In der Nacht vom 21. auf den 22. August 1939 wurde über den deutschen Rundfunk die Meldung verbreitet, dass sich Reichsaußenminister Joachim von Ribbentrop demnächst nach Moskau begeben werde, um dort einen Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion abzuschließen. Joseph Goebbels, der Propagandaminister, frohlockte in seinem Tagebuch:
"Die Ankündigung des Nichtangriffspakts ist die große Weltsensation. Das ganze europäische Kräftebild ist damit verschoben. London und Paris sind fassungslos ... Der Führer hat einen genialen Schachzug getan."
Tatsächlich war die Nachricht vom bevorstehenden Abschluss eines deutsch-russischen Nichtangriffspakts eine große Überraschung. Denn bislang war das bolschewistische Russland in der Nazi-Propaganda als ideologischer Todfeind behandelt worden. Im Frühjahr 1939 hatte jedoch eine Wende eingesetzt. Mit der Besetzung des tschechischen Rumpfstaates im März hatte Hitler in den Augen der Westmächte die Grenze des Zumutbaren überschritten. Der britische Premierminister Neville Chamberlain erkannte, dass seine Appeasement-Politik gescheitert war. Am 31. März gab er vor dem Unterhaus eine Garantieerklärung für die Unabhängigkeit Polens ab. Davon unbeeindruckt erteilte Hitler am 3. April der Wehrmacht die Weisung, den Angriff auf Polen vorzubereiten. Um die neuerliche Aggression diplomatisch abzusichern, ließ er über den Außenminister Fühler nach Moskau ausstrecken. Dort stieß er auf Gegenliebe. In einer Rede vom 10. März hatte Stalin erklärt:
"Die Sowjetunion wird sich nicht in Konflikte durch Kriegstreiber hineinziehen lassen, die gewohnt sind, sich von anderen die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen."
Stalin sah sich in der vorteilhaften Lage, sowohl von den Westmächten als auch von Deutschland umworben zu werden. Schließlich schien ihm aber ein Arrangement mit Hitler verlockender als ein Bündnis mit den Westmächten, die ihm nicht das bieten konnten, was er brauchte: eine Atempause, um die Rote Armee soweit aufzurüsten, dass sie einem später erwarteten Angriff der deutschen Wehrmacht gewachsen wäre. Allerdings spielte er zunächst noch auf Zeit. Erst als Hitler in einem Telegramm vom 20. August auf raschen Abschluss drängte, erklärte sich die sowjetische Regierung bereit, Ribbentrop am 23. August zu empfangen. In der Ufa-Wochenschau wurde das Ereignis mit großem propagandistischen Aufwand gefeiert:
"Während noch die Militärmissionen der westlichen Einkreisungsmächte in Moskau weilten, traf Reichsaußenminister von Ribbentrop in der russischen Hauptstadt ein. Nach einem freundlichen Empfang fuhr der Minister zur deutschen Botschaft und begab sich später in den Kreml, wo in Anwesenheit Stalins der Nichtangriffs- und Konsultationspakt unterzeichnet wurde."
In einem geheimen Zusatzprotokoll wurde eine "Abgrenzung der beiderseitigen Interessensphären in Osteuropa" vereinbart: Es schrieb den deutschen Anspruch auf Polen westlich der Flüsse Narew, Weichsel und San sowie auf Litauen fest, während der östliche Teil Polens sowie Estland, Lettland, Finnland und das zu Rumänien gehörende Bessarabien der Sowjetunion zugesprochen wurde. Hitler hoffte, mit dem Nichtangriffspakt die Westmächte vor einem Eingreifen zugunsten Polens abschrecken zu können. Doch darin sah er sich getäuscht. Bereits am 22. August beschloss das britische Kabinett, über seinen Botschafter in Berlin, Neville Henderson, Hitler mitteilen zu lassen, dass die britische Garantieerklärung für Polen unverändert Bestand habe. Und der britische Außenminister, Lord Halifax, bekräftigte in einer Rundfunkansprache vom 24. August, die übersetzt auch über den deutschen Dienst der BBC ausgestrahlt wurde:
"Es ist nicht britische Art, von eingegangenen Verpflichtungen abzurücken."
Nicht nur für die Kommunisten in aller Welt, sondern auch für den ideologischen Gralshüter des Antibolschewismus, Alfred Rosenberg, war der Pakt mit Stalin eine herbe Enttäuschung. Doch Hitler gab ihm zu verstehen, dass er einen "Pakt mit dem Satan" geschlossen habe, "um den Teufel auszutreiben". Dass sich an seiner auf die Eroberung von "Lebensraum im Osten" gerichteten Zielsetzung nichts ändern sollte, hatte er kurz zuvor bereits Carl Jacob Burckhardt, den Völkerbundkommissar in Danzig wissen lassen:
"Alles, was ich unternehme, ist gegen Russland gerichtet; wenn der Westen zu dumm und zu blind ist, dies zu begreifen, werde ich gezwungen sein, mich mit den Russen zu verständigen, den Westen zu schlagen und dann nach seiner Niederlage mich mit meinen versammelten Kräften gegen die Sowjetunion zu wenden."
"Die Ankündigung des Nichtangriffspakts ist die große Weltsensation. Das ganze europäische Kräftebild ist damit verschoben. London und Paris sind fassungslos ... Der Führer hat einen genialen Schachzug getan."
Tatsächlich war die Nachricht vom bevorstehenden Abschluss eines deutsch-russischen Nichtangriffspakts eine große Überraschung. Denn bislang war das bolschewistische Russland in der Nazi-Propaganda als ideologischer Todfeind behandelt worden. Im Frühjahr 1939 hatte jedoch eine Wende eingesetzt. Mit der Besetzung des tschechischen Rumpfstaates im März hatte Hitler in den Augen der Westmächte die Grenze des Zumutbaren überschritten. Der britische Premierminister Neville Chamberlain erkannte, dass seine Appeasement-Politik gescheitert war. Am 31. März gab er vor dem Unterhaus eine Garantieerklärung für die Unabhängigkeit Polens ab. Davon unbeeindruckt erteilte Hitler am 3. April der Wehrmacht die Weisung, den Angriff auf Polen vorzubereiten. Um die neuerliche Aggression diplomatisch abzusichern, ließ er über den Außenminister Fühler nach Moskau ausstrecken. Dort stieß er auf Gegenliebe. In einer Rede vom 10. März hatte Stalin erklärt:
"Die Sowjetunion wird sich nicht in Konflikte durch Kriegstreiber hineinziehen lassen, die gewohnt sind, sich von anderen die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen."
Stalin sah sich in der vorteilhaften Lage, sowohl von den Westmächten als auch von Deutschland umworben zu werden. Schließlich schien ihm aber ein Arrangement mit Hitler verlockender als ein Bündnis mit den Westmächten, die ihm nicht das bieten konnten, was er brauchte: eine Atempause, um die Rote Armee soweit aufzurüsten, dass sie einem später erwarteten Angriff der deutschen Wehrmacht gewachsen wäre. Allerdings spielte er zunächst noch auf Zeit. Erst als Hitler in einem Telegramm vom 20. August auf raschen Abschluss drängte, erklärte sich die sowjetische Regierung bereit, Ribbentrop am 23. August zu empfangen. In der Ufa-Wochenschau wurde das Ereignis mit großem propagandistischen Aufwand gefeiert:
"Während noch die Militärmissionen der westlichen Einkreisungsmächte in Moskau weilten, traf Reichsaußenminister von Ribbentrop in der russischen Hauptstadt ein. Nach einem freundlichen Empfang fuhr der Minister zur deutschen Botschaft und begab sich später in den Kreml, wo in Anwesenheit Stalins der Nichtangriffs- und Konsultationspakt unterzeichnet wurde."
In einem geheimen Zusatzprotokoll wurde eine "Abgrenzung der beiderseitigen Interessensphären in Osteuropa" vereinbart: Es schrieb den deutschen Anspruch auf Polen westlich der Flüsse Narew, Weichsel und San sowie auf Litauen fest, während der östliche Teil Polens sowie Estland, Lettland, Finnland und das zu Rumänien gehörende Bessarabien der Sowjetunion zugesprochen wurde. Hitler hoffte, mit dem Nichtangriffspakt die Westmächte vor einem Eingreifen zugunsten Polens abschrecken zu können. Doch darin sah er sich getäuscht. Bereits am 22. August beschloss das britische Kabinett, über seinen Botschafter in Berlin, Neville Henderson, Hitler mitteilen zu lassen, dass die britische Garantieerklärung für Polen unverändert Bestand habe. Und der britische Außenminister, Lord Halifax, bekräftigte in einer Rundfunkansprache vom 24. August, die übersetzt auch über den deutschen Dienst der BBC ausgestrahlt wurde:
"Es ist nicht britische Art, von eingegangenen Verpflichtungen abzurücken."
Nicht nur für die Kommunisten in aller Welt, sondern auch für den ideologischen Gralshüter des Antibolschewismus, Alfred Rosenberg, war der Pakt mit Stalin eine herbe Enttäuschung. Doch Hitler gab ihm zu verstehen, dass er einen "Pakt mit dem Satan" geschlossen habe, "um den Teufel auszutreiben". Dass sich an seiner auf die Eroberung von "Lebensraum im Osten" gerichteten Zielsetzung nichts ändern sollte, hatte er kurz zuvor bereits Carl Jacob Burckhardt, den Völkerbundkommissar in Danzig wissen lassen:
"Alles, was ich unternehme, ist gegen Russland gerichtet; wenn der Westen zu dumm und zu blind ist, dies zu begreifen, werde ich gezwungen sein, mich mit den Russen zu verständigen, den Westen zu schlagen und dann nach seiner Niederlage mich mit meinen versammelten Kräften gegen die Sowjetunion zu wenden."