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Ungenehmigte Lehre

Angehende Pädagogen an der Technischen Universität Dresden blicken ins Ungewisse, ob ihr Studium in andere Bundesländern anerkannt wird, denn der Studiengang ist bis jetzt noch nicht akkreditiert.

Von Anja Neubert |
    "Die Geschichte des deutschen Gymnasiums" das ist das große Thema dieser Vorlesung an der Technischen Universität Dresden. Die Studenten sprechen über das Bildungsideal Humboldts und die Organisation von Schule in der Nachkriegszeit.

    In den Pausen aber drehen sich alle Gespräche um das Jetzt und Heute _ nämlich um ihre Ausbildung: Werden der Bachelor- und der Masterstudiengang Lehramt an der Technischen Universität Dresden nun akkreditiert oder nicht:

    "Ich fühl mich unsicher aufgrund neuen Medienberichte ,dass man später keine Stelle bekommt für Referendarplätze und später für die Anstellung im Lehrerberuf. Beziehungsweise dann auch nur diese Reduzierung auf das Land Sachsen. Das man nur dort tätig werden kann. Dass da die Stellen noch sehr knapp sind, das haben ja gewisse Stellen belegt."

    Die Lehramtsstudenten in Dresden sind verunsichert - sie wissen derzeit nicht, ob ihr Studium auch in anderen Bundesländern anerkannt wird; ob sie ihr berufsvorbereitendes Jahr auch in einem anderen Bundesland antreten können oder ob sie etwa länger studieren müssen.

    "Klar macht man sich da seine Gedanken - weil jetzt noch einmal zu wechseln zum Staatsexamen, da müsste man komplett noch einmal von vorne anfangen, da hat man zwei Jahre umsonst studiert, "Was mich auch so stört, man hat niemanden, wo man weiß, an den man sich wenden kann, sondern man wird immer zu jemanden anderes geschickt, keiner weiß das halt so richtig, also das ist eigentlich das größte Problem, finde ich. "Total unsicher, weil aller zwei Monate erfährt man neu Umstände, die einen jetzt betreffen, man hat keine Ahnung, wo gehts hin, wo hörts auf."

    Ausgelöst hat diese Ängste ein Kabinettsbeschluss der sächsischen Regierung vom 19. Oktober 2010. Er leitet die Reform der Reform beim Lehramt in Sachsen ein – Sachsen kehrt zu einem, nun "reformierten" Staatsexamensstudiengang zurück. Und obwohl den Studenten mit Einführung der Bachelor- und Masterkurse zugesichert wurde, das ihr Abschluss auch bei einer weiteren Reform etwas Wert ist - die Gerüchteküche brodelt. Erst recht seitdem die Universität Dresden die Akkreditierung der Lehramtsstudiengänge gestoppt hat.

    Die Ängste führt Studentensprecher René Schulz darauf zurück,

    "dass nur akkreditierte Studiengänge in den Bundesländern akzeptiert werden. Das heißt, jemand, der einen nicht akkreditierten Masterstudiengang abgeschlossen hat, ist nicht zugelassen zum Referendariat in anderen Bundesländern."

    Im Klartext: Die angehenden Gymnasial- und Berufsschullehrer, die in Dresden ausgebildete werden, fühlen sich betrogen. In Sachsen warten schon viele darauf, ihr Referendariat endlich antreten zu können, herrscht angesichts von extrem hohen Zugangsvoraussetzungen gerade bei den Gymnasiallehrern und bei den großen Zügen der Berufsbildenden Lehrer ein frustrierender Stau. Bislang konnten die angehenden Lehrer in andere Bundesländer ausweichen. Wird die Akkreditierung nicht fortgesetzt, so fürchten die Studenten, können sie ihr Vorbereitungsjahr möglicherweise nur in Sachsen machen. Prorektorin Ursula Schaefer weiß warum:

    "Ohne Akkreditierung haben Studierende mit dem Masterabschluss nicht das Recht in einem anderen Bundesland in den Referendariatsdienst aufgenommen zu werden und das ist ein echtes juristisches Problem."

    Der Akkreditierungsprozess wurde nur angehalten und nicht abgebrochen - das zu betonen wird Schaefer nicht müde. Sie verweist auf die Belastung, die die unerwartete Reform der Reform für die Universität darstellt, auf die Doppelbelastung, die es nun zu koordinieren gilt. Eines aber ist Schaefer klar:

    "Akkreditiert werden muss - da geht kein Weg daran vorbei. Es ist nur im Einzelnen nun jetzt zu klären, sowohl mit den zuständigen Ministerien als auch mit der Akkreditierungsagentur im Gespräch, wie wir diesen Prozess so verträglich wie möglich zu Ende führen. Das heißt also gleichzeitig das Neue einzuführen und das, was dann mittelfristig nicht mehr weitergeführt wird, akkreditieren zu lassen."

    Wann genau das sein wird, das weiß Prorektorin Schaefer noch nicht. Spätestens 2012, da ist sie sich sicher:

    "Es gibt keine, die vorher abschließen. Weil wir gerade in diesem Semester mit dem Master begonnen haben und der geht zwei Jahre."

    Mit diesen Worten wischt sie Ängste der ersten Studenten, die in diesem Semester ihr Magisterstudium aufgenommen haben einfach vom Tisch. Derzeit bewegt sich fast täglich etwas an der TU Dresden - und zwar im Sinne der eingeschriebenen Bachelor- und Masterstudenten. Eines scheint sicher: Sachsen und die TU Dresden wollen die Studenten nicht hängen lassen.