Die Zentraldeponie Emscherbruch in Gelsenkirchen hat die Größe von 130 Fußballfeldern. An manchen Stellen ist sie 80 Meter hoch. Einzelne Bereiche sind bereits stillgelegt. Dort lagert Siedlungsabfall, Bauschutt, kontaminierte Erde. Für die Abfallgesellschaft Ruhrgebiet, die die Deponie betreibt, ist eine Öffnung dieser Bereiche kein Thema, sagt Bereichsleiterin Susanne Raedecker.
"Aus heutiger Sicht sieht es so aus, dass es sich nicht lohnt, weil auch die Kosten für einen Rückbau sehr hoch sind. Man muss bedenken, das Thema Arbeitsschutz ist ein ganz wichtiges. Das heißt, wenn man eine Deponie wieder aufmacht, kann natürlich auch das Methangas, das in der Deponie ist, entweichen. Man muss das Thema Explosionsgefahr bedenken."
Eine teure Angelegenheit, sagt auch Hubertus Bardt vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. Interessant seien lediglich die Deponien aus den 1960er bis 80er-Jahren. Ist die Deponie zu alt, ist der Verrottungsprozess zu weit fortgeschritten. Ist sie zu jung, sind die Wertstoffe schon auf den Recyclinghöfen gelandet. Bei den Deponien, die in Frage kommen, muss von Fall zu Fall geklärt werden, ob es sich lohnt, sie zu öffnen. Ein Umweltproblem sieht Bardt dagegen nicht.
"Es hat natürlich eine biologische Verrottung stattgefunden in den alten Müllhalden, wo man aufpassen muss, dass da keine Stoffe in die Umwelt geraten oder Personen beeinträchtigt werden. In der Regel sind die Deponien aber nicht mitten in der Stadt, sondern ein Stück weit außerhalb, sodass da der direkte Kontakt nicht da ist und sehr viel schwieriger als die offenen Deponien, die wir in den 80er-Jahren noch gesehen haben, wird das nicht sein."
So einfach ist es nicht, wendet Sabine Flamme ein, Professorin für Bauingenieurwesen und Ressourcenströme an der Fachhochschule Münster. Eine Mülldeponie sei nicht einfach ein Loch, das mit Abfällen zugeschüttet wird und dann kommt eine Abdeckung drauf, die dann einfach wieder herunter genommen wird. Vielmehr sei eine Deponie ein technisches Bauwerk mit einem Fundament, Wänden und einem Dach. Und in deren Innern rumort es gewaltig.
"Man muss sich eine Deponie vorstellen, wie einen Reaktor. In diesem Reaktor passiert einiges. Wir haben dort Wasser, wir haben dort organische Materialien, es entsteht Gas, es entsteht Sickerwasser."
Gas und Abwässer müssen aufwendig entsorgt werden. Technische Erfahrungen damit gibt es, da aus Gründen der Sicherheit und Umweltbelastung bereits Deponien abgerissen worden sind. Erfahrungen, welche Aufbereitungstechnik eingesetzt werden muss, um Wertstoffe zu gewinnen, gibt es dagegen noch nicht. Das alte Radio oder den Wecker im Hausmüll ließen sich zwar aufstöbern. Wie jedoch das Kupfer oder das Silber aus den nassen, angerotteten, verrosteten Geräten herausgeholt werden könnten, da gebe es noch einiges zu erforschen, meint die Ressourcenwissenschaftlerin Sabine Flamme. Mit der herkömmlichen Recyclingtechnik komme man sicher nicht ans Ziel. Steigen die Preise für seltene Rohstoffe jedoch weiter an, könnte der Aufwand sich in etwa 20 Jahren lohnen.
"Was zum Beispiel den Eisenschrott angeht, da könnte man den Bedarf decken von anderthalb Jahren in Deutschland. Im Bereich des Kupfers ist es ähnlich und im Bereich Aluminium würden wir ungefähr – weil Aluminium deutlich weniger dring ist - den halben Jahresbedarf in Deutschland decken können."
Mehr Potenzial könnte in Abraumhalden, beispielsweise der Kohle- und Stahlindustrie im Ruhrgebiet stecken. Das haben mittlerweile auch die Unternehmen entdeckt, denen die alten Halden gehören, und entsprechende Forschungsvorhaben gestartet. Die Inhaltsstoffe dieser Halden sind in aller Regel besser dokumentiert als die einer Mülldeponie. Außerdem enthalten sie kaum organische Stoffe, weshalb auch die Gas- und Abwasserentwicklung beim Rückbau geringer ausfallen wird. Dennoch gibt es bisher keine gesicherten Erkenntnisse darüber, was sie wirklich wert sind. Und dass sie dem Ruhrgebiet zu neuer wirtschaftlicher Blüte verhelfen, glaubt auch der Umweltwissenschaftler Hubertus Bardt vom Institut der Deutschen Wirtschaft nicht.
"Ja, Recycling hat wirtschaftliches Potenzial. Aber man darf es jetzt nicht dahingehend überbewerten, dass man nun die ganze Hoffnung einer Region darauf konzentriert. Das mag für einzelne ein zusätzliches Geschäft bringen und auch Arbeitsplätze und Steuereinnahmen schaffen, aber es wird die Struktur des Ruhrgebiets nicht verändern und erst recht nicht wieder die Kohle- und Stahlzeit der Sechziger Jahre zurückbringen."
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"Aus heutiger Sicht sieht es so aus, dass es sich nicht lohnt, weil auch die Kosten für einen Rückbau sehr hoch sind. Man muss bedenken, das Thema Arbeitsschutz ist ein ganz wichtiges. Das heißt, wenn man eine Deponie wieder aufmacht, kann natürlich auch das Methangas, das in der Deponie ist, entweichen. Man muss das Thema Explosionsgefahr bedenken."
Eine teure Angelegenheit, sagt auch Hubertus Bardt vom Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln. Interessant seien lediglich die Deponien aus den 1960er bis 80er-Jahren. Ist die Deponie zu alt, ist der Verrottungsprozess zu weit fortgeschritten. Ist sie zu jung, sind die Wertstoffe schon auf den Recyclinghöfen gelandet. Bei den Deponien, die in Frage kommen, muss von Fall zu Fall geklärt werden, ob es sich lohnt, sie zu öffnen. Ein Umweltproblem sieht Bardt dagegen nicht.
"Es hat natürlich eine biologische Verrottung stattgefunden in den alten Müllhalden, wo man aufpassen muss, dass da keine Stoffe in die Umwelt geraten oder Personen beeinträchtigt werden. In der Regel sind die Deponien aber nicht mitten in der Stadt, sondern ein Stück weit außerhalb, sodass da der direkte Kontakt nicht da ist und sehr viel schwieriger als die offenen Deponien, die wir in den 80er-Jahren noch gesehen haben, wird das nicht sein."
So einfach ist es nicht, wendet Sabine Flamme ein, Professorin für Bauingenieurwesen und Ressourcenströme an der Fachhochschule Münster. Eine Mülldeponie sei nicht einfach ein Loch, das mit Abfällen zugeschüttet wird und dann kommt eine Abdeckung drauf, die dann einfach wieder herunter genommen wird. Vielmehr sei eine Deponie ein technisches Bauwerk mit einem Fundament, Wänden und einem Dach. Und in deren Innern rumort es gewaltig.
"Man muss sich eine Deponie vorstellen, wie einen Reaktor. In diesem Reaktor passiert einiges. Wir haben dort Wasser, wir haben dort organische Materialien, es entsteht Gas, es entsteht Sickerwasser."
Gas und Abwässer müssen aufwendig entsorgt werden. Technische Erfahrungen damit gibt es, da aus Gründen der Sicherheit und Umweltbelastung bereits Deponien abgerissen worden sind. Erfahrungen, welche Aufbereitungstechnik eingesetzt werden muss, um Wertstoffe zu gewinnen, gibt es dagegen noch nicht. Das alte Radio oder den Wecker im Hausmüll ließen sich zwar aufstöbern. Wie jedoch das Kupfer oder das Silber aus den nassen, angerotteten, verrosteten Geräten herausgeholt werden könnten, da gebe es noch einiges zu erforschen, meint die Ressourcenwissenschaftlerin Sabine Flamme. Mit der herkömmlichen Recyclingtechnik komme man sicher nicht ans Ziel. Steigen die Preise für seltene Rohstoffe jedoch weiter an, könnte der Aufwand sich in etwa 20 Jahren lohnen.
"Was zum Beispiel den Eisenschrott angeht, da könnte man den Bedarf decken von anderthalb Jahren in Deutschland. Im Bereich des Kupfers ist es ähnlich und im Bereich Aluminium würden wir ungefähr – weil Aluminium deutlich weniger dring ist - den halben Jahresbedarf in Deutschland decken können."
Mehr Potenzial könnte in Abraumhalden, beispielsweise der Kohle- und Stahlindustrie im Ruhrgebiet stecken. Das haben mittlerweile auch die Unternehmen entdeckt, denen die alten Halden gehören, und entsprechende Forschungsvorhaben gestartet. Die Inhaltsstoffe dieser Halden sind in aller Regel besser dokumentiert als die einer Mülldeponie. Außerdem enthalten sie kaum organische Stoffe, weshalb auch die Gas- und Abwasserentwicklung beim Rückbau geringer ausfallen wird. Dennoch gibt es bisher keine gesicherten Erkenntnisse darüber, was sie wirklich wert sind. Und dass sie dem Ruhrgebiet zu neuer wirtschaftlicher Blüte verhelfen, glaubt auch der Umweltwissenschaftler Hubertus Bardt vom Institut der Deutschen Wirtschaft nicht.
"Ja, Recycling hat wirtschaftliches Potenzial. Aber man darf es jetzt nicht dahingehend überbewerten, dass man nun die ganze Hoffnung einer Region darauf konzentriert. Das mag für einzelne ein zusätzliches Geschäft bringen und auch Arbeitsplätze und Steuereinnahmen schaffen, aber es wird die Struktur des Ruhrgebiets nicht verändern und erst recht nicht wieder die Kohle- und Stahlzeit der Sechziger Jahre zurückbringen."
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