Für die jamaikanische Gesellschaft sei der Reggae "ein kreativer Ausdruck ihrer Glaubensrichtungen, ihrer Hoffnungen und Ziele", hieß es in der Bewerbung Jamaikas um den Titel immaterielles Weltkulturerbe.
Jürgen Schickinger, Reggae-DJ und in Jamaika als "Reggae-Doktor" bekannt, würdigt die musikalischen Finessen und den warmen Klang, der zusammen mit dem meist süßlichen Gesang im Gegensatz stünde zu den aufwieglerischen und protestorientierten Inhalten der Songs.
Von der Ghettomusik zur weltweiten, musikalischen Bedeutung
"Reggae ist eine Ghettomusik - und für die Leute, die angefangen haben, Reggae-Musik zu machen, war es eine Möglichkeit, sich zu profilieren und zu Helden in ihren Kreisen zu werden." Not, Unterdrückung, rassische Diskriminierung gehörten zum historischen Themenrepertoire. "Heute ist Reggae in Jamaika, dem Ursprungsland, zu einer Rand-Musikart geworden." Seit gut zehn Jahren werde er immer mehr vom Dancehall abgelöst, der heute die Zeitthemen für die jungen Leute aufgreife.
Ein Abbild der Gesellschaft
"Reggae bildet letzten Endes nur die Gesellschaft ab, in der die Musik entsteht." Homophobe Inhalte zum Beispiel ließen sich durch die kulturelle Prägung innerhalb der jamaikanischen Gesellschaft und Gesetzgebung erklären - nicht rechtfertigen. Ähnlich sei es bei dem – für uns – als rückständig betrachteten Rollenbild von Mann und Frau.
Reggae habe eine enorme Bedeutung weltweit erlangt, als einer der wichtigsten Einflüsse auf die populäre Musik und gebe ein Gefühl der Stärke: "Wir können was schaffen, was die Welt bewegt."
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