"Mich umfängt ambrosische Nacht: In duftende Kühlung nimmt ein prächtiges Dach schattender Buchen mich ein..." - schwärmte Friedrich Schiller. Das war schon immer eine besondere Beziehung - die Deutschen und der Wald: Die Germanen verehren ihn als Hort der Götter; im Mittelalter gilt er als "finster" und gefährlich, aber auch als Ort der Wunder und Erlösung. In der Romantik schließlich wird der Wald als "Seelenlandschaft" verklärt.
Als der deutsche Baum gilt bis heute die Eiche - dabei ist die Buche viel typischer
Es gibt viele verschiedene Buchenarten, die mit ihren kuppelartigen Blätterkronen besonders im Verbund robuster als andere Bäume sind und mit Schnee und Kälte ebenso zurechtkommen wie mit großer Hitze. Deshalb haben sich Buchenwälder nach dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 6.500 Jahren von einigen Gebieten in Südeuropa über ganz Mittel- und Nordeuropa ausgebreitet, erklärt Michael Großmann, Leiter des thüringischen Nationalparks "Hainich": "Deutschland wäre von Natur aus ein Waldland und dominierend wäre die Rotbuche."
Das hat auch kulturelle Spuren hinterlassen, zum Beispiel gehen die Wörter "Buch" oder "Buchstabe" auf die in schmale Holzstäbe eingeritzten Runen zurück. Aber schon seit der Römerzeit wurden die alten Buchenwälder für Baumaterial großflächig abgeholzt und über die Jahrhunderte immer mehr ersetzt durch schneller wachsende und wirtschaftlich rentablere Nadelbäume.
Das hat auch kulturelle Spuren hinterlassen, zum Beispiel gehen die Wörter "Buch" oder "Buchstabe" auf die in schmale Holzstäbe eingeritzten Runen zurück. Aber schon seit der Römerzeit wurden die alten Buchenwälder für Baumaterial großflächig abgeholzt und über die Jahrhunderte immer mehr ersetzt durch schneller wachsende und wirtschaftlich rentablere Nadelbäume.
Die deutschen Urwälder in einer Liga mit Serengeti und Galapagos-Inseln
Um die wenigen verbliebenen deutschen "Urwälder" dauerhaft zu schützen, beantragten Umweltinitiativen 2010 ihre Aufnahme in die prestigeträchtige "Welterbe-Liste der UNESCO". 2011 war es dann so weit: Die Sitzung des UNESCO-Welterbe-Komitees fand in Paris statt und hatte sich mit schier endlosen Diskussionsbeiträgen schon über mehrere Tage hingezogen, erinnert sich Manfred Großmann, der persönlich dabei war:
"Es war Samstag, der 25. Juni, genau um 10.30 Uhr ist dann das Hämmerchen der Vorsitzenden gefallen mit den Worten 'It is adopted' - und wir waren Welterbe. Das ist die höchste Auszeichnung, die ein Gebiet bekommen kann. Wir spielen jetzt sozusagen in einer Liga mit den bekanntesten Naturgebieten, die es auf diesem Globus gibt, wie Serengeti, Galapagos, Great Barrier Reef, Yellowstone und so weiter."
Genau gesagt waren es fünf Buchenwälder, die als "Weltnaturerbe" ausgezeichnet wurden: Neben dem "Nationalpark Hainich" in Thüringen gehören dazu noch der "Serrahner Buchenwald" im Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern, der hessische "Nationalpark Kellerwald-Edersee" und der "Nationalpark Jasmund" auf der Ostseeinsel Rügen, wo die Buchen in jahreszeitlich verschiedenen Farbtönen oben auf den weißen Kreidefelsen stehen, die steil ins blaue Meer abfallen. Der Maler Caspar David Friedrich hat das auf seinen Bildern verewigt. Als fünfter der "Alten Buchenwälder Deutschlands" wurde der "Grumsiner Forst" bei Angermünde in Brandenburg ausgewählt, wie der dortige Natur- und Landschaftsführer Roland Schulz stolz in einem Video zum Welterbetag erzählt:
"Ich kann mich auch noch an den 25. Juni 2011 erinnern, als in Altkünkendorf die Kirchenglocken geläutet haben, da war der Status erworben. Und ich finde es vor allen Dingen spannend, dass es nicht der Grumsin allein ist, sondern dass er in der europäischen Erbengemeinschaft Weltnaturerbe ist."
Auszeichnung gilt "Alten Buchenwäldern" europaweit
Tatsächlich bekamen die Deutschen Buchenwälder keinen eigenen Platz auf der UNESCO-Liste. Der genaue Welterbetitel lautet: "Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas".
Buchenwälder werden weiterhin "ausgelichtet"
Die UNESCO-Auszeichnung hat mehr öffentliche Aufmerksamkeit auf dieses Naturerbe der Menschheit gelenkt. Und das war auch bitter nötig: Denn immer noch gehen Jahr für Jahr tausende Hektar der europäischen Buchenwälder verloren. Von den einzigartigen "Urwaldgebieten" ist nur noch gut ein Fünftel geblieben. Naturschutzorganisationen schlagen Alarm, weil zum Beispiel in Rumänien selbst in Nationalparks die 300 und mehr Jahre alten Bäume rigoros abgeholzt werden. Und auch in Deutschland werden - außerhalb der Weltnaturerbestätten - alte Buchenwälder "ausgelichtet", wird Totholz beiseite geräumt. Das gefährdet nicht nur die 10.000 Tier- und Pflanzenarten in diesem Ökosystem, sondern nimmt den eigentlich robusten Buchen ihren natürlichen Schutz gegen den Klimawandel mit den extremeren Trockenzeiten.