Mittagszeit in Hebron, es hat 32 Grad im Schatten, der Muezzin der Ibrahimi-Moschee ruft zum Gebet. Dieser heilige Ort im palästinensischen Westjordanland ist mehr als eine Moschee: Es ist ein spiritueller Ort für Juden, Christen und Muslime. Ein heiliger Schrein, das Grab der Patriarchen. Bis heute ein umkämpfter Ort.
Eine Treppe führt direkt an den Mauern der Ibrahimi-Moschee hinauf zum Eingang. "Machpela" heißt der Ort im Alten Testament. Ursprünglich war das eine Grabhöhle. Die "Machpela" sieht aus wie ein gigantischer Schuhkarton aus Sandstein, so lang wie ein halbes Fußballfeld, an zwei gegenüberliegenden Ecken überragt von massiven viereckigen Minaretten. Mächtige Steinquader zeugen von der Baukunst der Architekten des judäischen Königs Herodes im ersten Jahrhundert vor Christus. Er ließ das Heiligtum in seiner heutigen Form errichten - nach der Tradition der hebräischen Bibel über den Gräbern der israelitischen Erzväter Abraham, Isaak und Jakob und ihrer Frauen Sara, Rebekka und Lea. Frühe Christen machten aus dem Gebäude eine Kirche.
Heute ist die Machpela geteilt in einen nördlichen Teil, eine Synagoge, und einen südlichen, die Ibrahimi-Moschee. Das Grab der Patriarchen war schon oft Schauplatz blutiger Kämpfe. 1929 war es das Massaker von Hebron, bei dem Araber 67 Juden töteten. 1980 starben mehrere Juden, als sie von extremistischen Arabern angegriffen wurden. Seit ein Siedler vor 24 Jahren 29 Muslime beim Gebet erschoss, sind der jüdische und der muslimische Bereich streng voneinander getrennt.
Im Gedenken an Abraham, den ältesten Patriarchen, den die Muslime Ibrahim nennen, hat sich eine Gruppe muslimischer Männer zum Gebet an dessen Grab versammelt. Es ist von besonders prächtigen Mauern umgeben. Ein gleißend heller Kronleuchter strahlt über dem braunen Sarkophag mit rundem Deckel. Er ist so mächtig, dass ein Drei-Meter-Hüne darin bestattet sein könnte.
Eine Treppe führt direkt an den Mauern der Ibrahimi-Moschee hinauf zum Eingang. "Machpela" heißt der Ort im Alten Testament. Ursprünglich war das eine Grabhöhle. Die "Machpela" sieht aus wie ein gigantischer Schuhkarton aus Sandstein, so lang wie ein halbes Fußballfeld, an zwei gegenüberliegenden Ecken überragt von massiven viereckigen Minaretten. Mächtige Steinquader zeugen von der Baukunst der Architekten des judäischen Königs Herodes im ersten Jahrhundert vor Christus. Er ließ das Heiligtum in seiner heutigen Form errichten - nach der Tradition der hebräischen Bibel über den Gräbern der israelitischen Erzväter Abraham, Isaak und Jakob und ihrer Frauen Sara, Rebekka und Lea. Frühe Christen machten aus dem Gebäude eine Kirche.
Heute ist die Machpela geteilt in einen nördlichen Teil, eine Synagoge, und einen südlichen, die Ibrahimi-Moschee. Das Grab der Patriarchen war schon oft Schauplatz blutiger Kämpfe. 1929 war es das Massaker von Hebron, bei dem Araber 67 Juden töteten. 1980 starben mehrere Juden, als sie von extremistischen Arabern angegriffen wurden. Seit ein Siedler vor 24 Jahren 29 Muslime beim Gebet erschoss, sind der jüdische und der muslimische Bereich streng voneinander getrennt.
Im Gedenken an Abraham, den ältesten Patriarchen, den die Muslime Ibrahim nennen, hat sich eine Gruppe muslimischer Männer zum Gebet an dessen Grab versammelt. Es ist von besonders prächtigen Mauern umgeben. Ein gleißend heller Kronleuchter strahlt über dem braunen Sarkophag mit rundem Deckel. Er ist so mächtig, dass ein Drei-Meter-Hüne darin bestattet sein könnte.
Was ist Geschichte, was ist Mythos? Diese Frage, die sich hier jeder stellt, beantwortet Maoz Kahana, Dozent für jüdische Geschichte an der Universität Tel Aviv.
"Ich sehe keinen Unterschied zwischen Mythos und Geschichte. Geschichte ist in gewisser Weise immer ein Mythos. Historiker, auch ich, schreiben einfach Mythen für die westliche Welt. Ein Mythos ist eine Art von Geschichte, die es vielleicht schafft, im über-historischen Sinne in der Seele und im Kollektiv zu wirken."
Maoz Kahana kennt Hebron genau. In den 90er-Jahren leistete er hier seinen Wehrdienst als israelischer Soldat.
"Ich war Offizier und ich war neugierig. Ich hatte einen Jeep und ich hatte Zeit. Also bin ich losgefahren und habe mit den Leuten geredet. Ich habe mit sehr vielen geredet. Ich nahm eine Karte mit von der Luftwaffe, die mir ein Archäologe gegeben hatte, eine Karte von den archäologischen Ausgrabungen aus den 20er-, 30er-Jahren. Ich suchte diese Orte und fand sie. Das war sehr interessant. Und natürlich habe ich auch mit Arabern gesprochen. Das war sehr spannend."
In Tel Rumeida, südwestlich der Altstadt von Hebron, diente Kahana als Offizier. Hier haben sich israelische Siedler niedergelassen. Sie und manche israelische Archäologen vermuten in Tel Rumeida die kanaanäischen Wurzeln der Stadt, 5500 Jahre alt, und die judäische Stadt, in der um 1000 vor Christus König David herrschte, bevor er nach Jerusalem zog.
"Ich sehe keinen Unterschied zwischen Mythos und Geschichte. Geschichte ist in gewisser Weise immer ein Mythos. Historiker, auch ich, schreiben einfach Mythen für die westliche Welt. Ein Mythos ist eine Art von Geschichte, die es vielleicht schafft, im über-historischen Sinne in der Seele und im Kollektiv zu wirken."
Maoz Kahana kennt Hebron genau. In den 90er-Jahren leistete er hier seinen Wehrdienst als israelischer Soldat.
"Ich war Offizier und ich war neugierig. Ich hatte einen Jeep und ich hatte Zeit. Also bin ich losgefahren und habe mit den Leuten geredet. Ich habe mit sehr vielen geredet. Ich nahm eine Karte mit von der Luftwaffe, die mir ein Archäologe gegeben hatte, eine Karte von den archäologischen Ausgrabungen aus den 20er-, 30er-Jahren. Ich suchte diese Orte und fand sie. Das war sehr interessant. Und natürlich habe ich auch mit Arabern gesprochen. Das war sehr spannend."
In Tel Rumeida, südwestlich der Altstadt von Hebron, diente Kahana als Offizier. Hier haben sich israelische Siedler niedergelassen. Sie und manche israelische Archäologen vermuten in Tel Rumeida die kanaanäischen Wurzeln der Stadt, 5500 Jahre alt, und die judäische Stadt, in der um 1000 vor Christus König David herrschte, bevor er nach Jerusalem zog.
UNESCO-Austritt Israels und der USA
Hebron und seine heiligen Stätten sind der Auslöser für einen internationalen politischen Konflikt: Am 12. Oktober 2017 informierte das US-amerikanische Außenministerium die Generalsekretärin der UNESCO über den Austritt aus der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Ende Dezember 2017 folgte Israel den USA. Der Austritt der beiden Länder wird Ende dieses Jahres wirksam. Schon seit 2011 zahlen die Amerikaner keine Beiträge mehr an die UNESCO - aus Protest gegen die Aufnahme Palästinas als Vollmitglied in die Organisation.
Seither haben die USA 600 Millionen US-Dollar Beitragsschulden angehäuft. Israel protestierte mit seiner Ankündigung gegen Beschlüsse von UNESCO-Gremien, die sie als anti-israelisch bezeichneten, vor allem aber gegen die Anerkennung der Altstadt von Hebron als Weltkulturerbe.
Diese Entscheidung des Welterbe-Komitees vom Juli 2017 war für die Regierung in Jerusalem der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Israel stört sich vor allem an der Darstellung der Geschichte Hebrons. In ihrer Bewerbung präsentieren die Palästinenser die Stadt im Süden des Westjordanlandes als islamisches Erbe und nennen nicht die israelitischen und jüdischen Epochen.
So heißt es in dem palästinensischen Nominierungspapier im Abschnitt "Geschichte": "Nach religiösen Traditionen soll die Ibrahimi-Moschee (auch bekannt als das 'Grab der Patriarchen') die Überreste von Gottes Prophet Abraham beherbergen und mehrerer seiner Abkömmlinge: seine Frau Sara, ihre Söhne Isaak sowie Jakob und deren Frauen Rebekka und Lea wie auch Jakobs Sohn Joseph. Die Heiligkeit des Ortes ist schon für die Herodianische Epoche belegt, als eine monumentale Umfassung um die heilige Höhle Machpelah gebaut wurde." (Nominierungsdokument Hebron, S. 39)
Im Geschichtsabriss des palästinensischen Antrags an die UNESCO wird Abraham im Kapitel der "ersten islamischen Epoche" abgehandelt: "Der Prophet Ibrahim gilt im Islam als einer der wichtigsten Propheten, er ist der spirituelle Vater des Propheten Mohammed und gilt als der erste Muslim." (Nominierungsdokument Hebron, S. 55)
Im Geschichtsabriss des palästinensischen Antrags an die UNESCO wird Abraham im Kapitel der "ersten islamischen Epoche" abgehandelt: "Der Prophet Ibrahim gilt im Islam als einer der wichtigsten Propheten, er ist der spirituelle Vater des Propheten Mohammed und gilt als der erste Muslim." (Nominierungsdokument Hebron, S. 55)
Wie eine Anklageschrift gegen Israel
Die wichtigste Schaltstelle für die Welterbe-Bewerbung der Palästinenser ist das Komitee für die Sanierung Hebrons. Das Büro von Generaldirektor Emad Hamdan liegt in der Altstadt von Hebron und ist von der Ibrahimi-Moschee aus zu Fuß zu erreichen. Hamdan berichtet, an dem Welterbe-Antrag hätten 30 Ingenieure drei Jahre lang gearbeitet. Als die UNESCO dann im Juli 2017 Hebron zum Weltkulturerbe erklärte, habe er Siegesgefühle gehabt.
"Politik spielt in Palästina fast in jeder Sache eine Rolle. Wo auch immer Sie hingehen - die Politik ist schon da."
Aber, so die Frage des Reporters, warum wird die israelitische Geschichte Hebrons im Antrag an die UNESCO nicht erwähnt? "Ja? Hatten sie eine Kultur in Hebron?"
Emad Hamdan tut überrascht, als habe er davon noch nie gehört. Und wie steht es mit den israelitischen Figuren Abraham, Isaak und Jakob, die hier gesiedelt haben sollen, und König David, der in Hebron gekrönt worden sein soll? Worin der Zusammenhang bestehe, fragt Hamdan zurück. Und dann: Es sei nicht verlangt worden, so etwas zu erwähnen. Ob es irgendwelche Funde gebe, die auf israelitische Besiedlung hinwiesen? "Ich denke nicht."
"Politik spielt in Palästina fast in jeder Sache eine Rolle. Wo auch immer Sie hingehen - die Politik ist schon da."
Aber, so die Frage des Reporters, warum wird die israelitische Geschichte Hebrons im Antrag an die UNESCO nicht erwähnt? "Ja? Hatten sie eine Kultur in Hebron?"
Emad Hamdan tut überrascht, als habe er davon noch nie gehört. Und wie steht es mit den israelitischen Figuren Abraham, Isaak und Jakob, die hier gesiedelt haben sollen, und König David, der in Hebron gekrönt worden sein soll? Worin der Zusammenhang bestehe, fragt Hamdan zurück. Und dann: Es sei nicht verlangt worden, so etwas zu erwähnen. Ob es irgendwelche Funde gebe, die auf israelitische Besiedlung hinwiesen? "Ich denke nicht."
Emad Hamdan meint, die Israelis suchten nach "allen möglichen Lügen", um ihre Verbindung mit diesem Land zu beweisen. "Sie suchen allen möglichen Lügen, um sich mit diesem Land zu verbinden."
Der Nominierungstext der Palästinenser an die UNESCO, den Emad Hamdan maßgeblich mitverfasst hat, ist nur eines von vielen Beispielen. Kritiker werfen der UNESCO seit Jahren vor, sie formuliere antiisraelische Resolutionen. Am 13. Oktober 2016 verabschiedete der UNESCO-Exekutivrat ein Papier mit dem Titel "Besetztes Palästina". Es liest sich wie eine Anklageschrift gegen den Staat Israel. Der Tempelberg in Jerusalem wird dort ausschließlich als "Haram al Sharif" bezeichnet, also als edles Heiligtum der Muslime. Wie im Falle Hebrons wird die israelitisch-jüdische Vorgeschichte ausgespart.
Emmanuel Nahshon, Sprecher des israelischen Außenministeriums in Jerusalem, kritisiert die UNESCO-Entscheidungen.
"Wir haben in der Vergangenheit eine sehr gute Arbeit vom UNESCO gesehen. Leider wurde die UNESCO in den letzten Jahren von der arabischen und proarabischen Mehrheit instrumentalisiert. In den letzten Jahren sehen wir, dass ein großer Teil der UNESCO-Deklarationen gegen Israel sind und gegen die Geschichte des jüdischen Volkes."
Deshalb werde Israel die UNESCO zum 31. Dezember dieses Jahres verlassen, sagt Emanuel Nahshon, der bis 2014 Gesandter Israels in Berlin war.
Der Nominierungstext der Palästinenser an die UNESCO, den Emad Hamdan maßgeblich mitverfasst hat, ist nur eines von vielen Beispielen. Kritiker werfen der UNESCO seit Jahren vor, sie formuliere antiisraelische Resolutionen. Am 13. Oktober 2016 verabschiedete der UNESCO-Exekutivrat ein Papier mit dem Titel "Besetztes Palästina". Es liest sich wie eine Anklageschrift gegen den Staat Israel. Der Tempelberg in Jerusalem wird dort ausschließlich als "Haram al Sharif" bezeichnet, also als edles Heiligtum der Muslime. Wie im Falle Hebrons wird die israelitisch-jüdische Vorgeschichte ausgespart.
Emmanuel Nahshon, Sprecher des israelischen Außenministeriums in Jerusalem, kritisiert die UNESCO-Entscheidungen.
"Wir haben in der Vergangenheit eine sehr gute Arbeit vom UNESCO gesehen. Leider wurde die UNESCO in den letzten Jahren von der arabischen und proarabischen Mehrheit instrumentalisiert. In den letzten Jahren sehen wir, dass ein großer Teil der UNESCO-Deklarationen gegen Israel sind und gegen die Geschichte des jüdischen Volkes."
Deshalb werde Israel die UNESCO zum 31. Dezember dieses Jahres verlassen, sagt Emanuel Nahshon, der bis 2014 Gesandter Israels in Berlin war.
"Wenn man in der UNESCO spricht über die sogenannte Tatsache, dass es keine besondere Verbindung zwischen dem jüdischen Volk und Jerusalem gibt, das ist eine Lüge, das ist eine falsche Geschichte, promoviert by UNESCO."
"Kampf von der lokalen auf die internationale Ebene bringen"
Zurück nach Hebron. Im Zimmer des Bürgermeisters steht Alaa Shaheen Rede und Antwort, Chef der Abteilung Stadtplanung. Shaheen hat zusammen mit dem palästinensischen Tourismusministerium und dem Komitee für die Sanierung Hebrons den Antrag an die UNESCO geschrieben. Den Antrag auf Anerkennung der Altstadt als Weltkulturerbe.
"Architektonisch gesehen ist es eine ganz und gar islamische Stadt. Wir sprechen über die Struktur der Stadt. Das ist ein ottomanisches und mamlukisches Gebilde."
Shahin erklärt in Kürze, was in der Bewerbung der Stadt an die UNESCO auf zig Seiten ausgeführt wird: Das heute von Israel besetzte Hebron präsentiert sich als muslimisch-palästinensisches Welterbe, als hätte seine Geschichte erst in der Zeit der Mamluken begonnen, also unter den muslimischen Herrschern des Mittelalters, im 16. Jahrhundert gefolgt vom Osmanischen Reich. Shahin gibt unverhohlen zu, dass diese Sicht der Geschichte politische Gründe hat.
"Der Hauptgrund für unsere Kampagne ist nicht politisch, aber basiert auf politischen Quellen, sagen wir es mal so."
"Die Idee kam im Jahr 2008 auf. Es ging darum, die Situation in der Altstadt bekannt zu machen - und wie die Lebensqualität durch die Besatzung beeinflusst wird, durch Sperrungen und so weiter. Deshalb mussten wir den Kampf von der lokalen Ebene auf die internationale Ebene bringen. Das stand am Anfang der Idee."
Nach dem Scheitern der Palästinenseraufstände und der Verhandlungen mit Israel versuchte Palästinenserpräsident Abbas, die Anerkennung Palästinas als Staat über die Institutionen der Vereinten Nationen zu erreichen.
"Architektonisch gesehen ist es eine ganz und gar islamische Stadt. Wir sprechen über die Struktur der Stadt. Das ist ein ottomanisches und mamlukisches Gebilde."
Shahin erklärt in Kürze, was in der Bewerbung der Stadt an die UNESCO auf zig Seiten ausgeführt wird: Das heute von Israel besetzte Hebron präsentiert sich als muslimisch-palästinensisches Welterbe, als hätte seine Geschichte erst in der Zeit der Mamluken begonnen, also unter den muslimischen Herrschern des Mittelalters, im 16. Jahrhundert gefolgt vom Osmanischen Reich. Shahin gibt unverhohlen zu, dass diese Sicht der Geschichte politische Gründe hat.
"Der Hauptgrund für unsere Kampagne ist nicht politisch, aber basiert auf politischen Quellen, sagen wir es mal so."
"Die Idee kam im Jahr 2008 auf. Es ging darum, die Situation in der Altstadt bekannt zu machen - und wie die Lebensqualität durch die Besatzung beeinflusst wird, durch Sperrungen und so weiter. Deshalb mussten wir den Kampf von der lokalen Ebene auf die internationale Ebene bringen. Das stand am Anfang der Idee."
Nach dem Scheitern der Palästinenseraufstände und der Verhandlungen mit Israel versuchte Palästinenserpräsident Abbas, die Anerkennung Palästinas als Staat über die Institutionen der Vereinten Nationen zu erreichen.
"UNESCO wurde instrumentalisiert"
Die Entscheidung des Welterbe-Komitees der UNESCO für das islamische Welterbe Hebron hat in vielen Ländern Kritik hervorgerufen - sogar in der UNESCO selbst.
Im Februar dieses Jahres bemerkte die damalige Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, Verena Metze-Mangold, "dass hier in diesem sehr zugespitzten Nahostkonflikt natürlich die UNESCO instrumentalisiert wurde, in der Tat instrumentalisiert wurde, einer Richtung besonders Ausdruck zu geben. Und da liegt auch meine Kritik. Ich glaube, das Welterbe-Komitee hätte diese Entscheidung beispielsweise zu Hebron auch nicht treffen dürfen, weil sie es sozusagen entgegen ihren Verfahren getan hat."
Das Komitee hätte, meint Verena Metze-Mangold, Gutachter von Denkmalschutzorganisationen zu Rate ziehen müssen. Deren Reise nach Hebron sei aber von Israel nicht zugelassen worden. Schon aus diesem formalen Grund hätte das Welterbe-Komitee seine Entscheidung aufschieben müssen.
Kritisch und bedauernd äußerten sich Vertreterinnen der UNESCO auch zu den angekündigten Rücktritten aus der Organisation. Sie werden im Hauptquartier der Organisation in Paris als weitere Beispiele für den weltweiten Trend zu nationalen Alleingängen gesehen. In diesem Sinne haben die USA im Juni ihren Austritt aus dem UN-Menschenrechtsrat erklärt. Schon im Januar hatte die Regierung von US-Präsident Trump eine Zahlung von 65 Millionen Dollar an das Palästinenser-Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen zurückgehalten. In beiden Fällen begründete die US-Administration ihren Schritt mit der antiisraelischen Politik der UN-Organisationen.
Es bleibt die Frage, wer im Streit um Hebron und um die UNESCO-Austritte Israels und der USA noch vermitteln kann. Die neue UNESCO-Generaldirektorin Audrey Azoulay, die jüdischer Herkunft ist? Europäische Staaten? Oder Deutschland?
"Anstoß, das deutsche Verhältnis zur UNESCO zu überprüfen"
Interviewanfragen des Deutschlandfunks zum Thema an die UNESCO-Generaldirektorin, an Kulturstaatsministerin Monika Grütters und an das Auswärtige Amt in Berlin werden seit Januar beharrlich abgewiesen. Das Thema ist offenbar zu heikel.
Eindeutig ist hingegen die Stellungnahme von Hellmut Königshaus, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, vom 13. Oktober 2017: "Die Entscheidung der US-Regierung sowie der Regierung Israels, die Mitgliedschaft in der UNESCO wegen ihrer israelfeindlichen Haltung zu beenden, sollte nach Auffassung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Anstoß sein, auch das deutsche Verhältnis zu dieser Organisation zu überprüfen."
Offener als die deutschen Ministerien zeigt sich das israelische Außenministerium. Man sei in Kontakt mit der UNESCO-Generaldirektorin und mit "wichtigen europäischen Ländern", sagt Außenamtssprecher Emmanuel Nahshon. Er sieht also Spielraum, dass Israel seine Entscheidung noch zurücknimmt und in der UNESCO bleibt.
"Wir haben noch Zeit, und möglicherweise wir würden eine Änderung in der UNESCO-Politik über Israel sehen, und in einem solchen Fall können wir immer in der UNESCO bleiben. Und mal sehen. Wir sind flexibel."
Offener als die deutschen Ministerien zeigt sich das israelische Außenministerium. Man sei in Kontakt mit der UNESCO-Generaldirektorin und mit "wichtigen europäischen Ländern", sagt Außenamtssprecher Emmanuel Nahshon. Er sieht also Spielraum, dass Israel seine Entscheidung noch zurücknimmt und in der UNESCO bleibt.
"Wir haben noch Zeit, und möglicherweise wir würden eine Änderung in der UNESCO-Politik über Israel sehen, und in einem solchen Fall können wir immer in der UNESCO bleiben. Und mal sehen. Wir sind flexibel."
Resolutionen sollen überarbeitet werden
Tatsächlich empfahl der Botschafter Israels bei der UNESCO seiner Regierung Ende Juni den geplanten Austritt noch einmal zu überdenken. Carmel Shama Hacohen stellte fest, es habe seit mehr als einem Jahr keine anti-israelischen Resolutionen der UNESCO mehr gegeben. Zudem kündigte das Welterbe-Komitee im Juni an, die umstrittenen Resolutionen zu Hebron und Jerusalem würden noch einmal überarbeitet.
Hilfreich könnte vielleicht ein Blick auf die religiösen und historischen Verbindungen zwischen Judentum und Islam sein. Muhammad Alami ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Hebron.
Er hebt die Gemeinsamkeiten hervor: "Die Geschichte Palästinas ist eine Mischung aus verschiedenen Zivilisationen: Griechen, Römer, die Byzantiner, Juden, Kanaaniter, Muslime - die Geschichte Palästinas ist das Produkt all dieser Zivilisationen. Jeder, der hier lebt, ist Teil der palästinensischen Geschichte und Zivilisationen."
Alami sieht den Text der palästinensischen Nominierung für das Weltkulturerbe Hebron kritisch: "Vor allem Muslime konzentrieren sich auf die islamische Epoche, so als hätte die Geschichte Palästinas erst im 7. Jahrhundert begonnen. Diese Epoche dauert bis heute an. Tatsächlich begann die Geschichte Palästinas aber im dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung - bis zum heutigen Tag. Aber wir neigen dazu, die antike Geschichte zu ignorieren und konzentrieren uns auf die islamische Periode, als wäre das die ganze Geschichte Palästinas."
Alami sieht den Text der palästinensischen Nominierung für das Weltkulturerbe Hebron kritisch: "Vor allem Muslime konzentrieren sich auf die islamische Epoche, so als hätte die Geschichte Palästinas erst im 7. Jahrhundert begonnen. Diese Epoche dauert bis heute an. Tatsächlich begann die Geschichte Palästinas aber im dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung - bis zum heutigen Tag. Aber wir neigen dazu, die antike Geschichte zu ignorieren und konzentrieren uns auf die islamische Periode, als wäre das die ganze Geschichte Palästinas."
Abraham als Bindeglied
Anderthalb Stunden Busfahrt von Hebron entfernt, an der Universität Tel Aviv, lehrt Maoz Kahana. Er ist Dozent für jüdische Geschichte und kennt Hebron aus seiner Zeit als Soldat. Kahana kann dem Nominierungstext der Palästinenser durchaus etwas abgewinnen - und zwar an der Stelle, an der es um Abraham geht, der als erster Muslim bezeichnet wird.
"Das ist eine sehr richtige Aussage aus muslimischer Sicht. Das ist ein hervorragender Satz. Ich denke, dass wir von diesem Satz aus weiterkommen können. Denn das ist ein Mythos, der wirklich in die Vergangenheit zurückgeht und eine Tiefe hat, einen Raum aufschließt. Abraham war wirklich der erste Muslim in dem Sinne, dass sich tief im Islam diese Hingebung Abrahams findet. Und in der Tiefe der Hingebung zu Gott können sich Juden und Muslime einig sein."
"Das ist eine sehr richtige Aussage aus muslimischer Sicht. Das ist ein hervorragender Satz. Ich denke, dass wir von diesem Satz aus weiterkommen können. Denn das ist ein Mythos, der wirklich in die Vergangenheit zurückgeht und eine Tiefe hat, einen Raum aufschließt. Abraham war wirklich der erste Muslim in dem Sinne, dass sich tief im Islam diese Hingebung Abrahams findet. Und in der Tiefe der Hingebung zu Gott können sich Juden und Muslime einig sein."
Abraham, der in Hebron begraben sein soll, könnte also zum Bindeglied werden. Denn in allen drei Religionen, im Judentum, Christentum und im Islam, gilt er als Stammvater des Glaubens.