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Undurchsichtige E-Mail-Postfächer

Kostenlose E-Mail-Dienste sind eine feine Sache. Vor allem, weil man sie überall nutzen kann, per Smartphone, Netbook oder PC. Und sie sind eben kostenlos, heißt es zumindest. Unter Umständen drohen aber Zusatzkosten, die im Vorhinein nicht leicht zu erkennen sind.

Von Peter Welchering | 23.06.2011
    Nutzer von kostenlosen Mail-Postfächern haben es nicht immer leicht. Bis sie sich zur Liste mit der Eingangspost durchgearbeitet haben, sind sie mit zahlreichen Werbebannern konfrontiert worden. Und zu viele Mails mit zu großen Dateianhängen dürfen sie auch nicht in ihrem Postfach liegen haben. Der Speicherplatz ist je nach Anbieter unterschiedlich streng limitiert. Gern bieten die Freemail-Anbieter etwas mehr Speicherplatz an, wenn ihre Nutzer gerade in der misslichen Situation sind, dass ihre Postfächer regelrecht überlaufen. Nimmt der Nutzer dieses Angebot an und klickt auf "JA", hat er nicht selten einen kostenpflichtigen Zusatzvertrag abgeschlossen. Von solchen Zusatzdiensten leben die Freemail-Anbieter. Das räumt auch Michael D'Aguiar von der 1&1 Internet AG ein.

    "Eine andere Säule fußt darauf, dass wir selbst digitale Dienste anbieten, diese kostenpflichtig unseren Nutzern zur Verfügung stellen, Stichwort SMS-Dienste, Fax-Dienste oder auch, wenn Sie ein professionelles E-Mail-Konto wollen, mit dem Web-DE Klub, dann zahlen Sie fünf Euro im Monat und bekommen mehr Speicher, vergünstigte Konditionen bei Virenschutzprogrammen und dergleichen mehr. "

    Nicht immer ist dem Nutzer eines Web-Mail-Dienstes klar, dass er hier kostenpflichtige Zusatzangebote ordert. Deshalb lohnt es, vor dem Klick auf den Bestätigungsbutton immer erst einen Blick in die meist als PDF extra herunterzuladenden Allgemeinen Geschäftsbedingungen zu werfen. Denn die ändern sich mit jedem Zusatzangebot, das der Kunde ordert. Götz Güttich vom Institut zur Analyse von IT-Komponenten in Korschenbroich empfiehlt:

    "Jedes Mal, wenn irgendwelche AGB-Änderungen ins Haus stehen, sich wirklich die Arbeit zu machen und sich das einmal genauer anzuschauen oder im Internet zu suchen, ob andere Nutzer das bereits analysiert haben und sich über die geänderten Paragrafen in irgendeiner Form aufgeregt haben. Auf die Weise kann man relativ schnell finden, welche Knackpunkte in solchen Änderungen drin liegen. Und dann kann man im Zweifelsfall Widerspruch einlegen, was bei den meisten Anbietern nicht viel bringen wird, um dann, falls es nichts bringt, den Mail-Anbieter zu wechseln."

    Vorsicht ist übrigens auch geboten, wenn der Mail-Anbieter von sich aus die Geschäftsbedingungen ändert, ohne dass der Nutzer einen Zusatzdienst geordert hat. Gerade wenn sich der Mail-Nutzer an sein kostenloses Postfach mit Werbung gewöhnt hat, flattert ihm nicht selten Post seines Providers ins Postfach. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen, kurz AGB's, werden geändert. Götz Güttich beschreibt das so.

    "Wenn man dann als Kunde nicht ganz genau darauf achtet, was die Änderungen in den AGB waren, dann kann es durchaus passieren, dass da Sachen darin stehen, wie das künftig Mails von den Anbietern durchsucht werden können nach Schlagworten, die irgendwie werbeträchtig sind oder Ähnliches und dass die Kunden dann gar nicht merken, dass wenn sie solchen Änderungen nicht widersprechen, sie dann eben den Anbietern das Recht eingeräumt haben, ihre Mails mitzulesen."

    Fairerweise muss man allerdings auch feststellen, dass nicht alle Anbieter von kostenlosen Web-Mail-Diensten so verfahren. Allerdings stellen Experten schon eine gewisse Verschärfung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen innerhalb der vergangenen zwölf bis 18 Monate fest. Mail-Experte Güttich:

    "Ich würde solche E-Mail-Adressen überhaupt für nichts anderes benutzen als für irgendwelche völlig irrelevante private Kommunikation, also wenn ich mich zum Beispiel mit irgendwelchen Freunden zum Abendessen verabrede, für so etwas ist eine solche E-Mail-Adresse durchaus brauchbar und als Berufstätiger, der das Ganze geschäftsmäßig macht, der muss sowieso eine normale E-Mail-Adresse haben, die mit solchen Diensten nichts zu tun hat."

    Die durchschnittlichen Kosten für solch ein Mail-Postfach mit Garantien liegen zwischen fünf Euro und 20 Euro im Monat, je nach Speichergröße und ausgewählten Komfortangeboten. Experte Güttich rät hier zum umfassenden Preisvergleich.