Es war kein Fanbesuch auf dem Trainingsgelände von Lazio Rom: Die Polizisten präsentierten sich in Formello mit einem Durchsuchungsbefehl der Staatsanwaltschaft – und beschlagnahmten alle Unterlegen zu den Coronatests, die der Erstligaklub in den vergangenen Wochen hat durchführen lassen. Denn bei den Testergebnissen für einige Spitzenspieler Lazios Rom gibt es einige Merkwürdigkeiten.
Unter anderem bei Nationalstürmer Ciro Immobile, im Sommer ausgezeichnet als bester Torschütze Europas. Am 27. Oktober wurde Immobile vor dem Champions League Spiel in Brügge von der UEFA positiv auf das Coronavirus getestet, gemeinsam mit seinen beiden Mannschaftskollegen Strakosha und Leiva. Alle drei durften nicht spielen.
Bei vereinseigenen Tests negativ, bei UEFA-Tests wieder positiv
Drei Tage später, vor der Begegnung in der ersten italienischen Liga gegen den FC Turin: ein anderes Bild. Der Verein hatte nun selbst Coronatests in Auftrag gegebenen – und plötzlich waren die drei Spieler negativ. Alle drei durften antreten, Immobile trug mit einem Tor zum Sieg für Lazio bei. Wiederum drei Tage später erneut ein Test seitens der UEFA. Und siehe da: Immobile und seine zwei Kollegen Strakosha und Leiva waren wieder Covid-19-positiv und durften gegen St.Petersburg in der Champions League nicht spielen.
Zu Hause in Italien aber war dann einen Tag später wieder alles anders: Erneut ein von Lazio in Auftrag gegebener Test, erneutes Resultat: Immobile, Strakosha und Leiva sind negativ, haben kein Covid 19. Eine "Farce" titelt die Gazzetta dello Sport, die den Fall aufgedeckt und den Anstoß gegeben hat auch für die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft.
Zwangsabstieg und Haftstrafe möglich
Lazio Rom ist nun unter Druck und muss unter anderem die merkwürdige Auswahl seines Untersuchungslabors rechtfertigen. Es liegt nicht in Rom oder Umgebung, sondern im 250 Kilometer entfernen Avellino in der Region Kampanien – was bedeutet, dass die Meldepflicht vom örtlichen Gesundheitsamt auf den Verein übergeht. Die Verantwortlichen von Lazio Rom beteuern, es sei alles korrekt gelaufen.
Nicht nur die Staatsanwaltschaft, sondern auch der Fußballverband hat da Zweifel. Der Vereinsarzt wurde heute vom Verbandsgericht zu einer Anhörung einbestellt – und sagte kurzfristig aus Krankheitsgründen ab. Sollten Lazio Rom Manipulationen bei den Coronatests nachgewiesen werden, der Verein im schlimmsten Fall zum Zwangsabstieg aus der ersten Liga verurteilt werden. Vor den ordentlichen Gerichten drohen den Verantwortlichen wegen fahrlässiger Verursachung einer Epidemie bis zu zwölf Jahren Haft.