Eine Frau sitzt allein auf einem Stuhl. Sie erzählt, von ihrem einsamen urbanen Leben, sie erzählt von ihrer Sehnsucht wieder ein Kind zu sein, als die Erinnerungen noch keine politische Färbung hatten. Sie zahlt jeden Monat 150 Dollar für eine U-Bahn-Monatskarte und benutzt dabei nur den Bus Q 31, um von ihrem Zuhause zur Arbeit zu kommen. Durch eine zufällige Begegnung in einem Restaurant wird sie sich der Tatsache bewusst, dass jeder Mensch mit einer dunklen Hautfarbe eine durch diese geprägte Geschichte hat.
Sie macht sich auf die Suche nach einer neutralen Geschichte, eine, die nicht durch Hautfarbe oder die Geschlechterrolle gefärbt ist, eine klare, unverstellte Geschichte. Sie benutzt ihre Handinnenfläche wie einen U-Bahn Plan, um die Orte aufzuzeigen, an denen sie Menschen mit schwarzer Hautfarbe –sie nennt sie "brown bodies" - zu ihrer Geschichte befragt hat. Diese Suche frisst sie wie ein Virus von innen her auf. Wie heißen Sie? Woher kommen Sie? Aus welcher Familie stammen Sie?
Christina Andersons Solostück "Hollow Roots" zeigt, dass die Suche nach einer unverletzten Geschichte zur Auflösung der eigenen Identität führen kann. In jeder Minute dieses intensiven Monologes spürt man die tiefe Notwendigkeit ihrer Suche. Wer darf sprechen? Wer darf gesehen werden? Diese Fragen nach Originalität und Unbedingtheit stellte sich Festivalleiter Mark Russell bei der Planung dieses Festivals.
"Dieses Festival ist vor allem eines der Randbezirke innerhalb des Theaters, und die meisten Künstler reden darüber, wer die Berechtigung zum Reden hat und das Recht an den Bildern."
Ganz besondere Bilder erschafft das australische Theater "Fleur Elise Noble" in ihrer Produktion "2 Dimensional Life of Her". Die Bühne ist ein Desaster aus Papierschnipseln und Projektionsflächen, die alle wie abgerissenes Papier aussehen. Auf einer aus Papier ausgeschnittenen Silhouette einer Frau auf einem Stuhl ist eine Putzfrau projiziert, die ungeduldig wartet, während das Publikum seine Sitze sucht. Dann steigt sie von ihrem Stuhl und streift durch andere Räume, die an verschiedenen Orten der Bühne ebenfalls projiziert sind, in einer Welt aus Papier.
Es tauchen Marionetten auf, die diese Welt bewohnen, sie brechen durch Papierwände und verfolgen die Putzfrau, die sie immer wieder wegzuwischen versucht. Die ganze Bühne wird zum Ideenpool eines wahnwitzigen Zeichners. Plötzlich glimmt eine Zigarette auf, und alles brennt lichterloh. Die Putzfrau, diesmal als lebendige Schauspielerin, taucht plötzlich auf, entschuldigt sich für den Brand und lässt alles wieder aufbauen. Eine faszinierende Welt aus Schein und Spiel, die nie aufhört, zu überraschen.
Zwölf Produktionen aus den USA, Australien, den Niederlanden, Weißrussland und dem Iran zeigen Figuren und Geschichten, die es wert sind, gehört und gesehen zu werden, darunter zum Beispiel das "Nature Theater of Oklahoma", das vielen deutschen Festivalbesuchern bekannt sein dürfte und nun endlich nach vier Jahren wieder in New York zu sehen ist, oder die aufsehenerregende Produktion "Ganesh versus The Third Reich" des australischen "Back to Back Theatres", in der geistig behinderte Spieler um ihr Recht kämpfen, sich auszudrücken. Die Produktion war im Sommer bereits zu Gast bei den Wiener Festwochen.
Die Gesamtmischung von "Under The Radar" ist dabei so persönlich wie auf den ersten Blick willkürlich, doch genau diese Reibung zwischen verschiedenen künstlerischen wie kulturellen Ansätzen macht das Festival so besonders. Auf die Frage, wohin das Festival steuere, antwortet Mark Russell:
"Ich denke, das Festival befindet sich in einem Übergang. Es muss fortsetzen, sich infrage zu stellen, sich herauszufordern und sich selbst als relevant zu erweisen. The Rolling Stone sollte nie Moos ansetzen."
Ein guter Rat an alle Festivalleiter. Die begeisterte Nachfrage auf dem "Under The Radar Festival" und damit das Interesse an experimentellem Theater ist jedenfalls trotz gehöriger Konkurrenz nach wie vor ungebrochen.
Sie macht sich auf die Suche nach einer neutralen Geschichte, eine, die nicht durch Hautfarbe oder die Geschlechterrolle gefärbt ist, eine klare, unverstellte Geschichte. Sie benutzt ihre Handinnenfläche wie einen U-Bahn Plan, um die Orte aufzuzeigen, an denen sie Menschen mit schwarzer Hautfarbe –sie nennt sie "brown bodies" - zu ihrer Geschichte befragt hat. Diese Suche frisst sie wie ein Virus von innen her auf. Wie heißen Sie? Woher kommen Sie? Aus welcher Familie stammen Sie?
Christina Andersons Solostück "Hollow Roots" zeigt, dass die Suche nach einer unverletzten Geschichte zur Auflösung der eigenen Identität führen kann. In jeder Minute dieses intensiven Monologes spürt man die tiefe Notwendigkeit ihrer Suche. Wer darf sprechen? Wer darf gesehen werden? Diese Fragen nach Originalität und Unbedingtheit stellte sich Festivalleiter Mark Russell bei der Planung dieses Festivals.
"Dieses Festival ist vor allem eines der Randbezirke innerhalb des Theaters, und die meisten Künstler reden darüber, wer die Berechtigung zum Reden hat und das Recht an den Bildern."
Ganz besondere Bilder erschafft das australische Theater "Fleur Elise Noble" in ihrer Produktion "2 Dimensional Life of Her". Die Bühne ist ein Desaster aus Papierschnipseln und Projektionsflächen, die alle wie abgerissenes Papier aussehen. Auf einer aus Papier ausgeschnittenen Silhouette einer Frau auf einem Stuhl ist eine Putzfrau projiziert, die ungeduldig wartet, während das Publikum seine Sitze sucht. Dann steigt sie von ihrem Stuhl und streift durch andere Räume, die an verschiedenen Orten der Bühne ebenfalls projiziert sind, in einer Welt aus Papier.
Es tauchen Marionetten auf, die diese Welt bewohnen, sie brechen durch Papierwände und verfolgen die Putzfrau, die sie immer wieder wegzuwischen versucht. Die ganze Bühne wird zum Ideenpool eines wahnwitzigen Zeichners. Plötzlich glimmt eine Zigarette auf, und alles brennt lichterloh. Die Putzfrau, diesmal als lebendige Schauspielerin, taucht plötzlich auf, entschuldigt sich für den Brand und lässt alles wieder aufbauen. Eine faszinierende Welt aus Schein und Spiel, die nie aufhört, zu überraschen.
Zwölf Produktionen aus den USA, Australien, den Niederlanden, Weißrussland und dem Iran zeigen Figuren und Geschichten, die es wert sind, gehört und gesehen zu werden, darunter zum Beispiel das "Nature Theater of Oklahoma", das vielen deutschen Festivalbesuchern bekannt sein dürfte und nun endlich nach vier Jahren wieder in New York zu sehen ist, oder die aufsehenerregende Produktion "Ganesh versus The Third Reich" des australischen "Back to Back Theatres", in der geistig behinderte Spieler um ihr Recht kämpfen, sich auszudrücken. Die Produktion war im Sommer bereits zu Gast bei den Wiener Festwochen.
Die Gesamtmischung von "Under The Radar" ist dabei so persönlich wie auf den ersten Blick willkürlich, doch genau diese Reibung zwischen verschiedenen künstlerischen wie kulturellen Ansätzen macht das Festival so besonders. Auf die Frage, wohin das Festival steuere, antwortet Mark Russell:
"Ich denke, das Festival befindet sich in einem Übergang. Es muss fortsetzen, sich infrage zu stellen, sich herauszufordern und sich selbst als relevant zu erweisen. The Rolling Stone sollte nie Moos ansetzen."
Ein guter Rat an alle Festivalleiter. Die begeisterte Nachfrage auf dem "Under The Radar Festival" und damit das Interesse an experimentellem Theater ist jedenfalls trotz gehöriger Konkurrenz nach wie vor ungebrochen.