Warum muss Klubradio den UKW-Betrieb einstellen?
Im September 2020 hatte der ungarische Medienrat angekündigt, die im Februar 2021 auslaufende Sieben-Jahres-Lizenz von Klubradio nicht zu verlängern. Die staatliche Behörde, die ausschließlich mit Parteigängern des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orbán besetzt ist, begründete die Entscheidung mit angeblichen "fortgesetzten Gesetzesverstößen" des Senders.
Der Intendant des Klubradios wies dies zurück und sprach von einer "politischen Entscheidung"; der Chefredakteur hielt das Vorgehen für vorgeschoben und sogar für rechtswidrig und ging gerichtlich dagegen vor.
Das Budapester Stadtgericht entschied dazu am 09.02.2021, dass der diesbezügliche Beschluss der ungarischen Medienaufsichtsbehörde rechtens gewesen sei. Dies bedeutet die Abschaltung von Klubradio - am Sonntag, den 14.02.2021 um 23.59 Uhr wird der Sender im Äther verstummen.
Das Urteil ist zwar noch nicht rechtskräftig, eine Berufung seitens des Senders hat aber keine aufschiebende Wirkung. Den Plänen zufolge wollen es seine Macher als Internet-Radio weiterbetreiben.
Welchen Stellenwert hat das Klubradio in Ungarn?
Das Klubradio gilt als der regierungskritische Sender Ungarns und hat seinen Sitz in der Hauptstadt Budapest. Der Sender war nach der Wahl Viktor Orbáns zum ungarischen Ministerpräsidenten 2010 schon mehrfach von der Abschaltung bedroht.
Jahrelang ging Klubradio gegen den staatlichen ungarischen Medienrat juristisch vor und gewann schließlich. Der Sender konnte weitermachen - allerdings nur noch mit einer Lizenz für Budapest. Ein Dutzend Regionalfrequenzen verlor der Sender hingegen und damit auch viele Werbekunden und Einnahmen.
Wie steht es um die verbleibenden unabhängigen Medien in Ungarn?
Die Organisation Reporter ohne Grenzen sieht die Pressefreiheit in Ungarn, seit Viktor Orbán und seine Fidesz-Partei 2010 erneut an die Macht gekommen sind, zunehmend gefährdet.
Die bevorstehende Abschaltung des Klubradios füge sich in eine Fülle von Maßnahmen der Orbán-Regierung, die darauf abzielen würden, kritische und missliebige Medien zum Schweigen zu bringen, warnt die Organisation in einer Mitteilung. Ein weiteres Beispiel dafür sei die Entlassung des Chefredakteurs des größten unabhängigen Nachrichtenportals "Index", Szabolcs Dull, im Juli 2020, nach der auch der Großteil der "Index"-Redaktion gekündigt hatte. Dull hatte zuvor die Übernahme von "Index" durch einen regierungsnahen Oligarchen angeprangert.
Etwa 50 bis 60 Journalistinnen und Journalisten haben nach der Übernahme von "Index" und ihren Kündigungen bereits ein neues Medium gegründet,
berichtet Journalist Stephan Ozsváth in @mediasres (05:49)
. Sie hätten schnell damit angefangen über Facebook Unterstützer für ein Crowdfunding-Modell zu gewinnen. Das Medium solle laut Machern vor allem den Journalisten gehören.