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Ungarn und Europa
30 Jahre Umbruch

Das "Paneuropäische Picknick" im August 1989 machte den symbolträchtigen Anfang. Tatsächlich hatte Ungarn schon zuvor Signale der Öffnung Richtung Westen geschickt. Die Erinnerung an Ungarns Rolle beim Fall des Eisernen Vorhangs und der Berliner Mauer ist Anlass für einen Blick auf das Land heute.

Von Stephan Ozsváth |
    Ungarische Grenzbeamte schneiden im Mai 1989 an der Grenze zu Österreich ein Loch in den "Eisernen Vorhang"
    Ungarische Grenzbeamte schneiden im Mai 1989 an der Grenze zu Österreich ein Loch in den "Eisernen Vorhang" (picture alliance/ AP/ Bernhard J. Holzner)
    In fünf Reportagen blicken die "Gesichter Europas" auf Geschichtsinterpretationen, Medienpolitik, auf neue Mauern, aber auch auf zarte Pflänzchen der Europa-Begeisterung.
    László Magas
    Vom Grenzöffner zum Fidesz-Politiker
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    In Budapest wurde die Statue des Nationalhelden Imre Nagy umgezogen. Der Reformkommunist passte schon länger nicht mehr in das Geschichtsbild der Regierung, sagt Historiker Janós Rainer. Die habe eine eindimensionale Sicht auf den Volksaufstand von 1956 und beschwöre lieber das alte Ungarn herauf.
    Mitglieder der liberalen ungarischen Oppositionspartei
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    "Weil Ungarn freie Medien braucht"
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    Die Aktivistengruppe der Freien Ungarischen Botschaft hat ihren Sitz in der Szenekneipe Szimpla in Berlin-Friedrichshain
    Hoffen auf Wandel im Heimatland
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