-"Die Frage ist: Was meinen Studierende, wenn sie 'Praxisbezug' sagen, und inwiefern können sie überhaupt beurteilen, ob ihr Studium ihnen einen solchen Praxisbezug implizit nicht immer bietet."
-"Ich kann das gut verstehen, dass die Studierenden diesen Wunsch verspüren, und ich erkläre mir das so: Das ist die Ungeduld derjenigen, die es nicht erwarten können, mit den wahren Vorgängen des tatsächlichen Lebens konfrontiert zu werden, also mit der Lebenswelt in Berührung zu kommen, auf die sie ja hin studieren."
- "Die Praxisorientierung und die Anwendungsbezogenheit sind natürlich inhärenter Bestandteil des Profils von FHs, ich glaube aber, dass wir eine Reihe von übergeordneten Entwicklungen haben in der Gesellschaft, in der Hochschulpolitik: Globalisierung, neue Studierendengruppen, die natürlich in die Arbeitswelt gehen werden."
- "Ich denke, dass junge Leute, die etwas investieren, auch genau wissen wollen, wofür sie etwas investieren. Da muss auch ein entsprechender Ertrag sein, ansonsten lohnt sich Anstrengen ja erst gar nicht."
Die Generation Y ist eine Generation der Realisten. Sie ist nüchtern und genau in der Wahrnehmung ihrer Umwelt. Da ihre Zukunftsperspektive während ihrer gesamten Jugend unsicher schien, ist sie es schon lange gewohnt, sich immer mehrere Optionen offen zu halten.
Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann beschreibt mit dem Etikett "Generation Y", also "Generation Warum", die heutige Studierendenschaft. Geboren zwischen 1985 und 2000, sei sie überzeugt, dass zwar nichts mehr sicher sei im Leben, aber dass es trotzdem immer irgendwie weitergehe.
Alles dreht sich um ein Ziel: in Beruf und Karriere voranzukommen, um sich damit eine Zukunft zu sichern.
Wunsch nach mehr Praxisbezug und Pflichtpraktika
Der jüngste Studierendensurvey, die regelmäßige repräsentative Befragung der jungen Leute durch Forscher der Universität Konstanz, hat zwei Dinge erstaunlich deutlich gezeigt: Vier Fünftel der Befragten wünschen sich mehr Praxisbezug im Studium, plädieren sogar für Pflichtpraktika. Und über die Hälfte hat Angst, an der Hochschule zu versagen.
"Es ist richtig, dass das mit Sicherheit mit der Angst vor der Zukunft zu tun hat."
Christa Mock, seit 25 Jahren Studienberaterin an der Universität Köln, betreut für die Hochschulrektorenkonferenz, HRK, den Hochschulkompass, eine Datenbank über die rund 400 Hochschulen in Deutschland.
"Die Generation heute ist überwiegend sehr gut versorgt, hatte im Grunde erlebt, was Eltern ihnen bieten konnten und möchten, dass sie das auch können. Ich möchte mein Auskommen haben, ich möchte ein komfortables Leben haben, ich möchte eine Sicherheit haben, ist meines Erachtens ein ganz natürliches Bedürfnis. Kann man sich ja auch verschaffen, können wir aber nicht bieten. Die Welt ist voller Risiken."
Ein Studium bedeutet nicht: Heute fange ich mit dem Fach XY an und morgen werde ich Tätigkeit Z ausüben. Lebenslang. Mehr als ein Drittel aller berufstätigen Akademiker befindet sich in sogenannten "unständigen" Beschäftigungsverhältnissen, muss flexibel arbeiten und leben.
"Insofern schaffe ich mir mit meinem Studium eine Grundlage, um darauf zu reagieren, was in Zukunft auf mich zukommt. Und Vertrauen in die Zukunft, das ist etwas, was ein Stück fehlt."
Andererseits konstatiert die langjährige Studienberaterin Christa Mock - ebenso wie der Studierendensurvey – ein stetig schrumpfendes Interesse an politischen und gesellschaftlichen Fragen. Zu viele Optionen blockierten darüber hinaus die Entscheidungsfreude. Es wundert sie nur wenig, wenn immer mehr Ratsuchende im Gespräch über Ideen, Wünsche und somit mögliche Studieninhalte das Chillen, also Abhängen, als ihre große Leidenschaft bezeichnen.
"Zu Chillen gibt es kein passendes Studium"
"Da fehlt das ganz Entscheidende, der Kern dessen, an den man anknüpfen könnte, als Studienberaterin, um zu sagen: Schauen Sie sich das mal an, es gibt Möglichkeiten an der Universität, es gibt Möglichkeiten an der Fachhochschule, es gibt Möglichkeiten im dualen Studium und und und. Aber zu Chillen gibt es kein passendes Studium."
Zu beinahe allen anderen Interessenlagen hat das deutsche Hochschulsystem aber inzwischen ein Angebot hervorgebracht. Die Frage ist nur, ob die jungen Menschen die Unterschiede rechtzeitig zum Zeitpunkt ihrer Studienwahl begreifen. Der Wissenschaftsrat, der auch die Bundesregierung berät, überprüft laufend, inwieweit Hochschulen und gesellschaftliche Bedürfnisse einander anpassen können und sollen. Sabine Behrenbeck, Programmleiterin "Tertiäre Bildung" beim Wissenschaftsrat:
"Im Endeffekt kommen dabei drei verschiedene Profile heraus: Das praxisnächste Profil ist das duale Studium, wo die betriebliche Einsozialisierung am größten ist, aber möglicherweise anschließend Zeit des Berufslebens ein größerer Weiterbildungsbedarf erforderlich sein kann. Auf der anderen Seite des Kontinuums steht die universitäre Ausbildung, die sicherlich die theoretischste ist, aber einen Experten, eine Expertin hervorbringen soll, die Zeit ihres Berufslebens in der Lage sein sollte, flexibel sich neuen Erfordernissen anzupassen, sich selbstständig einzuarbeiten und insofern die wenigste angeleitete Weiterbildung benötigen dürfte. In der Mitte stehen die Fachhochschulen, die in ihren Studiengängen eine Praxisphase vorsehen.
Die Forderung der Studierenden im diesjährigen Survey nach mehr Praxis an den Hochschulen teilt der Wissenschaftsrat nicht.
"Jetzt von der Universität zu verlangen, dass sie auf Rot schaltet, weil man sich Rot wünscht, obwohl eigentlich die Universität auf Blau geschaltet ist, ist ein bisschen viel verlangt und geht an der Eigenlogik und dem Profil der Hochschultypen vorbei."
Auch Unis vermitteln berufsrelevante Fähigkeiten
An der Uni steht das Fachwissen zwar im Vordergrund. Doch werden berufsrelevante Fähigkeiten vermittelt, die vielen Studierenden erst viel später bewusst werden. Wer sich für Germanistik oder Politologie einschreibt, erkennt vielleicht nicht im ersten Semester, bei welcher Firma er später damit anheuern kann. Aber er lernt - mit etwas Glück - zum Beispiel den Umgang mit komplexen Zusammenhängen, über Google hinaus zu recherchieren, Projekte entlang einer These zu entwerfen und im Zeitplan umzusetzen.
Es gehören aber auch dazu, so Sabine Behrenbeck: Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz und kommunikative Fähigkeiten. Dinge, die von Arbeitgebern hoch geschätzt werden.
"Wenn ich jetzt das Studium dem Berufsleben angleiche, dann nehme ich dem Studium, was es von seinem Wesen her braucht: nämlich diesen Freiraum zum Denken, zum Lernen, zum Fehlermachendürfen. Und das sollte man sich gut überlegen, ob dieser Verlust nicht zu groß wäre."
"Ich bin schon ein Anhänger der These, dass nichts praktischer ist als eine gute Theorie."
Professor Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes:
"Diese Phase einer theoretisch-wissenschaftlichen Ausbildung, die notwendigerweise ein hohes Maß an Abstraktion mit sich bringt, die ist auch gesund, die tut auch gut. Diese Phase, auf die wir dann mit einer gewissen Verklärung zurückschauen, die hat uns das Rüstzeug gegeben, den Wechselfällen und den Herausforderungen der Berufswelt später souverän zu begegnen. Das ist der Sinn dieses universitären Studiums."
"Nichts ist praktischer als eine gute Theorie"
Bernhard Kempen, Staatsrechtler aus Köln, reagiert als Standesvertreter der Wissenschaftler auf den Vorwurf mangelnder Praxisvermittlung:
"Wir sehen selbstverständlich sehr genau hin, was die Bedürfnisse der Berufswelt sind, wir sehen auch den gesellschaftlichen Wandel, wir versuchen, das im Studium aufzugreifen und selbstverständlich in die Studieninhalte einzuarbeiten, also: 'Elfenbeinturm' ist immer so ein bisschen: Ihr seid so die Eierköppe, die keine Ahnung haben, was draußen vorgeht. Das ist so nicht richtig, es war zu keiner Zeit, glaube ich, richtig."
Eine Ausbildung am Markt vorbei kann selbstverständlich nicht der Sinn eines Universitätsstudiums sein – und doch lässt es sich auch nicht nur nach dem "Input-Output"–Schema beurteilen.
"Das ist so eine Art Vollkaskomentalität: Ich gehe da rein und dann muss es aber eine Garantie geben, dass ich am Ende auch erfolgreich daraus komme, am besten erfolgreich bis zum Lebensende. Wir sagen ganz deutlich: Diese Garantie können wir an den Universitäten nicht geben, die kann niemand geben. Employability ist nicht das Maß der Dinge. Das kann es nicht sein. Wir sind nicht die verlängerte Werkbank und auch nicht der Zulieferbetrieb für Gesellschaft und Wirtschaft."
Ein Drittel aller Studierenden ist an Fachhochschulen eingeschrieben
Und doch hat der Boom der Fachhochschulen mit ihrem stärkeren Anwendungsbezug auch die klassischen Universitäten unter Druck gesetzt. Inzwischen ist ein Drittel aller Studierenden an den Fachhochschulen eingeschrieben. Und wenn es nach denen geht, soll sich das Verhältnis zwischen Uni- und FH-Studierenden sogar umdrehen: In einer jüngst für das Centrum für Hochschulentwicklung erstellten kleinen Studie fordern FH-Leitungen staatliche Unterstützung dafür, ihren Anteil auf zwei Drittel aller Studierenden ausbauen zu können.
Die studentische Forderung nach Praxisbezug gibt den FHs dabei Rückenwind. Gleichzeitig aber streben sie auch nach wissenschaftlichem, sprich universitärem Profil: ein echter Spagat. Die vom Centrum für Hochschulentwicklung befragten FH-Chefs waren sich daher auch nicht ganz einig, ob eine Angleichung an die Unis – der Begriff heißt Konvergenz - tatsächlich stattfindet oder etwa zu wünschen ist. In jedem Fall aber wollen sie den Ruf der wissenschaftlichen Zweitklassigkeit abschütteln.
"Wir sind in der Forschungslandkarte der HRK mit drin."
Zankapfel: Promotionsrecht
Professor Michael Teuscher, Rektor der FH Neubrandenburg und Sprecher der Fachhochschulen in der Hochschulrektorenkonferenz, HRK.
"Da lässt sich das gut erkennen, wie profiliert die Forschung an Fachhochschulen ist und ich denke, das lässt zu, dass die sehr forschungsstarken Bereiche an Fachhochschulen, für die wir das Promotionsrecht fordern, dass wir hier Teilhabe nehmen können an Exzellenzinitiativen, an regionalen Clustern, die vielleicht in der nächsten Wettbewerbsrunde des Exzellenzwettbewerbs Bestandteil werden könnte."
Wie auch immer die nächste Exzellenzrunde ausgeht – der Zankapfel, an dem sich die Spannung zwischen Uni und FH gut erkennen lässt, ist das Promotionsrecht. Die Möglichkeit, in einem Fach auch den Doktor zu vergeben, wollen die Unis nicht teilen, die FHs aber unbedingt haben. Bernhard Kempen, Vertreter der klassischen Universität, schlägt einen Lösungsweg vor:
"Wenn ich Fachhochschulvertreter wäre, dann würde ich alles daransetzen, um genau in diese Richtung das Profil weiter zu schärfen und würde mich dann übrigens auch bemühen, einen eigenen akademischen Grad zu entwickeln, der parallel zum Doktorgrad der Universitäten aufgestellt ist."
Eine Profilschärfung wäre sicherlich vonnöten. Für beide Systeme. Zu sehr hat die Umstellung des deutschen Studienbetriebs auf die Bachelor- und Masterabschlüsse durch den sogenannten Bolognaprozess die Verhältnisse auch zwischen Unis und Fachhochschulen verschoben. Rein formal ist der Uni-Bachelor jetzt der gleiche wie der FH-Bachelor, doch in der Sache sind die Unterschiede groß. Der Theorieschock steht am Anfang eines akademischen Studiums, der Praxisschock am Ende. Beim FH-Studium sind beide Übergänge leichter. FH-Rektor Teuscher:
FH und Uni brauchen Profilschärfung
"Ich glaube, dass wir eine Reihe von übergeordneten Entwicklungen haben in der Gesellschaft, in der Hochschulpolitik: Globalisierung, neue Studierendengruppen mit Migrationshintergrund, Erststudierende in ihrer Familie, die Antworten suchen und die alle nicht ins Wissenschaftssystem einsteigen wollen später, sondern die natürlich in die Arbeitswelt gehen werden.
In der Folge sollten natürlich viele dieser Studierenden an die Fachhochschule gehen, weil wir aufgrund der Herkunft unseres Kollegiums die Praxisorientierung in Forschung und Lehre selbst erfahren haben aufgrund der biografischen Hintergründe unserer Professorinnen und Professoren."
Für die vier Fünftel der Befragten im 2014er Studierendensurvey mit dem dringenden Praxiswunsch wäre die FH eine gangbare Alternative: Praxisorientierung plus Berufsvorbereitung schätzten der überwiegende Teil der dort befragten Studenten an Fachhochschulen als charakteristisch für ihr Studienfach ein, eine gute Berufsvorbereitung bescheinigten allerdings nur 35 Prozent ihrem Fach.
Sollten die Studierenden dagegen doch den Wunsch nach wissenschaftlicher Vertiefung spüren, können sie etwa nach einem Master an der FH zur Promotion an die Uni wechseln – wobei die Schilderungen, wie gut solche Kooperationen funktionieren, unterschiedlich ausfallen. Für die außer-akademische Karriere ist der Prestigeunterschied zwischen Uni- und FH-Abschluss mittlerweile irrelevant, so Sabine Behrenbeck vom Wissenschaftsrat:
Duale Hochschulen machen Fachhochschulen Konkurrenz
"Es ist sogar so, dass inzwischen die Bachelor von den Fachhochschulen auf dem Arbeitsmarkt gerade in der Industrie wesentlich begehrter sind als die universitären Bachelor und dort auch häufig höhere Eingangsgehälter haben und eine steilere berufliche Karriere machen. Das ist eine Chance, dass sich Fachhochschulen nicht mehr am Leitbild 'Universität' orientieren müssen, sondern das, was sie selbst zu bieten haben, im Unterschied zur Universität, stärker deutlich machen können und damit attraktiver werden für Schulabsolventen."
Auch das Angebot an industriebezogener Hochschulbildung hat sich bereits ausdifferenziert. Die Fachhochschulen bekommen ihrerseits Konkurrenz von den Dualen Hochschulen.
"1974 wurden zunächst Berufsakademien gegründet."
Professor Reinhold Geilsdörfer ist Präsident der größten, ältesten und renommiertesten Dualen Hochschule, der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, DHBW; ein Modell mit den größten Zukunftschancen, so Jugendforscher Klaus Hurrelmann in seinem Buch über die Generation Y.
"Und hinter diesen Gründungen standen große Unternehmen, die mit der doch sehr theoretisch orientierten Ausbildung an den traditionellen Hochschulen nicht so ganz glücklich waren und dann ein Modell mit einer sehr starken Praxisintegration ins Leben gerufen haben."
Der Anfang war nicht leicht. Gestartet wurde mit 50 Studierenden und 16 Unternehmen. Heute sind es 25.000 Studierende und Dutzende Unternehmen. Das Studium selbst besteht aus 50 Prozent Praxis in der Firma und 50 Prozent Theorie an der Hochschule. Die größte Hürde: Jeder Studienanfänger muss für das DHBW-Studium nicht nur das Abitur, sondern auch einen Vertrag mit einem Unternehmen in der Tasche haben. Und die Arbeitgeber testen ihre zukünftigen Mitarbeiter auf Herz und Nieren, bevor sie ihnen das Studium bezahlen.
"Wenn man die Studierendenschaft der DHBW betrachtet, dann ist zunächst mal zu sagen, dass wir tatsächlich die besten Abiturientinnen, Abiturienten bekommen. Wenn man die Hochschularten vergleicht, dann sind unsere Durchschnittsnoten deutlich besser als an allen anderen Hochschularten inklusive Universitäten. Durch die Assessments bei den Unternehmen wird sehr stark die Motivation und die Zielorientierung hinterfragt. Wir haben junge Menschen, die sehr rasch ein Ziel erreichen wollen."
Erfolgsmodell: Duale Hochschule Baden-Württemberg
Die Auserwählten wissen genau, was sie wollen: eine Managementkarriere. Dass man da mitunter nicht so sehr nach rechts oder links schaut, sondern konzentriert sein Studium durchzieht, versteht sich von selbst. Die steilen Karriereverläufe der Absolventen sprechen für sich. Die DHBW steht da als Erfolgsmodell.
"Was uns Sorge macht, ist, dass Modelle gefahren werden, wo man sagt, die Studierenden machen ein Praktikum, und dann nennt man das duales Studium. Das ist natürlich völlig abwegig. In der Tat haben wir momentan viele Anbieter, die uns da Sorgen bereiten, weil sie diese Marke mit ihrem Angebot ein Stück weit beschädigen."
Nicht nur sehr viele private Anbieter tummeln sich auf dem lukrativen Markt, außerhalb Baden-Württembergs firmieren die unterschiedlichsten Modelle als "duales Studium". Das hatte man in Stuttgart so nicht vorhergesehen und keinen Markenschutz geplant. Eine weitere Baustelle ist auch bei dieser Studienform dem Bolognaprozess geschuldet. Reinhold Geilsdörfer:
"Wir sind eine Hochschule, die sich sehr stark auf Bachelorstudiengänge konzentriert, aber wir spüren bei den jungen Menschen, dass ein immer größerer Anteil nach dem Bachelorabschluss uns sagt: Wir wollen weiter studieren, wir wollen uns weiter qualifizieren. Wir haben auf der anderen Seite die Forderung der Unternehmen, die uns sagen: Wir haben viel investiert Zeit und Geld in das Bachelorstudium. Wir wollen natürlich, dass die jungen Menschen zu uns ins Unternehmen kommen und bei uns tätig werden, bei uns arbeiten."
Land und Arbeitgeber haben bereits reagiert: In Heilbronn wird ein "Center for Advanced Studies" gegründet, für 2.000 Masterplätze bis 2020. Die Verträge mit den Unternehmen werden entsprechend umgestaltet und erweitert. Bislang für 430 Studierende. Das klingt erst einmal – angesichts der rund 500.000 jungen Leute, die aktuell pro Jahr an die Hochschule drängen – nicht nach viel. Doch ist es ein Zeichen, das Studierwillige und ihre Eltern verstehen sollten. Viele, die ihren Schulabschluss in der Tasche haben, wissen schlicht nicht, was sie wollen, und schreiben sich aus Verlegenheit an einer Universität ein, weil das so viele machen.
Vielleicht aber wissen die Abiturienten und vor allem auch ihre Eltern gar nicht um die Vorzüge eines praktisch orientierten Studiums, wie es an der FH oder der Dualen Hochschule möglich ist. Für sie heißt Studieren immer noch: Universität. Diese kann ihnen aber nicht die Berufsorientierung bieten, die sie suchen. Möglicherweise haben die Rektoren der Fachhochschulen recht darin, wenn sie sagen: Uns gehört künftig die Mehrheit der Studierendenschaft. Wir verlangen Aufwertung.
Jeder in der Generation Y weiß intuitiv, dass der richtige Abschluss heute über Erfolg oder Misserfolg im Leben entscheidet.