die das neue Behandlungsverfahren besser ist als das alte Verfahren. Das ist eigentlich aus wissenschaftlicher Sicht ein sensationelles Ergebnis.""
Bleibt nur noch die Frage, was die Politik mit so einem sensationellen Ergebnis anfängt. Denn damit Heroin auch außerhalb von wissenschaftlichen Studien zur Therapie von Schwerstabhängigen eingesetzt werden kann, muss erst noch das Betäubungsmittelgesetz geändert werden.